Sennheiser Momentum 4 Wireless im Test: Klanglich und preislich eine Alternative zum WH-1000XM5

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Sennheiser überarbeitet das Design der Serie mit dem Momentum 4 Wireless vollständig. Klanglich ist der neue ANC-Kopfhörer dem Sony WH-1000XM5 überlegen, beim ANC jedoch nicht. Die Akkulaufzeit von rund 60 Stunden mit ANC und der Tragekomfort überzeugen ebenso wie der im Vergleich zum Vorgänger verbesserte Funktionsumfang.

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Klanglich und preislich eine Alternative zum WH-1000XM5
    1. Die Technik im Sennheiser Momentum 4 Wireless
    2. Steuerung über Touchfläche
    3. Anpassungen in der Sennheiser-Smart-Control-App
    4. Verarbeitung und Tragekomfort
  2. 2 Klang, ANC, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit
    1. Klang des Sennheiser Momentum 4 Wireless
    2. Analyse des Frequenzverlaufs
    3. ANC kann nicht mit dem des WH-1000XM5 mithalten
    4. Natürliche Transparenz ist etwas zu leise
    5. Verständliche Telefonie
    6. Latenz im Vergleich
    7. Fazit

Der Sennheiser Momentum 4 Wireless tritt das Erbe der Serie an und muss unter Beweis stellen, dass der Premium-Kopfhörer auch nach dem Verkauf der Consumer-Sparte von Sennheiser weiterhin überzeugen kann. Als „perfekte Balance zwischen überragendem Klang und außergewöhnlichem Design“ bricht der Momentum 4 Wireless mit dem Design des Vorgängers, wie es zuletzt auch Sony mit dem ANC-Kopfhörer WH-1000XM5 (Test) gewagt hatte. Zudem soll mit dem neuen Modell abermals die aktive Geräuschunterdrückung verbessert worden sein.

Neben einer Akkulaufzeit von bis zu 60 Stunden verspricht Sennheiser neben einem Transparenzmodus und einem eingebauten Equalizer eine neue Funktion zur individuellen Klanganpassung, mit der Träger den Klang den persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen anpassen können sollen.

Der Sennheiser Momentum 4 Wireless kann ab heute weltweit vorbestellt werden. Er ist in Schwarz und Weiß erhältlich. Die Auslieferung und der Verkauf starten ab dem 23. August. Der Preis beträgt 349,90 Euro, womit der Kopfhörer deutlich unter der unverbindlichen Preisempfehlung des Sony WH-1000XM5 (419 Euro) liegt. Sonys Konkurrent wird derzeit im Handel allerdings schon für etwas über 370 Euro angeboten.

Sennheiser Momentum 4 Wireless: Reiseetui mit Kabeln und Flugzeugadapter

Neben einem 2,5-auf-3,5-mm-Audiokabel erhalten Käufer des Momentum 4 Wireless ein Reiseetui, im Gegensatz zu Sony noch einen Flugzeugadapter und ein USB-A-auf-USB-C-Ladekabel.

Die Technik im Sennheiser Momentum 4 Wireless

Erneut 42 mm große Treiber

Die dynamischen Audio-Treiber des Momentum 4 Wireless messen 42 mm im Durchmesser. Damit sind sie genauso groß wie beim Momentum 3 Wireless und deutlich größer als die nur noch 30 mm großen Treiber des Sony WH-1000XM5. Die Größe allein ist aber kein Garant für Qualität. Den Frequenzgang gibt Sennheiser identisch zum Vorgänger mit 6 Hz bis 22 kHz und die Sensitivität mit 106 dB SPL (1 kHz) an. Der Klirrfaktor soll bei weniger als 0,3 Prozent (1 kHz, 100 dB SPL) liegen. Die Impedanz beträgt 470 Ohm aktiv beziehungsweise 60 Ohm passiv.

Sennheiser Momentum 4 Wireless

Bluetooth 5.2 mit Multipoint, AAC und aptX Adaptive

Als Bluetooth-Standard kommt beim Momentum 4 Wireless die aktuelle Version 5.2 zum Einsatz. Zudem unterstützt Sennheiser Multipoint, so dass zwei Endgeräte gleichzeitig mit dem Kopfhörer verbunden sein können. So lässt sich die Wiedergabe jederzeit wechseln, ohne erst manuell die Geräteverbindungen trennen und koppeln zu müssen, und auf Wunsch können Anrufe des Smartphones angenommen werden, auch wenn der Kopfhörer beispielsweise gerade mit dem Tablet verbunden ist.

Neben SBC werden als Audiocodecs Qualcomms aptX und aptX Adaptive sowie AAC unterstützt. aptX Adaptive ist nicht nur abwärtskompatibel zu aptX und aptX HD, sondern nutzt eine variable Bitrate von 276 bis 420 kbit/s. So soll der Codec eine vergleichbare Qualität wie ein kabelgebundener Kopfhörer bei der Audiowiedergabe in 24 Bit/96 kHz liefern. Bei der Sampling-Tiefe bietet aptX Adaptive nämlich statt der üblichen 16 auch 24 Bit und bei der Abtastrate neben 44,1 kHz und 48 kHz auch 96 kHz. Um von aptX Adaptive zu profitieren, muss das eingesetzte Endgerät den Codec aber ebenfalls unterstützen. In der Regel ist dies nur bei High-End-Smartphones mit Qualcomm-SoC der Fall.

Sennheiser Momentum 4 Wireless

Neues Design verzichtet auf Retro-Look

Beim Momentum 3 Wireless setzt Sennheiser beim Kopfband auf Leder und Edelstahl, in dessen Führung die Ohrmuscheln gleiten. Diesen Retro-Look gibt der Hersteller mit dem Momentum 4 Wireless vollständig auf, setzt auf eine klassische Bügelaufhängung der Ohrmuscheln und verzichtet auf echtes Leder am Kopfband. Stattdessen ist die Oberseite des Kopfbands mit Stoff bespannt, wie er bei Sennheiser etwa auch beim Ladecase der Momentum True Wireless 3 zum Einsatz kommt. Im Inneren des Kopfbands kommt beim Momentum 4 Wireless ebenfalls weiterhin Metall zum Einsatz, zu sehen ist dies für den Nutzer jedoch nicht. Wie bei den Sony WH-1000XM5 werden die Ohrmuscheln nicht mehr auf einer Führung des Kopfbandes verschoben, sondern die Stege des Kopfbandes ein- und ausgefahren. Das neue Design soll für einen Tragekomfort sorgen, der es erlaubt, den Kopfhörer den ganzen Tag zu tragen.

Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless: Stoff statt Leder am Kopfband

Das neue Design erlaubt es auch, die Ohrmuscheln um je 90 Grad nach vorne und hinten zu drehen, um den Kopfhörer um den Hals gelegt zu tragen oder in der mitgelieferten Tragetasche flach hinzulegen und zu verstauen.

Jetzt mit 2,5-mm-Klinke

Schnittstellen befinden sich an der rechten Ohrmuschel. Neben USB-C zum Aufladen setzt Sennheiser auf einen Audioanschluss mit 2,5 mm statt der üblichen 3,5-mm-Klinke. Ein passendes Kabel von 2,5 auf 3,5 mm liegt bei, man kann so aber nicht jedes Kabel nutzen, das gerade griffbereit ist – im Alltag mitunter ein störendes Detail. An der rechten Ohrmuschel ist zudem der einzige Knopf am Kopfhörer platziert. Er erlaubt das manuelle Ein- und Ausschalten, indem er 3 Sekunden gedrückt wird, und das Bluetooth-Pairing, indem er 5 Sekunden gedrückt gehalten wird. Eine fünfstufige LED-Anzeige gibt über den aktuellen Status und den Ladestand des Kopfhörers Aufschluss.

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Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sennheiser Momentum 4 Wireless: USB-C und 2,5-mm-Klinke

Auch USB-Audio ist kein Problem

Wer statt analoger Klinke lieber über USB Musik an den Momentum 4 Wireless übertragen möchte, kann dies wie beim Vorgänger und im Gegensatz zum Sony WH-1000XM5, der dies nicht beherrscht, ebenfalls tun. Beispielsweise über USB-C mit einem Android-Smartphone verbunden, spielt der Sennheiser Momentum 4 Wireless sofort Musik ab oder kann für den Sound in Spielen genutzt werden – wie immer muss er hierfür eingeschaltet sein. Auch die Wiedergabesteuerung, das ANC, der Transparenzmodus und die Lautstärkeregelung über den Kopfhörer sind bei der Nutzung über USB möglich.

Das Gewicht des Sennheiser Momentum 4 Wireless liegt bei 293 g, womit er etwas schwerer als der rund 250 g schwere Sony WH-1000XM5 ist, aber leichter als der Vorgänger Momentum 3 Wireless, der auf 306 g kommt.

Technische Daten des Sennheiser Momentum 4 Wireless im Vergleich

Sennheiser Momentum 4 Wireless
Sony WH-1000XM5
Sony WH-1000XM4
Sony WH-1000XM3
Bowers & Wilkins PX5
Montblanc MB 01
Sennheiser Momentum 3 Wireless
beyerdynamic Amiron wireless copper

Wandlerprinzip
dynamisch, 42 mm
dynamisch, 30 mm
dynamisch, 40 mm
dynamisch, 35 mm
dynamisch, 40 mm
dynamisch, 42 mm
Tesla, dynamisch

Bauform
Geschlossen

Frequenzgang
6–22.000 Hz
4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC)
10–30.000 Hz
10–20.000 Hz
6–22.000 Hz
5–40.000 Hz (Kabelbetrieb)

Nennimpedanz
60 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv
16 Ohm passiv, 48 Ohm aktiv
k.A.
16 Ohm passiv, 47 Ohm aktiv
20 Ohm
32 Ohm
100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv
32 Ohm

Kennschalldruck
106 dB
100 dB (Kabel, passiv), 102 dB (Kabel, aktiv)
101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv)
101 dB
k. A.
100 dB
99 dB
100 dB

Klirrfaktor
< 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL)
k. A.
< 1 %
< 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL)
< 0,05 % bei 500 Hz

Kabel
2,5-mm-Klinke
3,5-mm-Klinke, 1,2 m
3,5-mm-Klinke, 1,0 m
3,5-mm-Klinke auf USB-C
3,5-mm-Klinke
3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m

Bluetooth
5.2
5.0
4.2
5.0
4.2

Unterstützte Codecs
SBC, AAC, aptX, aptX Adaptive
SBC, AAC, LDAC
SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC
SBC, aptX Adaptive, AAC
SBC, aptX, aptX LL, AAC
SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC

Akkulaufzeit
60 Stunden (mit ANC)
30 Stunden (mit ANC), 40 Stunden (ohne ANC)
30 Stunden (mit ANC)
25 Stunden (mit ANC)
20 Stunden (ohne ANC)
17 Stunden (mit ANC)
30 Stunden

Ladezeit
2 Stunden
3,5 Stunden
3 Stunden
2 Stunden
3 Stunden
2 Stunden

Akkukapazität
700 mAh
1.200 mAh
k. A.
730 mAh
330 mAh
1.050 mAh

Ladebuchse
USB-C

Gewicht (ohne Kabel)
293 g
250 g
251 g
255 g
241 g
280 g
306 g
400 g

Vier Mikrofone sollen auch Windgeräusche unterdrücken

Insgesamt vier Beamforming-Mikrofone (2×2) sollen eine hohe Verständlichkeit auch bei der Telefonie erzielen. Eine automatische Unterdrückung von Windgeräuschen soll die Sprachqualität selbst in schwierigen Umgebungen gewährleisten. Aussagen, die im weiteren Verlauf des Tests noch geprüft werden. Der Frequenzgang der Mikrofone liegt bei 50 Hz bis 10 kHz.

60 Stunden Akkulaufzeit mit Fast Charging

Die 60 Stunden Akkulaufzeit, die Sennheiser in Verbindung mit AAC bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem ANC verspricht, werden mit einem Schnelllademodus kombiniert. Dieser soll nach einem Ladevorgang von lediglich zehn Minuten weitere sechs Stunden Akkulaufzeit gewährleisten. Zudem verfügt der Kopfhörer über eine Auto-On/Off-Funktion, die ihn einschaltet, wenn man ihn hochhebt, und nach 15 Minuten (Werkseinstellung) ausschaltet, wenn man ihn ablegt, um Energie zu sparen. Auch der Vorgänger bot eine solche automatische Funktion über die Scharniere der Ohrmuscheln.

Im Test erreicht der Sennheiser Momentum 4 Wireless eine Akkulaufzeit von rund 56 Stunden, wobei bei mittlerer Lautstärke ein bunter Musikmix bei wechselnder Umgebungslautstärke mit maximalem ANC und aptX Adaptive wiedergegeben wurde. Im Vergleich zum Vorgänger, der offiziell eine Akkulaufzeit von 17 Stunden erreicht, hat Sennheiser in diesem Bereich also deutlich zugelegt.

Das vollständige Aufladen des Kopfhörers dauert etwas über zwei Stunden und ist somit auch schneller als beim Vorgänger, bei dem es rund drei Stunden braucht. Geladen wird über den USB-C-Anschluss an der rechten Ohrmuschel. Der Akku im Kopfhörer weist eine Kapazität von 700 mAh (2,7 Wh) auf und stammt von Synergy (AHB413645PCT). Sennheiser setzt dieses Modell auch schon im MB 660 und PXC 550 ein. Im Momentum 3 Wireless beträgt die Akkukapazität lediglich 330 mAh – einer der Gründe für die deutlich bessere Akkulaufzeit des Momentum 4 Wireless. Während des Ladens kann weiterhin Musik gehört werden.

Sennheiser Momentum 4 Wireless

Steuerung über Touchfläche

Die Steuerung erfolgt nicht mehr über mehrere Tasten, sondern über ein Touchfeld in der rechten Ohrmuschel. Dies wird durch das neue Design des Kopfhörers überhaupt erst möglich, denn beim Momentum 3 Wireless ist die Aufhängung der Ohrmuscheln am Bügel in der Mitte der Ohrmuscheln platziert. Über den Touchsensor des Momentum 4 lassen sich sowohl die Wiedergabe als auch das ANC und Anrufe des Smartphones steuern. Lediglich der Sprachassistent des Smartphones wird über den Ein-/Ausschalter aktiviert, indem letzterer ein Mal kurz gedrückt wird.

Gute Bedienung auch ohne Tasten

Auf der Touchfläche kann hingegen getippt und gewischt werden. Einmaliges Tippen startet oder pausiert die Wiedergabe. Wird nach vorne gewischt, wird einen Track weitergesprungen. Ein Wisch zurück springt einen Track zurück. Das funktioniert erstaunlich zuverlässig, auch wenn man sich nicht besonders auf das Wischen konzentriert und nicht darauf achtet, die Fläche immer perfekt von einem Ende zum anderen zu überstreichen. Mit zweifachem Tippen wird zwischen ANC und Transparenzmodus gewechselt. Auch die Lautstärke kann über Wischgesten am Kopfhörer geregelt werden. In diesem Fall muss nach oben oder unten gewischt werden. Dies erfolgt ebenfalls zuverlässig. Erreicht man die Lautstärkegrenzen, weist der Kopfhörer darauf hin. Grundsätzlich begleiten kurze Signaltöne die Bedienung.

Nur das einmalige Tippen zum Starten und Pausieren sorgte im Test für ungewollte Aktionen, wenn der Kopfhörer verstellt oder sein Sitz angepasst wurde. Verhindern lässt sich dies nicht.

Sennheiser Momentum 4 Wireless

Die Anrufsteuerung ist zunächst gewöhnungsbedürftig, verhindert dafür aber allzu schnelle Fehleingaben. Statt bereits bei einmaligem Tippen einen Anruf anzunehmen, muss hierfür nach vorne gewischt werden. Aufgelegt wird durch einen Wisch nach hinten. Abgewiesen wird ein Anruf, indem die Touchfläche zwei Sekunden lang gedrückt gehalten wird. Zweifaches Tippen wechselt zwischen Anrufen und auch das Stummschalten des Mikros ist möglich, wofür der Ein-/Ausschalter ein Mal gedrückt werden muss.

ANC-Intensität per Pinch-Geste

Eine ungewöhnliche Option ist die Anpassung der ANC-Intensität direkt über den Touchsensor. Denn neben der Option, ANC und Transparenzmodus mit einem Doppeltippen umzustellen, kann man auch die von Smartphones bekannte Pinch-to-Zoom-Geste auf der Ohrmuschel benutzen. „Zoomt“ man mehrfach nach außen, wird die Intensität der Geräuschunterdrückung immer weiter reduziert, bis man schließlich bei maximaler Transparenz angekommen ist. „Zoomt“ man mit zwei Fingern von außen nach innen, wird hingegen die Intensität des Transparenzmodus reduziert und die Intensität der aktiven Geräuschunterdrückung Stück für Stück erhöht. Die Aus-Stellung sowohl von ANC als auch Transparenzmodus lässt sich so aber kaum treffen und kann auch über die Tasten nicht gezielt angesteuert werden.

Trageerkennung pausiert die Wiedergabe

Die Trageerkennung des Momentum 4 Wireless sorgt dafür, dass die Wiedergabe pausiert wird, wenn der Kopfhörer abgesetzt wird, und wieder einsetzt, wenn man sie wieder aufsetzt. Beim Vorgänger sorgte die über Sensoren umgesetzte Funktion immer wieder für eine ungewollte Musikunterbrechung, wenn man sich schnell bewegte. Beim neuen Modell setzt Sennheiser auf einen Infrarotsensor in der rechten Ohrmuschel, was für eine zuverlässige Erkennung sorgt und nicht die Probleme des Vorgängers aufweist. Allerdings reagiert die Trageerkennung nur dann, wenn man die rechte Ohrmuschel vom Kopf abhebt. Verschiebt man sie nur oder hebt man die linke Ohrmuschel an, reagiert die automatische Pausefunktion nicht, da der IR-Sensor kein Licht erkennt. Hebt man die rechte Ohrmuschel an, reagiert die Trageerkennung aber sehr schnell und sehr zuverlässig.

Sennheiser Momentum 4 Wireless: Infrarot-Sensor für die Trageerkennung

Mit Funktionen wie Speak-to-Chat und dem Aktivieren des Transparenzmodus durch das Auflegen der Handfläche bietet Sony beim WH-1000XM5 jedoch mehr Funktionen. Zudem können bei Sonys Kopfhörer der Google Assistant und Amazon Alexa unter Android und Alexa unter iOS auch rein per Sprache über das jeweilige Weckwort aktiviert werden, ohne die Bedienelemente nutzen zu müssen – das geht beim Momentum 4 nicht.

Anpassungen in der Sennheiser-Smart-Control-App

Der Momentum 4 Wireless ist ebenfalls mit der Smart-Control-App von Sennheiser kompatibel, die auch beim Vorgänger und den True-Wireless-In-Ears des Unternehmens für Anpassungen und zur Konfiguration des Kopfhörers genutzt werden kann. Beim erstmaligen Koppeln des Momentum 4 führt die App durch den Verbindungsprozess und zeigt ein gegebenenfalls verfügbares Firmware-Update an.

Unter dem Reiter „Mein Gerät“ stehen daraufhin Funktionen wie das Verbindungsmanagement, in dem man einstellen kann, zu welchen beiden Geräten sich der Kopfhörer verbinden soll, der Equalizer, der „Sound Check“, die Soundzonen, das ANC bzw. der Transparenzmodus und Sidetone zur Verfügung.

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Sennheiser Smart-Control-App mit Momentum 4 Wireless

Drei-Band-Equalizer mit „Sound Check“

Der Equalizer erlaubt keine Feineinstellung des Klangs, da es sich nur um einen Drei-Band-Equalizer handelt, der lediglich ein Anpassen der Tiefen, Mitten und Höhen erlaubt. Neben vorgegebenen Presets etwa zu Rock und Pop können auch die beiden Klangmodi „Bassanhebung“ und „Podcast“ aktiviert werden.

Hinter dem „Sound Check“ verbirgt sich eine Option, um individuelle Equalizer-Presets zu erstellen. Sie kann nur mit einem Benutzerkonto bei Sennheiser genutzt werden. Der Nutzer wählt, während er Muisk hört, verschiedene Presets aus, ohne zu wissen, welche Anpassung welches Preset genau vornimmt, und soll immer das wählen, was für ihn subjektiv am besten klingt. Im Anschluss landet man mit einem voreingestellten Preset in der Drei-Band-Equalizer-Ansicht der App und kann das so erstellte Presets speichern.

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Sennheiser Smart-Control-App mit Momentum 4 Wireless

Soundzonen passen Einstellungen dem Ort an

Hinter den Soundzonen verbirgt sich hingegen etwas, das man bereits vom WH-1000XM5 und anderen Sony-Kopfhörern kennt, nämlich die Anpassung der Einstellungen an den erkannten Ort des Trägers. Bis zu 20 Zonen kann der Nutzer festlegen, etwa für das Zuhause oder die Arbeit. Hierfür ist es notwendig, der App Zugriff auf den Standort zu gewähren. Zusätzlich können Orte anhand ihrer Adresse festgelegt werden, so dass man nicht an dem jeweiligen Ort sein muss, um eine Soundzone für ihn zu konfigurieren. Für jede Soundzone lässt sich der Radius, in dem sie um die Adresse gelten soll, zwischen 100 m und 1 km einstellen. Mit dem Betreten und Verlassen der Zone können die Geräusch-Einstellungen und der Equalizer angepasst werden. Wird etwa die Arbeit betreten, kann der Momentum 4 Wireless so automatisch auf den Transparenzmodus wechseln, beim Verlassen jedoch auf ANC umstellen, um unterwegs die Umgebung auszublenden – oder andersherum, je nach Vorliebe.

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Sennheiser Smart-Control-App mit Momentum 4 Wireless

ANC mit anpassbarer Intensität und Windgeräuschreduzierung

Beim ANC kann der Nutzer wie bereits erwähnt die Intensität verändern und nahtlos zwischen ANC und Transparenzmodus übergehen. Dies ist auch in der App über einen Schieberegler möglich. Zudem kann eingestellt werden, ob sich das ANC automatisch an die Umgebung anpassen soll. Im Untermenü verbergen sich zudem Einstellungen zur Windgeräuschreduzierung. Bot der Vorgänger die drei ANC-Modi „Maximal“, „Anti-Wind“ und „Anti-Druck“, so ist dies beim Momentum 4 nicht mehr der Fall, sondern bei der Windgeräuschreduzierung kann zwischen „Aus“, „Auto“ und „Max“ gewählt werden. Zudem kann man einstellen, ob beim Wechsel auf volle Transparenz die Musik pausieren soll.

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Sennheiser Smart-Control-App mit Momentum 4 Wireless

Über den Regler unter Sidetone kann der Nutzer hingegen einstellen, ob und wie laut er die eigene Stimme während Telefonanrufen hören möchte. Die eigene Stimme nicht gänzlich auszublenden hilft dabei, den Gesprächspartner nicht aus Versehen anzubrüllen.

Im Reiter „Einstellungen“ ist es hingegen möglich, Optionen wie die Trageerkennung für das automatische Pausieren und die Ausschaltautomatik zu regeln. Letztere kann deaktiviert werden und neben der Werkseinstellung von 15 Minuten auch auf 30 oder 60 Minuten angehoben werden. Zudem sieht man in diesem Reiter, welcher Audiocodec derzeit genutzt wird. Unter dem Menüpunkt „Kacheln“ können darüber hinaus die angezeigten Optionen im Reiter „Mein Gerät“ angepasst werden. Wer den „Sound Check“ oder das Verbindungsmanagement nicht angezeigt bekommen möchte, kann es hier deaktivieren.

Des Weiteren ist es möglich, über die App Firmware-Updates einzuspielen und auch der Akkuladestand des Kopfhörers ist in der App einsehbar. Bei Firmware-Updates sollte parallel keine Musikwiedergabe erfolgen, um die Übertragung deutlich zu beschleunigen.

Keine Anpassung der Steuerung

Eine Anpassung der Steuerung beziehungsweise der Touchgesten, etwa um gezielt einzelne Funktionen zu deaktivieren oder das Starten und Pausieren auf ein zweifaches Tippen zu legen, ist nicht möglich.

Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die die Smart-Control-App beim Momentum 3 Wireless bot, hat Sennheiser den Funktionsumfang der App somit sinnvoll erweitert. Eine Trennung nicht nur zwischen ANC und Transparenz, sondern zusätzlich auch für den Modus „Aus“ wäre wünschenswert, so dass der Nutzer alle drei Modi über den Kopfhörer durchschalten könnte. Zudem bietet der Equalizer nur eine rudimentäre Anpassung.

Verarbeitung und Tragekomfort

Der Sennheiser Momentum 4 Wireless ist ein deutlicher Bruch im Vergleich zum Vorgänger. Die Verarbeitung ist zwar auch beim neuen Modell tadellos und weist weder scharfe Kanten, Grate noch große Spaltmaße auf, dennoch strahlt der Momentum 3 Wireless mit perlgestrahltem Edelstahl und Leder etwas anderes aus – was aber nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten ist. Denn der Momentum 4 ist optisch deutlich moderner und wird trotz des großflächigen Einsatzes von Kunststoff eine breitere Zielgruppe ansprechen als der Vorgänger – vom aus der Zeit gefallenen Einsatz von Echtleder abgesehen.

Sennheiser Momentum 4 Wireless

Beim Tragekomfort hatte der Vorgänger jedoch mit einem zu lockeren Halt des Kopfbandes zu kämpfen, was beim Nachfolger mit neuem Design und weiterhin stufenloser Einstellung nicht mehr der Fall ist. Zudem können die Ohrmuscheln nun wie bereits erwähnt gedreht werden, so dass sich der Kopfhörer besser um den Hals tragen lässt. Einklappen lassen sich die Ohrmuscheln dafür aber nicht mehr.

Das Kunstleder der Ohrpolster sorgt dafür, dass man unter dem Momentum 4 Wireless schwitzt. Große Ohren stoßen zudem schnell an ihre Grenzen. Die Ohrpolster lassen sich auswechseln, sollten sie irgendwann durch die Nutzung verschlissen sein.

Der Tragekomfort ist hoch, was auch durch einen nicht zu hohen Anpressdruck erreicht wird. Bei wilden Kopfbewegungen verrutscht der Momentum 4 so jedoch etwas, ohne allerdings den Halt zu verlieren.

Sennheiser Momentum 4 Wireless: Auswechselbare Ohrpolster aus Kunstleder

Das Reiseetui des Momentum 4 Wireless und das neue, nicht klappbare Design des Kopfhörers haben zur Folge, dass das Kopfband immer wieder auf die kleinste Einstellung eingeschoben werden muss, wenn der Kopfhörer in der Tasche verstaut werden soll. Ein auf Dauer störender Umstand, so dass man die optimale Einstellung nur ungern wieder verstellt und stattdessen lieber das Etui weglässt. Die oft und zu Recht gescholtene Hülle der Apple AirPods Max (Test) verhindert genau dies effektiv – hat dafür aber andere Nachteile.