Deutschland wartet auf den Start der Impfungen

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Vielen Bürgern mag es so vorkommen wie eine zweite Bescherung: Derzeit wird bundesweit der Impfstoff ausgeliefert, am “dritten Weihnachtstag” soll es dann endlich losgehen.

Hinweisschild zum Impfzentrum in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena

Einen Tag vor Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland kommt an diesem Samstag der Impfstoff in den einzelnen Bundesländern an. Der Bund lässt mehrere zehntausend Dosen der Firma BioNTech an insgesamt 27 Standorte liefern. Von dort werden sie an Impfzentren und mobile Teams verteilt, die dann am Sonntag die ersten Impfungen verabreichen sollen. Zuerst sollen Menschen über 80 sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal immunisiert werden.

Spahn: Bis Sommer “Impfangebot” für alle Bürger

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird auf einer Pressekonferenz in Berlin über die Impfaktion informieren. Er hat die Bevölkerung bereits auf mögliche Anlaufschwierigkeiten eingestellt: “Es wird am Anfang ruckeln.” Bis Ende März sollen bis zu 12 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Da das Präparat zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge in etwa für 5,5 bis 6 Millionen Menschen reichen.

Blick in die Impfkabinen des neuen Zentrums in der Arena Berlin

Spahn geht davon aus, bis zum Sommer allen Bürgern in Deutschland ein “Impfangebot” machen zu können – sofern weitere Präparate eine Zulassung erhalten. Neben dem Impfstoff von BioNTech und seines US-Partners Pfizer spielt derzeit auch das Mittel des US-Unternehmens Moderna eine Rolle, über dessen Zulassung die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bis zum 6. Januar entscheiden will.

Städtetag: “Der Spuk ist noch nicht vorbei”

Der Deutsche Städtetag dämpfte derweil die Erwartungen an den Impfstart. “Es ist ein Anfang gemacht, aber der Spuk mit dem gefährlichen Coronavirus ist noch nicht vorbei”, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Infektionslage sei derzeit weiterhin besorgniserregend und die Zeit für Massenimpfungen noch nicht gekommen. “Dafür gibt es zunächst viel zu wenig Impfstoff”, sagte Jung, der auch Oberbürgermeister von Leipzig ist.

Arzt und Patientin bei einem Probedurchlauf im Impfzentrum in der Bamberger Brose Arena

Auch über Weihnachten bleibt die Zahl der Corona-Neuinfektionen hoch. Das Robert Koch-Institut meldete am ersten Weihnachtsfeiertag 25.533 Neuansteckungen und 412 weitere Todesfälle, am zweiten Weihnachtstag 14.455 Neuinfektionen und 240 Tote. Die Zahlen sind nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar. Das RKI rechnet während der Feiertage mit einer geringeren Zahl an Tests und mit weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern.

Dritter Lockdown in Österreich

In Österreich beginnt an diesem Samstag bereits der dritte Lockdown. Viele Geschäfte müssen drei Wochen schließen. Außerdem gelten bis mindestens Mitte Januar Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Mit der Maßnahme will das Land die Verbreitung des Coronavirus weiter eindämmen. Zuletzt war das öffentliche Leben von Mitte November bis Anfang Dezember heruntergefahren worden. Seitdem ist die Zahl der Neuinfektionen deutlich gefallen. In den vergangenen sieben Tagen wurden rund 160 Fälle pro 100.000 Einwohner gemeldet. Damit liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz im Gegensatz zu den vergangenen Monaten inzwischen unter den aktuellen Werten in Deutschland.

Virus-Mutation nun auch in Frankreich

Die in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Mutation ist – nach Deutschland – nun erstmals auch in Frankreich nachgewiesen worden. Das Virus wurde bei einem zuvor aus dem Vereinigten Königreich eingereisten Franzosen festgestellt, wie das Gesundheitsministerium in Paris mitteilte. Der Mann aus dem zentralfranzösischen Tours sei in der vergangenen Woche aus London eingereist. Frankreich gehört zu den in Europa am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Die Zahl der Corona-Todesfälle stieg dort inzwischen auf 62.427.

sti/qu (afp, dpa, rtr)