Wie funktioniert die Impfstoff-Logistik? Gibt es Unterschiede bei verschiedenen Impfstoffen? Wie schnell können die Menschen geimpft werden? Hier einige Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Zwei Coronavirus-Impfstoffe sind derzeit in der EU und den USA ganz vorne im Rennen: Der Impfstoff von BioNTech-Pfizer und der Impfstoff von Moderna. Weitere Hersteller stehen ebenfalls kurz vor der Zulassung. Hier ein FAQ zum Beginn der laufenden Impf-Kampagnen:
Was unterscheidet die beiden derzeit wichtigsten Impfstoffe?
Beides sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie vermehren in den menschlichen Zellen einzelne Proteine, die für das Virus typisch sind. Darauf reagiert der Körper mit dem Aufbau einer Immunabwehr. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Impfstoffen: Der Impfstoff von Moderna kann bis zu 30 Tage in einem normalen Haushaltskühlschrank gelagert werden.
Er muss also nicht auf -70 Grad Celsius gekühlt werden, wie der Impfstoff von BioNTech-Pfizer. Letzterer kann zwar nach der Verarbeitung auch im Kühlschrank gelagert werden, muss dann aber innerhalb von fünf Tagen verbraucht werden.
Warum müssen einige Impfstoffe in Impfzentren oder von mobilen Teams in Seniorenheimen verabreicht werden?
Nur so kann gewährleistet werden, dass etwa der tiefgekühlte BioNTech-Impfstoff fachgerecht aufbereitet und dann zeitnah verimpft wird. Die Fachleute stellen aus einer Portion jeweils fünf Impfdosen her.
Das ist auch der Grund, weshalb Hausärzte diesen Impfstoff nicht an alleinlebende Senioren bei Hausbesuchen verimpfen können. Das System der Impfzentren hilft auch, zunächst diejenigen zu erreichen, die eine Impfung am nötigsten haben.
Video ansehen 01:50 Teilen
Eiskalt: Hightech-Kühlschränke für Corona-Impfstoffe
Versenden Facebook Twitter Whatsapp Web EMail Facebook Messenger Web reddit Telegram linkedin
Permalink https://p.dw.com/p/3mROG
Eiskalt: Hightech-Kühlschränke für Corona-Impfstoffe
Wann sollte ich eine zweite Impfung bekommen?
Die beiden Impfungen sollten in einem Abstand von drei Wochen erfolgen (bei BioNTech: zwischen 17 und 21 Tage). Auch nach dem Ablauf dieser Frist ist die zweite Impfung noch möglich, sollte aber so früh wie möglich erfolgen.
Kommt für die zweite Impfung auch ein anderer Impfstoff infrage?
Nein, für die erste und zweite Impfung sollten immer nur die Impfstoffe genommen werden, die von den jeweiligen Herstellern und Zulassungsbehörden empfohlen wurden. Es gibt keine Erfahrungen und keine Tests mit verschiedenen Impfstoffen, deshalb sollte niemand ein Risiko eingehen.
Sollte ich mich auch impfen lassen, wenn ich schon einmal an COVID-19 erkrankt war?
Wer eine Infektion mit dem Virus überstanden hat, kann sich trotzdem impfen lassen und sollte das auch tun. Es ist nämlich nicht sicher, dass eine überstandene Infektion einen ausreichenden Schutz vor einer Neuansteckung bietet. Es gab seltene Fälle von erneuten Infektionen.
Allerdings dürfen Ärzte niemanden impfen, der gerade eine COVID-19-Erkrankung durchläuft oder auch eine Grippe oder andere fiebrige Erkältungskrankheit. In dem Fall soll die Impfung erst erfolgen, wenn der Patient wieder gesund ist.
Das gleiche gilt übrigens auch für Menschen, die sich in Quarantäne befinden, weil sie Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten. Diese sollten erst nach dem Ende der Quarantäne geimpft werden. Sollten sie sich bereits infiziert haben, käme die Impfung ohnehin zu spät.
Video ansehen 02:08 Teilen
Impfstoffe im Vergleich
Versenden Facebook Twitter Whatsapp Web EMail Facebook Messenger Web reddit Telegram linkedin
Permalink https://p.dw.com/p/3muBp
Impfstoffe im Vergleich
Wie lange wird es dauern, bis alle geimpft sind, die das möchten?
Es wird Jahre dauern, bis alle Menschen auf der Welt eine Coronavirus-Impfung erhalten haben. Selbst in den hochentwickelten Industrieländern wird es mindestens bis ins Jahr 2022 dauern, bis alle Interessenten an die Reihe kommen.
Nehmen wir Deutschland als Beispiel: Die Gesundheitsbehörden rechnen damit, dass im ersten Quartal des Jahres 13 Millionen BioNTech-Impfdosen verimpft werden könnten. Das reicht bei zwei Impfungen pro Person nicht einmal für ein Zehntel der Bevölkerung. Selbst wenn weitere Impfstoffe auf den Markt kommen, ändert das die Lage nicht grundlegend.
Aber es könnte gelingen, die am schwersten gefährdeten Menschen – Senioren und Patienten mit Vorerkrankungen – bis zum Sommer 2021 zu schützen.
Wer sollte sich nicht impfen lassen?
Grundsätzlich muss ein Arzt zuvor abklären, ob bestimmte Vorerkrankungen vorliegen, die eine Impfung ausschließen. Das kann insbesondere der Fall bei Allergikern sein, die gegen bestimmte Inhaltsstoffe allergisch sind oder schon einmal einen anaphylaktischen Schock erlitten haben.
Die meisten Allergiker – etwa Menschen die unter Heuschnupfen, Tier- oder Lebensmittelallergien leiden – werden sich indes impfen lassen können. Andere schwere Vorerkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder auch ein geschwächtes Immunsystem sprechen eher für eine Impfung, weil damit das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung steigt.
Können Kinder geimpft werden?
Die bisherigen Corona-Impfstoffe sind nur für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene zugelassen.
Video ansehen 01:45 Teilen
Bin ich schon immun?
Versenden Facebook Twitter Whatsapp Web EMail Facebook Messenger Web reddit Telegram linkedin
Permalink https://p.dw.com/p/3jfqc
Bin ich schon immun?
Was müssen Schwangere beachten?
Experten halten es für unwahrscheinlich, dass die mRNA-Impfstoffe ein Risiko für Schwangere und ungeborene Kinder darstellen, dennoch laufen derzeit noch Tierstudien zur Reproduktionstoxizität. Es bleibt also eine Abwägung, die unbedingt mit einem Arzt besprochen werden sollte: Schwangerschaft gilt einerseits als Risikofaktor für schwere COVID-19 Verläufe, die dem Kind auch schwere Schäden zufügen können. Andererseits sollten werdende Mütter auch das individuelle Infektionsrisiko einschätzen – wie sehr begeben sie sich in Gesellschaft und wie wahrscheinlich ist eine Coronavirus-Infektion individuell?
Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
Nach der Impfung kommt es bei den meisten Geimpften zu leichten bis mittelschweren vorübergehenden Nebenwirkungen. Das können Schwellungen an der Injektionsstelle sein, vorübergehende Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit und auch Fieber. Die Nebenwirkungen treten üblicherweise in den ersten drei Tagen nach der Impfung auf und klingen nach etwa zwei Tagen wieder ab.
Bei schwereren Komplikationen müssen sich geimpfte an die Impfzentren bzw. Ärzte wenden. In diesem Fall müssen Nebenwirkungen in den meisten Ländern an die Zulassungsbehörden gemeldet werden.
Wirken die Impfstoffe auch gegen mutierte Virenstämme?
Wahrscheinlich wirken beide Impfstoffe auch gegen die jüngst aufgetretenen mutierten Virusstämme. BioNTech-Gründer Ugur Sahin sagte, dass seine Firma ihren Impfstoff bereits an 20 aufgetretenen Virus-Mutationen im Labor getestet habe. Auch auf den neuesten in Südengland aufgetretenen Virusstamm teste seine Firma den Impfstoff bereits.
Video ansehen 01:39 Teilen
Coronavirus-Mutation in England
Versenden Facebook Twitter Whatsapp Web EMail Facebook Messenger Web reddit Telegram linkedin
Permalink https://p.dw.com/p/3mz8e
Coronavirus-Mutation in Südostengland “außer Kontrolle”
Wie lange sollte ich warten, bis ich mich gegen eine andere Krankheit impfen lasse?
Andere Impfungen, etwa gegen Grippe oder Mumps, Masern und Röteln oder auch Tetanus sollten im Abstand von 14 Tagen vor oder nach einer Coronavirus-Impfung erfolgen. Dieser Abstand gilt derzeit als reine Vorsichtsmaßnahme. Zwar gehen Mediziner davon aus, dass auch gleichzeitige Impfungen unproblematisch sind, weil aber noch keine Daten verfügbar sind, die zeigen, dass eine gleichzeitige Impfung mit anderen Impfstoffen harmlos ist, gilt: besser auf Nummer sicher gehen.
Ist die Impfung auch halal?
Das müssen natürlich am Ende Religionsgelehrte beantworten. Aber die Chancen stehen gut: Pressesprecher der drei großen Hersteller: Pfizer, Moderna und AstraZeneca haben gegenüber der Times of India bestätigt, dass ihre Produkte keine Schweineprodukte beinhalten.
Muss ich nach der Impfung weiterhin die AHA-Regeln beachten?
Zwar bieten beide Impfstoffe nach zweimaliger Impfung einen bis zu 95 prozentigen Schutz gegen das Coronavirus, dennoch sollten auch geimpfte Menschen die allgemein gültigen Hygieneregeln weiterhin beachten und auch weiterhin Masken tragen. Noch gibt es keine Studien dazu, wie lange der Impfschutz anhält und ob der Impfstoff eine Verbreitung des Virus in der Bevölkerung wirklich effektiv eindämmen kann.