970 Evo Plus: Auch Samsung tauscht SSD-Komponenten aus

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Zu den Herstellern, die bei bestehenden SSD-Serien entscheidende Komponenten wechseln, zählt auch Samsung. Zumindest in Asien sind verschiedene Versionen des 1-TB-Modells der SSD-Serie 970 Evo Plus (Test) im Umlauf. Ein YouTube-Kanal macht auf die Unterschiede aufmerksam.

970 Evo Plus mit anderen Komponenten gesichtet

Im Video des YouTube-Kanals 潮玩客 sind die verschiedenen Versionen zu sehen. Die 970 Evo Plus 1 TB mit der Produktnummer MZVLB1T0HBLR und dem Produktionsdatum April 2021 besitzt die bekannte Ausstattung mit Phoenix-Controller (S4LR020) und 3D-TLC-NAND mit der Kennung K9DUGY8J5B-DCK0 aus der 96-Layer-Generation.

970 Evo Plus: alt oben, neu unten (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt oben, neu unten (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Die neue und zuvor unbekannte Version der 970 Evo Plus 1 TB trägt hingegen die Produktnummer MZVL21T0HBLU und ist mit dem Elpis-Controller (S4LV003) sowie 3D-NAND mit der Kennung K9DUGY8J5B-CCK0 bestückt. Der Elpis-Controller ist von der jüngeren und schnelleren Samsung 980 Pro (Test) bekannt und unterstützt bereits PCIe 4.0 x4, ist aber abwärtskompatibel zu PCIe 3.0 x4, was im Fall der Neuauflage der 970 Evo Plus vorliegt. Bei dem NAND dürfte es sich ebenfalls um 96-Layer-TLC-NAND, allerdings in einem anderen Package handeln.

970 Evo Plus mit geänderter Hardware (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Auch die Verpackung der neuen Version ist anders gestaltet. Im Video sind Bilder und Screenshots der alten Version mit der Ziffer „18“ beschriftet. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Firmware-Version: Die alte Version trägt die Version 2B2QEXM7 und die neue Version die 3B2QEXM7.

970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Leistung mal besser, mal schlechter

Die durchgeführten Benchmarks zeigen ein diverses Bild für den Leistungsvergleich der neuen mit der alten 970 Evo Plus. So erreicht die neue Version mit Elpis-Controller zum Beispiel im CrystalDiskMark und im AS SSD Benchmark insgesamt bessere Ergebnisse. Auffällig ist der deutlich höhere Wert bei RND4K Q1T1 von knapp 82 MB/s, während die alte Version nur auf rund 56 MB/s kommt. Auch der AS SSD Benchmark bescheinigt der neuen Version eine höhere 4K-Leistung, aber schlechtere Latenzen. In den Kopiertests der Software gibt es nur geringfügige Unterschiede, die insgesamt aber zugunsten der alten Version ausfallen.

970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt oben, neu unten (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Ein massiver Unterschied zeigt sich dann aber bei den Messungen zur andauernden Schreibleistung mit der Software HD Tune Pro. Die alte Version beginnt mit rund 1.750 MB/s und fällt nach gut 40 GB auf etwa 1.500 MB/s ab. Da Samsung den SLC-Cache zum Marktstart mit bis zu 42 GB angegeben hat, passen die Beobachtungen zu dieser Angabe.

970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Komplett anders verhält sich die neue Version: Die Schreibrate beginnt bei deutlich höheren > 2.500 MB/s und bleibt bis zu einer Schreibmenge von etwa 115 GB auf diesem Niveau. Erst dann fällt die Leistung ab, mit nur noch etwa 800 MB/s allerdings sehr deutlich. Die Messungen zeigen also einen erheblich größeren und schnelleren SLC-Modus auf. Nach dem Cache ist die Leistung aber nahezu halbiert. Das lässt vermuten, dass die neuen NAND-Packages insgesamt weniger Speicherchips beinhalten, die dafür aber eine höhere Speicherkapazität besitzen. Der Schreibdurchsatz einer SSD nach dem SLC-Cache hängt wesentlich von der Anzahl der Speicherchips ab, da durch viele parallele Zugriffe die Leistung steigt.

Gleichstand beim praktischen Transfertest

Im praktischen Einsatz kommt es auf die Größe der am Stück zu übertragenden Dateien an, ob die alte oder die neue Version schneller schreibt. Im Video wurden zum Test zwei Dateien mit einer Größe von zusammen 156 GB auf die beiden 970 Evo Plus geschrieben. Sehr gut erkennbar ist der deutlich länger zur Verfügung stehende SLC-Modus der neuen Version, die dadurch schnell einen Vorsprung erreicht. Gegen Ende bricht die Leistung aber auf etwas mehr als 800 MB/s ein, während die alte Version weiterhin mit über 1.500 MB/s schreibt. So läuft es am Ende bei der Dauer des Vorgangs praktisch auf einen Gleichstand hinaus.

970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))
970 Evo Plus: alt links, neu rechts (Bild: 潮玩客 (YouTube))

Bei noch größeren Transfers würde allerdings die alte Version mit der schnelleren Dauertransferrate klar die Führung übernehmen. Bis 115 GB liegen die Vorteile wiederum bei der neuen Version.

Weitere Tests, die auch Temperaturmessungen beinhalten, sind im Video zu sehen. Die neue Version mit Elpis-Controller wird demnach etwas wärmer.

Der Wechsel ist bei Samsung besser ersichtlich

Der (heimliche) Wechsel von SSD-Komponenten ist heutzutage gängige Praxis. Solange die Eigenschaften des Produkts nicht wesentlich verschlechtert werden und der Wechsel für Kunden ersichtlich ist, ist dies kein Problem. Bei Samsung ist nun zumindest anhand der Verpackung und der Produktnummern bereits vor dem Kauf die neue Version erkennbar. Zudem dürfte nur bei sehr großen Schreibtransfers ein Leistungsnachteil spürbar sein. Das offizielle Datenblatt hat Samsung bereits angepasst. In den Fußnoten wird nun nicht mehr die Leistung nach dem SLC-Modus (TurboWrite) angegeben.

Datenblätter zur 970 Evo Plus (links 2.0, rechts 3.0)

Dennoch wäre wünschenswert gewesen, auf die neue Version vor Einführung deutlicher aufmerksam zu machen und zu informieren. Wie es besser geht, hatte Samsung selbst vor einigen Jahren bei der SATA-SSD 850 Evo in Neuauflage (V2) vorgemacht. Allerdings gab es mit der neuen Variante seinerzeit auch keinerlei Nachteile, sondern nur Vorteile.

Viel Kritik für Crucial und WD

Bei jüngsten Beispielen anderer Hersteller liegt die Sache etwas anders: Der Wechsel bei der Crucial P2 SSD von TLC- auf QLC-NAND senkt die Leistung gerade in der Praxis massiv und sollte jenseits der unveränderten Garantiebedingungen auch die Haltbarkeit beeinträchtigen. Crucial hatte zwar zuvor schon einen späteren Wechsel auf QLC nicht ausgeschlossen, doch für Kunden ist nicht ersichtlich, welche Version sie im Handel erwerben.

Bei einer neuen Version der WD Blue SN550 fällt die Schreibleistung im TLC-Modus ähnlich wie bei der Samsung 970 Evo Plus deutlich niedriger als bei der alten Version aus. Bisher ist aber unklar, ob Kunden vor dem Kauf zwischen den Versionen unterscheiden können.

Das Vorgehen von Crucial wie auch Western Digital bei den genannten Beispielen sorgte nicht nur bei Lesern von ComputerBase, sondern weltweit für viele kritische Stimmen.

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