Xiaomi Mi 11 im Test: Top-Smartphone sucht letzten Feinschliff

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Xiaomi startet mit dem Mi 11 in das neue Jahr und liefert damit im High-End-Segment ein überzeugendes Gesamtpaket ab, dessen Potenzial der Hersteller aber nicht in allen Punkten ausschöpft. Helles Display, starker Prozessor und gute Kamera treffen auf nervigen Fingerabdrucksensor und schlechte Randerkennung.

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Top-Smartphone sucht letzten Feinschliff
    1. Technische Daten im Überblick
    2. Hochwertige Verarbeitung entspricht Preisniveau
    3. Der Flutschfinger unter den Smartphones
    4. Keine IP-Zertifizierung trotz Premium-Anspruch
    5. OLED-Display schafft 120 Hz auch bei WQHD+
    6. Unzuverlässiger Fingerabdrucksensor
    7. Fehleingaben sind an der Tagesordnung
  2. 2 Kamera mit 108-Megapixel-Sensor
    1. Fotos mit dem Mi 11
    2. Videomodus mit mehreren Effekten
  3. 3 MIUI 12, Leistung und Akkulaufzeiten
    1. Snapdragon 888 im Benchmark
    2. Leichtes Throttling unter Dauerlast
    3. Schneller UFS 3.1 ohne Speicher-Erweiterung
    4. Solide Akkulaufzeiten im Alltag
    5. Mittelmäßige Akku-Benchmarks
    6. Aufladen mit 55 Watt direkt ab Werk
  4. 4 Fazit

Zugegebenermaßen ist der letzte Test eines Xiaomi-Smartphones auf ComputerBase schon etwas länger her: Vor knapp drei Jahren hatte die Redaktion das Mi Mix 2S mit „randlosem Display“ im Test – oder besser gesagt mit dem, was anno 2018 als randloses Display erachtet wurde und mittlerweile als längst überholt gilt. Seitdem ist extrem viel passiert, unter anderem ist Xiaomi nach vielen Jahren der Importe aus China mittlerweile offiziell in Europa und Deutschland vertreten.

In das aktuelle Jahr startet das Unternehmen mit dem Mi 11, dem neuesten Flaggschiff-Smartphones. Entsprechend dem High-End-Anspruch ist das Modell mit aktueller Technik in Bereichen wie Display, Prozessor oder Kamera ausgestattet. In Deutschland bietet Xiaomi das Mi 11 seit Ende Februar zu Preisen ab 799 Euro an, eine Version mit mehr Speicher kostet 899 Euro. Ein drittes Modell mit mehr RAM gibt es hingegen nur im Heimatland China, wo das Smartphone umgerechnet lediglich rund 500 Euro kostet.

Technische Daten im Überblick

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Software:
(bei Erscheinen)
Android 11.0

Display:
6,81 Zoll
1.440 × 3.200, 515 ppi
AMOLED, HDR, Gorilla Glass Victus

Bedienung:
Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner

SoC:
Qualcomm Snapdragon 888
1 × Kryo 680 Gold, 2,84 GHz
3 × Kryo 680 Gold, 2,42 GHz
4 × Kryo 680 Silver, 1,80 GHz
5 nm, 64-Bit

GPU:
Adreno 660
840 MHz

RAM:
8.192 MB
LPDDR5Variante12.288 MB
LPDDR5

Speicher:
128 / 256 GB

1. Kamera:
108,0 MP, 4320p
Dual-LED, f/1,9, AF, OIS

2. Kamera:
13,0 MP, f/2,4

3. Kamera:
5,0 MP, f/2,4, AF

4. Kamera:
Nein

5. Kamera:
Nein

1. Frontkamera:
20,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,2

2. Frontkamera:
Nein

GSM:
GPRS + EDGE

UMTS:
HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s

LTE:
Advanced Pro

5G:
NSA/SA

WLAN:
802.11 a/b/g/n/ac/ax
Wi-Fi Direct

Bluetooth:
5.2

Ortung:
A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC

Weitere Standards:
USB 2.0 Typ C, NFC, Infrarot

SIM-Karte:
Nano-SIM, Dual-SIM

Akku:
4.600 mAh
fest verbaut, kabelloses Laden

Größe (B×H×T):
74,6 × 164,3 × 8,06 mm

Schutzart:

Gewicht:
196 g

Preis:
ab 800 € / ab 834 € / –

Hochwertige Verarbeitung entspricht Preisniveau

Dass Xiaomi nicht mehr der einstige Underdog aus China ist, der High-End-Smartphones wie Ramsch auf den Markt wirft, ist eine Entwicklung, die sich über die letzten Jahre abgezeichnet und vor allem mit dem offiziellen Markteintritt in Europa und später auch Deutschland ergeben hat. Die nach der Importphase jetzt höheren Preise spiegeln sich aber in einer allgemein sehr hohen Verarbeitungsqualität des Mi 11 wider. Xiaomi hält in diesem Punkt problemlos mit den anderen großen Marken mit.

Der Flutschfinger unter den Smartphones

In puncto Design setzt Xiaomi auf einen beinahe symmetrischen Aufbau aus zwei leicht gekrümmten Glas-Elementen, die vom Rahmen aus poliertem Aluminium zusammengehalten werden. Das Kameramodul der Rückseite integriert Xiaomi elegant in einer „Hardware-Insel“ oben links, die trotz der großen Primärlinse nicht klobig wirkt. Das Glas der Rückseite ist satiniert respektive mattiert und wird in Schwarz und Blau angeboten, wobei das Schwarz eher Dunkelgrau entspricht und beide Varianten je nach Lichteinfall changieren. Vorteil des matten Finishs: Fingerabdrücke haben kaum eine Chance. Nachteil des matten Finishs: Das Gerät liegt sehr rutschig in der Hand und macht sich gerne selbstständig, wenn es nicht auf perfekt planem Untergrund abgelegt wird. Im Test kam es mehrfach dazu, dass das Mi 11 im Kriechtempo zur Tisch- oder Bettkante wanderte – und manchmal auch etwas weiter, ohne jedoch Schaden zu nehmen.

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Mattierte Glasrückseite in Grau, das je nach Lichteinfall changiert

Rückseitiges Branding mit Xiaomi- und 5G-Logo

Leicht gekrümmtes Design für Vorder- und Rückseite

Gute Stereo-Lautsprecher mit Harman-Kardon-Branding

Die Vorderseite hat Xiaomi insofern interessant gestaltet, als dass der Bildschirm an allen vier Seiten leicht gekrümmt ist. Links und rechts ist das Merkmal stärker ausgeprägt, oben und unten nur minimal. Das Design ist aber durchaus hilfreich bei Android-Wischgesten im oberen oder unteren Bildbereich, etwa für die Rückkehr auf den Homescreen oder die Benachrichtigungen. Nicht nachvollziehbar ist deshalb, warum Xiaomi das Betriebssystem standardmäßig mit aktivieren Software-Tasten ausliefert.

Keine IP-Zertifizierung trotz Premium-Anspruch

Trotz des mit 800 Euro hohen Preises erhält man beim Mi 11 in puncto Design und Verarbeitung kein Komplettpaket. Zum Beispiel fehlt dem Smartphone eine IP-Zertifizierung, wenngleich die benötigten Dichtgummis durchaus etwa im SIM-Fach zu finden sind. So wie OnePlus früher, hat sich Xiaomi die teure Zertifizierung gespart und kann somit auch nicht damit werben. Den Test überlebte das Smartphone trotz manch eines Regenspritzers oder der Nutzung in Feuchträumen ohne Probleme.

OLED-Display schafft 120 Hz auch bei WQHD+

Das Display wiederum will man auf der einen Seite aufgrund der sehr guten Darstellungsqualität über den grünen Klee loben, andererseits gibt es bei der Bedienung zwei den Alltag dominierende Einschränkungen, die den tollen Eindruck dämpfen. Zunächst einmal zu den technischen Daten: Der OLED-Bildschirm des Mi 11 kommt auf große 6,81 Zoll, bietet 1.440 × 3.200 Pixel im 20:9-Format, deckt 100 Prozent des DCI-P3-Farbraums ab und arbeitet via Adaptive Sync mit 30, 60, 90 und 120 Hz – auch bei voller Auflösung. Ab Werk liefert Xiaomi das Mi 11 mit voller Auflösung (WQHD+), aber nur 60 Hz aus. Ein Übersetzungsfehler, der den schnelleren Modus zum vermeintlich schlechteren deklarierte, hat Xiaomi mittlerweile per Software-Update entfernt.

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6,81 Zoll großes OLED-Display mit WQHD+ und 120 Hz

Der Display-Fingerabdrucksensor war ein Ärgernis im Test

Satte Farben, scharfe Details, hohe Helligkeit und flüssige Bedienung zählen definitiv zu den Stärken des Mi 11. Xiaomi kommt bei der Helligkeit zwar nicht an die Messwerte aktueller Samsung-Smartphones heran, schafft bei vollständig weißem Display aber knapp 800 cd/m² und kommt mit reduziertem Weißanteil auf weit über 1.000 cd/m². Die Helligkeit stellte sich über die letzten drei Wochen nie als Hürde der Bedienung heraus.

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Display-Helligkeit max.Display-Helligkeit min.Display-Kontrast

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Unzuverlässiger Fingerabdrucksensor

Für zwei andere Bereiche lässt sich das jedoch nicht sagen. Zum einen hagelt es Kritik für den Fingerabdrucksensor, der wiederholt nicht beim ersten Versuch funktionieren wollte. Manchmal genügte ein zweiter Versuch, teils aber erst ein Wechsel zum anderen Daumen. Wenn der Fingerabdrucksensor nur in etwa drei Viertel aller Fälle korrekt seinen Dienst verrichtet, summiert sich das über den Tag zu einem echten Ärgernis, das man schnell loswerden möchte. Hätte Xiaomi nach Display und Kamerasensor doch auch beim Fingerabdrucksensor auf Samsung geblickt, wo in der Galaxy-S21-Familie ein eklatant verbessertes Exemplar von Qualcomm zum Einsatz kommt.

Fehleingaben sind an der Tagesordnung

Der zweite Kritikpunkt betrifft die gekrümmten Display-Ränder, die im Test wiederholt für Fehleingaben und ungewollt ausgelöste Aktionen sorgten. Legt man das Smartphone zum Beispiel mit aktivem YouTube-Video auf den Tisch und hebt es dann wieder an, sorgen die gekrümmten Ränder unter Garantie für einen Wechsel zum nächsten Video in der Liste. Der Bildschirm des Mi 11 ist dabei noch nicht einmal besonders stark zum Rahmen gekrümmt. Dieser ist aber so dünn, dass beim Greifen des Smartphones sofort auch der Bildschirm berührt wird. Und weil Xiaomi offenbar bei der Randerkennung geschludert hat, wird jede Berührung als gewollte Eingabe von MIUI interpretiert und ausgeführt. YouTube ist dabei nur ein Beispiel, das sich problemlos auf andere Apps übertragen lässt.

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Im Test kam es immer wieder zu Fehleingaben beim Display

Die äußerst billige Hülle passt nicht richtig

Dabei scheint Xiaomi durchaus eine Art Randerkennung für ungewollte Eingaben beim Display durchzuführen, denn bei geöffneter Tastatur lässt sich beobachten, wie Eingaben der äußeren Tasten manchmal mit minimaler Verzögerung ausgeführt werden, als wollte das Betriebssystem sicherstellen, dass die Taste beabsichtigt gedrückt wurde. Wer sehr schnell tippt, wird beim Mi 11 deshalb hin und wieder mit leichten Verzögerungen leben müssen, sofern sich das Verhalten nicht per Software korrigieren lässt. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der gekrümmte Bereich des Displays ein Graus und sollte am besten mit einer Schutzhülle bedeckt werden. Ein wahrlich billiges Modell, das schon ab Werk verzogen war und bei den Tasten nicht richtig passte, liegt dem Mi 11 bei.

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