Radeon RX 6900 XT im Test: AMDs „RX 6800 XTX“ im Duell mit Nvidias GeForce RTX 3090

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tl;dr: Mit dem schnellsten Big-Navi-Ableger Radeon RX 6900 XT schielt AMD auf Nvidias GeForce RTX 3090. Je nach Spiel geht die Rechnung im umfangreichen Test der Redaktion auf – oder eben auch nicht. Interessante Ergebnisse liefert der Vergleich bei identischer TDP.

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 AMDs „RX 6800 XTX“ im Duell mit Nvidias GeForce RTX 3090
    1. Radeon RX 6900 XT gegen RTX 3080 oder 3090?
    2. Die Radeon RX 6900 XT alias „6800 XTX“
    3. Die Radeon RX 6900 XT im Detail
  2. 2 Taktraten, Benchmarks in FHD, WQHD und UHD sowie Raytracing
    1. Testsystem und Testmethodik
    2. Taktraten unter Last
    3. Benchmarks in 3.840 × 2.160
    4. Benchmarks in 2.560 × 1.440 sowie 1.920 × 1.080
    5. Benchmarks mit Raytracing
    6. Benchmarks in sieben topaktuellen Spielen
    7. Benchmarks in Anwendungen
  3. 3 Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme und Übertaktung
    1. Lautstärke & Kühlung
    2. Leistungsaufnahme Spiele, YouTube, Windows
    3. Die Energieeffizienz als Performance pro Watt
    4. Overclocking: Der nächste Taktrekord fällt
  4. 4 Effizienzvergleich und 5K-Benchmarks
    1. 6900 XT, 6800 XT, 2080 Ti, 3080 & 3090 bei 270 Watt
    2. 5K-Auflösung mit hoher Performance
  5. 5 Preis-Leistungs-Verhältnis und Fazit
    1. Preis-Performance-Verhältnis
    2. Fazit

Update 15.12.2020 17:02 Uhr

Zum Fall des Embargos war die Redaktion Benchmarks der Radeon RX 6900 XT im Anwendungs-Parcours noch schuldig geblieben, ein Fehler im Radeon ProRender mit der verwendeten Projektdatei für Blender verhinderte den kompletten Durchlauf. In Version 3.0.8 hat AMD den Fehler behoben und ComputerBase den Parcours inzwischen vollständig durchlaufen lassen. Auch Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 wurden noch einmal mit dem neuen Plugin getestet.

Radeon RX 6900 XT gegen RTX 3080 oder 3090?

Mit GPUs auf Basis der RDNA-2-Architektur startet AMD erstmals seit sieben Jahren wieder einen Großangriff auf Nvidias komplette Grafikkarten-Riege, vom Einsteigermodell bis zum besten High-End-Produkt. Und das nicht nur in der Theorie.

Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT (Test) haben im November auch in der Praxis überzeugen können und GeForce RTX 3070 sowie GeForce RTX 3080 in klassischen Rasterizer-Spielen in die Zange genommen. Wird Echtzeit-Raytracing genutzt, hat „Big Navi“ hingegen das Nachsehen. Braucht ein Spiel mehr als 8 oder 10 GB Speicher, ist AMD mit 16 GB hingegen wieder im Vorteil. Die Radeon RX 6900 XT soll das Leistungsniveau jetzt noch einmal anheben.

AMDs Radeon RX 6900 XT im Vergleich zur Asus ROG GeForce RTX 3090 Strix OC

AMD sieht die Radeon RX 6900 XT als Konkurrentin für die GeForce RTX 3090 (Test), während die Radeon RX 6800 XT die RTX 3080 (Test) und die Radeon RX 6800 die RTX 3070 (Test) schlagen soll. Die Radeon RX 6800 hat sich im Test der Redaktion gegenüber der GeForce RTX 3070 in der Tat als zweifelsfrei überlegen gezeigt, die Radeon RX 6800 XT lag im Standard-Testparcours hingegen knapp hinter der GeForce RTX 3080, während sie sich im Zusatzparcours aus sieben zuletzt erschienenen Titeln davor platzieren konnte. Ob die Radeon RX 6900 XT also auf die GeForce RTX 3090 oder mit mehr Leistung noch einmal eher auf die GeForce RTX 3080 zielt, ist auch eine Frage der Perspektive.

Die Radeon RX 6900 XT alias „6800 XTX“

GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090 trennten im UHD-Testparcours der Redaktion zwar nur rund 10 Prozent Leistung, technisch sind die Differenzen hingegen groß: Die größere GPU bietet 20 Prozent mehr Shader, das Speicherinterface ist breiter und das Speichervolumen mit 24 zu 10 GB fast zweieinhalb mal so groß – und der UVP liegt 800 Euro höher.

Die Radeon RX 6900 XT ist hingegen eher eine Radeon RX 6800 XT mit 11 Prozent mehr Recheneinheiten, minimalem Feintuning bei den Taktraten und einer etwas besseren Stromversorgung für mehr OC-Potenzial. Davon abgesehen sind beide Grafikkarten absolut gleich, angefangen beim 16 GB großen Speicher bis hin zum Referenzkühler. Die Bezeichnung der verwendeten Navi-21-GPU („XTX“) hätte also auch dem Produkt gutgetan. Offensichtlich wollte AMD aber Nvidias 90er eine 900er gegenüberstellen.

Preis, Verfügbarkeit und Custom-Designs

999 Euro will AMD für das Radeon-Flaggschiff haben, 350 Euro mehr als für die Radeon RX 6800 XT, aber 500 Euro weniger als für eine GeForce RTX 3090. Allerdings wird der Preis mit hoher Wahrscheinlichkeit für die meisten Kunden erneut nur eine Luftnummer sein. Es dürften auch von der Radeon RX 6900 XT im Referenzdesign nur sehr wenige Modelle zum Start um 15:00 Uhr im Handel verfügbar sein, von der Radeon RX 6800 (XT) wart nach der ersten Kunde gar keine Ware mehr im Handel zu sehen. Erst ab Ende Januar könnte sich daran etwas ändern.

Modell
UVP zum Marktstart
Marktstart

GeForce RTX 3090 FE
1.499 Euro
24. September 2020

GeForce RTX 2080 Ti
1.259 Euro
19. September 2018

Radeon RX 6900 XT
999 Euro
8. Dezember 2020

GeForce RTX 2080 FE
849 Euro
19. September 2018

GeForce RTX 2080 Super FE
739 Euro
23. Juli 2019

Radeon VII
729 Euro
07. Februar 2019

GeForce RTX 3080 FE
699 Euro
17. September 2020

Radeon RX 6800 XT
649 Euro
18. November 2020

GeForce RTX 2070 FE
629 Euro
16. Oktober 2018

Radeon RX 6800
579 Euro
18. November 2020

GeForce RTX 2070 Super FE
529 Euro
2. Juli 2019

GeForce RTX 3070 FE
499 Euro
27. Oktober 2020

Radeon RX Vega 64
499 Euro
14. August 2017

Radeon RX 5700 XT
419 Euro
7. Juli 2019

GeForce RTX 3060 Ti FE
399 Euro
2. Dezember 2020

GeForce RTX 2060 Super
419 Euro
2. Juli 2019

GeForce RTX 2060
369 Euro
7. Januar 2019

Radeon RX 5700
369 Euro
7. Juli 2019

Im Test befindet sich AMDs Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT. Die Grafikkarte wird es aber auch von Board-Partnern als Custom-Design geben – zum Start ein Muster liefern konnte allerdings noch kein Hersteller.

Die Radeon RX 6900 XT im Detail

Die Radeon RX 6900 XT setzt wie Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 auf die 519 mm² große Navi-21-GPU. Allerdings nutzt die „XTX“, so die interne Kennung für die GPU der Radeon RX 6900 XT (6800: XL, 6800 XT: XT), den Vollausbau des Chips. Mit 80 Compute-Units sind also acht zusätzliche CUs gegenüber der Radeon RX 6800 XT aktiv, was in 5.120 anstatt 4.608 FP32-ALUs mündet. Bei gleichem Takt liegt die theoretische Rechenleistung um 11 Prozent höher.

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AMD Radeon RX 6900 XT im Test

AMD Radeon RX 6900 XT im Test

Das letzte 6000er-Topmodell mit einer GPU: AMD Radeon HD 6970 Referenz von 2010

Das war es auch schon mit den wesentlichen technischen Änderungen, denn davon abgesehen ist der Aufbau der Radeon RX 6900 XT identisch zu dem der Radeon RX 6800 XT. Beide Varianten setzen auf 128 ROPs, einen 16 GB großen, 16 Gbps (8.000 MHz) schnellen GDDR6-Speicher am vergleichsweise schmalen 256-Bit-Interface, das durch den mit 2 TB/s extrem schnellen, 128 MB großen Infinity Cache gepuffert wird.

Auch die weiteren Features von DirectX 12 Ultimate über SAM bis hin zur deutlichen Performance-pro-Watt-Steigerung (bis zu 65 Prozent gegenüber RDNA 1) sind gleich. Wer mehr Details über die zahlreichen Änderungen bei RDNA 2 gegenüber dem Original-RDNA erfahren möchte, sollte einen Blick in den Test der Radeon RX 6800 (XT) werfen.

AMD Navi 21 (Bild: AMD)

Bei der 6900 XT werden GPUs selektiert

Auch die Taktraten der Radeon RX 6900 XT sind auf dem Papier identisch zu denen des kleineren Modells. Der Basis-Takt liegt bei 1.825 MHz, der Game-Takt bei 2.015 MHz und der Turbo bei 2.250 MHz. Selbst die „Typical Board Power“ ist dieselbe und beträgt 300 Watt. Wie das zusammenpasst?

AMD selektiert die GPUs für die Radeon RX 6900 XT – nur die besten Navi-21-Exemplare kommen infrage, sodass für die gewünschten Taktraten geringere Spannungen ausreichen. Hinzu kommt eine effizientere Stromversorgung auf dem PCB. Im Ergebnis taktet das Muster der Radeon RX 6900 XT im Test sogar höher als das Muster der Radeon RX 6800 XT – mehr dazu im nächsten Abschnitt. Für die „Typical Board Power“ von 300 Watt müssen zwei 8-Pin-Stromstecker angeschlossen werden.

Die Radeon-RX-6000-Modelle im Vergleich

Radeon RX 6900 XT
Radeon RX 6800 XT
Radeon RX 6800
Radeon RX 5700 XT

Architektur
RDNA 2
RDNA

GPU
Navi 21
Navi 10

Prozess
TSMC N7P

Chipgröße
519 mm²
251 mm²

Transistoren
ca. 26,8 Mrd.
ca. 10,3 Mrd.

Compute-Units
80
72
60
40

FP32-ALUs
5.120
4.608
3.840
2.560

RT-Beschleunigung
Ja
Nein

Game-Takt
2.015 MHz
2.015 MHz
1.815 MHz
1.750 MHz

Maximaler Boost-Takt
2.250 MHz
2.250 MHz
2.105 MHz
1.905 MHz

FP32-Leistung
20,6 TFLOPS
18,6 TFLOPS
13,9 TFLOPS
9 TFLOPS

FP16-Leistung
41,3 TFLOPS
37,1 TFLOPS
27,9 TFLOPS
17,9 TFLOPS

Textureinheiten
320
288
240
160

ROPs
128
96
64

Speicher
16 GB GDDR6
8 GB GDDR6

Speichergeschwindigkeit
16 Gbps
14 Gbps

Speicherinterface
256 Bit

Speicherbandbreite
512 GB/s
448 GB/s

Infinity Cache
128 MB
Nicht vorhanden

L2-Cache
4 MB

TBP
300 Watt
250 Watt
225 Watt

Slot-Anbindung
PCIe 4.0

DirectX 12 Ultimate
Ja
Nein

UVP
999 Euro
649 Euro
579 Euro
399 Euro

Das Referenzdesign entspricht dem der RX 6800 XT

Das hochwertige Referenzdesign der Radeon RX 6800 XT übernimmt AMD bei der Radeon RX 6900 XT fast 1:1, lediglich bei der Stromversorgung soll Feintuning betrieben worden sein: Es gibt 16 statt 15 VRM-Phasen. Weitere Unterschiede sind nicht gegeben, was jedoch nichts Schlimmes ist, denn auf der kleineren Grafikkarte hat der 2,7 Slots große und dank hohem Materialeinsatz schwere Drei-Lüfter-Kühler sehr gut funktioniert. Er basiert auf einer großen Vapor-Chamber sowie einem ausladenden, schwarz eloxierten Kühlkörper, der die gesamte Länge der Grafikkarte in Beschlag nimmt. Mit 1.492 g ist sie entsprechend schwer.

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Von unten nach oben: 6900 XT, 6800 XT und 6800

AMDs erstes RDNA-2-Aufgebot: RX 6900 XT, RX 6800 XT und RX 6800

Auch das Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT kommt auf eine Länge von 27 cm. Sowohl die Optik als auch die Haptik sind erneut als absolut hochwertig zu bezeichnen, wenngleich Nvidias RTX 3000 das innovativere Design vorzuweisen hat.

Bildvergleich: AMD Radeon RX 6900 XT Referenz Nvidia GeForce RTX 3080 Founders Edition

Die Lüfter können auch sehr langsam drehen

Die drei 80 mm messenden Axiallüfter werden auf dem Windows-Desktop für einen lautlosen Betrieb anhalten. Auch die Anlaufdrehzahl ist mit nur 550 Umdrehungen sehr niedrig. Springen die Lüfter auf 52 °C GPU-Temperatur an, ist das erst einmal nicht wahrnehmbar.

Modell
Gewicht
Länge
Höhe
Dicke

AMD Radeon RX 6800
1.391 g
27,0 cm
12,0 cm
2,0 Slots

AMD Radeon RX 6800 XT
1.503 g
27,0 cm
12,0 cm
2,5 Slots

AMD Radeon RX 6900 XT
1.492 g
27,0 cm
12,0 cm
2,5 Slots

Der OC-Spielraum wurde auf 3.000 MHz erweitert

Damit sich die Radeon RX 6900 XT etwas mehr von der Radeon RX 6800 XT absetzen kann, hat AMD die maximal im Treiber einstellbare GPU-Frequenz von 2.800 MHz auf 3.000 MHz angehoben. Das Power-Limit für die TGP kann aber erneut nur um maximal 15 Prozent erhöht werden.

Der Radeon-Schriftzug lässt sich nun auch steuern

Der Radeon-Schriftzug der drei neuen Big-Navi-Grafikkarten leuchtete bis jetzt auf allen Modellen rot, obwohl Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6900 XT farblosen Kunststoff verwenden. Der Grund ist jetzt bekannt: Auf den XT-Modellen lässt sich die Farbe ändern, auf der „Non-XT“ nicht. Zum Start der Radeon RX 6800 XT fehlte eine Steuerungs-Software dafür noch, jetzt ist sie fertig und kann separat von der AMD-Website heruntergeladen werden. Neben einer anderen Farbe, dem Farbmodus sowie der Helligkeit kann die Beleuchtung des Schriftzuges nun auch gänzlich abgeschaltet werden.

Leuchtet auf Wunsch nicht nur in Rot: Der Schriftzug auf Radeon RX 6900 XT und 6800 XT

Das Referenzdesign bietet zwei DisplayPort-1.4-DSC-Schnittstellen und einen HDMI-2.1-DSC-Ausgang. Darüber hinaus gibt es einen USB-Typ-C-Anschluss, der auch Monitore oder VR-Headsets ansteuern kann.

Merkmal
Radeon RX 6800
Referenz
Radeon RX 6800 XT
Referenz
Radeon RX 6900 XT
Referenz

Karte
PCB-Design
AMD

Länge, Breite
27,0 cm, 12,0 cm

Stromversorgung
2 × 8-Pin

Spannungswandlerkreise
13
15
16

Kühler
Design
Referenz, 2,0 Slots
Referenz, 2,5 Slots

Kühlkörper
Vapor Chamber
Alu-Kern/Radiator

Lüfter
3 × 80 mm (axial)

Lüfter abgeschaltet (2D)
Ja

Anlaufdrehzahl
550 Umdrehungen

Takt
GPU-Basis
1.700 MHz
1.825 MHz

GPU-Durchschnitt
1.815 MHz
2.015 MHz

GPU-Maximum
2.105 MHz
2.250 MHz

Speicher
8.000 MHz

Speichergröße

16 GB GDDR6

Leistungsaufnahme
Standard TBP
250 Watt
300 Watt

Maximale TGP
+15 %

Anschlüsse

2 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1 DSC
1 × USB Type-C

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