Corona: Keine Maske? 150 Euro Strafe!

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Im Kampf gegen das Coronavirus achten die deutschen Behörden besonders darauf, dass Fahrgäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Für Verstöße gibt es ein Bußgeld. Eine DW-Reporterin hat Kontrolleure am Bahnhof begleitet.

Hastig ziehe ich meine Schutzmaske auf, als ich mich dem Bahnhof Köln Süd nähere. Es ist 22.30 Uhr am einem Samstagabend. Der Bahnhof befindet sich in der Nähe der Universität zu Köln, ringsum sind viele Bars und Restaurants. Hier sind Tag und Nacht viele Menschen unterwegs. Am Eingang des Bahnhofs treffe ich auf etwa ein Dutzend Polizisten, Mitarbeiter der Deutschen Bahn und des städtischen Ordnungsamtes. Sie kontrollieren, ob die Fahrgäste die Corona-Schutzmaßnahmen im Bahnhof einhalten, vor allem, ob sie Mund-Nasen-Bedeckungen tragen.

Noch sieht die epidemiologische Lage in Deutschland relativ gut aus, doch es ist ein Anstieg von Coronavirus-Ansteckungen zu beobachten. Die Zahl der Infizierten hat bundesweit die Marke von 300.000 überschritten. Seit Mitte September kommen täglich 2000 Fälle hinzu. Krankenhäuser in ganz Deutschland bereiten sich auf zunehmende Patientenzahlen vor und Politiker erlassen neue Beschränkungen für Veranstaltungen.

Bahnhofshalle Köln Süd: Die Polizei kontrolliert, ob alle Fahrgäste Masken tragen

Aber viele Menschen in Deutschland sind nach den relativ geringen Infektionszahlen während der Sommermonate unvorsichtig geworden und halten sich nicht mehr an  geltende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Beispielsweise tragen sie nicht immer Mund-Nasen-Masken, obwohl das in Deutschland seit Ende April in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht ist. Um Sünder abzuschrecken und die Zunahme von Infektionen zu verhindern, werden Verstöße seit Mitte August in Nordrhein-Westfalen mit einem Bußgeld von 150 Euro geahndet. In anderen Bundesländern liegen die Strafen zwischen 50 und 500 Euro.

Maske auf im Zug – und auf dem Bahnsteig

“Wir haben festgestellt, dass die Maske in den Zügen recht gut und häufig getragen wird. Aber es ist leider so, dass die Menschen die Maske ausziehen, wenn sie den Zug verlassen. Aber die Maskenpflicht gilt auch auf Bahnsteigen und in Bahnhofsgebäuden”, sagt Holger Klein, Pressesprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg, in dem Köln liegt.

Es ist ein offener Bahnsteig, von allen Seiten weht Wind. Dennoch: Auch hier müssen Fahrgäste ihre Maske tragen. Wer ohne eine Mund-Nasen-Bedeckung im Freien ertappt wird, wird heute nur verwarnt. Wer aber im Bahnhofsgebäude keine Maske trägt, muss ein Bußgeld zahlen.

“Im Berufsverkehr stehen hier Menschen enger und wir wollen, dass sich die Fahrgäste, die Maske tragen, dann auch sicher fühlen”, fügt Klein hinzu. Während er die heutige Kontrolle erläutert, gehen ein junger Mann und eine junge Frau über den Bahnsteig – beide ohne Maske. Sie laufen schnell die Treppe zum Bahnhofsgebäude hinunter, dort halten sie die Mitarbeiter des Ordnungsamts an.

Unkenntnis oder Eile sind keine Entschuldigung

“Wir sind gerade erst mit Maske die Straße entlang gegangen, weil da so viele Leute waren. Und hier ist doch niemand, also haben wir sie abgenommen”, versucht die junge Frau ganz außer Atem den Beamten zu erklären, während diese ihre Personalien aufnehmen.

“Wo muss man denn eine Maske tragen?”, fragt ihr Begleiter. “Auf dem Bahnsteig sind keine Schilder”, fügt die junge Frau hinzu. “Ab dem Moment, wo Sie das Bahnhofsgebäude und sogar den Bahnsteig betreten. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die Regeln zu lesen. Sie müssen nicht an jeder Ecke hängen”, sagt ein Sicherheitsmitarbeiter der Deutschen Bahn. Nach dem kurzen Streitgespräch zeigen sich die jungen Leute einsichtig. Aber das Bußgeld von jeweils 150 Euro gefällt ihnen gar nicht.

Fahrgäste müssen die Regeln kennen: Ein Mitarbeiter verhängt eine Geldbuße

Den Bescheid bekommen sie per Post zugesandt, erklärt ein Bahnmitarbeiter. Er trägt nicht die übliche medizinische Maske, weil sie an den Ohren schmerze, wie er sagt, stattdessen bevorzugt er einen schwarzen elastischen Verband, der bis zum Hals reicht. Das Tragen von Masken hält er für wichtig. Er fühlt sich mit ihnen auch sicher, wenn Menschen in seiner Nähe diese Regel missachten.

Das Bußgeld tut weh – und das soll es auch

Eine Durchsage im Bahnhof fordert alle Fahrgäste dazu auf, einen Abstand von anderthalb Metern einzuhalten und im gesamten Bahnhof eine Maske zu tragen. Gerade betritt eine Gruppe junger Leute das Gebäude, mit Bierflaschen in der Hand, aber ohne Maske. Das kommt im Bahnhof Köln Süd alle paar Minuten vor. In nur einer halben Stunde hagelt es 20 Bußgelder.

“Wenn man ständig kontrolliert wird, dann wird das Früchte tragen. Ich werde jetzt vorsichtiger sein. 150 Euro sind viel Geld. Das will ich nicht nochmal zahlen”, sagt eine Frau. Sie trug eine Maske in der Hand und hatte es nicht mehr geschafft, sie aufzusetzen, als sie die Kontrolle bemerkte.

“Der Sinn ist nicht, Bußgelder abzukassieren, sondern die Menschen darauf hinzuweisen, dass sie die Maske tragen. Das ist keine geheime Aktion. Wir haben sie groß beworben und auch die Presse eingeladen, damit das so viele Menschen wie möglich mitbekommen und endlich Maske tragen”, sagt Verkehrsverbund-Sprecher Klein.

Während ich mit den Mitarbeitern des Ordnungsamtes spreche, kommt ein Zug an, aus dem drei junge Männer ohne Maske aussteigen. Sie sehen die Kontrolleure und ziehen schnell Masken auf. Doch zu spät: Sie werden sofort um ihre Ausweise gebeten und ausführlich belehrt, warum und wieso sie Masken tragen müssen.

Nicht alle sind einsichtig: Polizisten und Bahnmitarbeiter wollen aufklären

“Sie haben sie falsch aufgesetzt, da ragt die Nase noch heraus”, bemerkt ein Mitarbeiter des Ordnungsamts, worauf der junge Mann sich widerwillig die Maske über die Nase zieht. “Was hältst Du von der Kontrolle?”, frage ich ihn, während seine Personalien aufgenommen werden. Der junge Mann schimpft erst und sagt dann: “Ich halte das alles für sinnlos. In Restaurants darf man ohne Maske sitzen! Und hier? Diese Masken bringen gar nichts.”

150 Verstöße in zwei Stunden

Wütend gehen die jungen Leute weg. Die Kontrolleure werden auch mit wesentlich heftigeren Reaktionen konfrontiert. Kathrin Haimer vom Kölner Ordnungsamt hat schon aufgeregte Streitgespräche führen müssen: “Die Leute sind zu Recht verärgert, weil das ein sehr hohes Bußgeld ist. Wir können das nachvollziehen, weil das wehtut, aber das sollte es auch, damit die Leute dazulernen. Wir geben immer unser Bestes, ihnen das zu erklären”, sagt sie.

Innerhalb von zwei Stunden haben die Kontrolleure 150 Bußgelder verhängt. Auch an anderen Kölner Bahnhöfen und im Umland sind sie im Einsatz. So hoffen die lokalen Behörden, die zweite Corona-Welle eindämmen zu können. Nordrhein-Westfalen hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts nach wie vor die meisten Infektionen seit Beginn der Pandemie: knapp 75.000.

Ich verabschiede mich von den Kontrolleuren und steige in einen Zug. Mit ihm sind wieder viele fröhliche junge Leute angekommen, deren Masken unterm Kinn hängen. Und mir blitzt der Gedanke durch den Kopf: “Man wird sie gleich schnappen.”

Adaption: Markian Ostaptschuk