Donald Trump ist weder Mediziner noch Forscher

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Der US-Präsident führt ein unwürdiges Spektakel gegenüber der Arznei-Zulassungsbehörde auf. Druck auszuüben, damit vor den Wahlen ein Impfstoff auf den Markt kommt, gehört sich nicht, meint Fabian Schmidt.

Am vergangenen Wochenende beschuldigte US-Präsident Donald Trump die Medikamenten-Zulassungsbehörde FDA in einem Tweet, Teil eines “tiefen Staates” zu sein und absichtlich die Entwicklung eines Impfstoffes gegen COVID-19 bis nach den Wahlen am 3. November herauszuzögern.

Die Financial Times berichtet unterdessen unter Berufung auf drei vertrauliche Quellen, dass Trump offensichtlich plant, die Zulassung eines Impfstoffes per Notverordnung durchzusetzen.

Nun sah sich der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten und Allergien (NIAID) Anthony Fauci gezwungen zu reagieren. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters machte er deutlich, dass er eine beschleunigte Impfstoffentwicklung oder gar eine vorgezogene Zulassung eines Impfstoffes für keine gute Idee hält.

Gute Forschung braucht Zeit, meint DW-Wissenschaftsredakteur Fabian Schmidt

Querschüsse bringen die Medizin nicht weiter

Und Fauci hat Recht. Das Ganze ist ein unwürdiges, allein dem Wahlkampf geschuldetes Spektakel und wenig hilfreich, wenn es um die Bekämpfung des Coronavirus geht. Es gibt auch überhaupt keinen Grund für das Weiße Haus, Druck auf die höchst professionell arbeitenden US-Institutionen oder die Industrie auszuüben, die bereits sehr gute Ergebnisse vorweisen.

Drei Impfstoffe aus den USA befinden sich bereits  in der Phase 3 der klinischen Erprobung. Ein Impfstoff der Firma Moderna wird bereits seit fast einem Monat  an 30.000 Patienten erprobt. 

Und nun hat der Medikamentenentwickler Johnson & Johnson nachgezogen und mit einem anderen Impfstoff eine weitere Studie mit sogar 60.000 Teilnehmern begonnen. Zudem erprobt Astra-Zeneca einen Impfstoff an 10.000 Probanden in Brasilien und plant, die Probereihe mit 30.000 Menschen in den USA auszuweiten.

Damit rückt ein Impfstoff in greifbare Nähe. Ob der dann vor oder nach den Wahlen auf den Markt kommt, dürfen nicht Politiker entscheiden, sondern ausschließlich die kompetenten Fachleute. Üblicherweise dauert die Phase 3 recht lange, weil es dabei auch darum geht, eher seltene Nebenwirkungen auszuschließen. 

Lasst die Fachleute in Ruhe arbeiten

Die Studien müssen in der gebotenen Gründlichkeit und Sorgfalt zu Ende geführt werden. Es gehört sich einfach nicht, hier die Zulassungsbehörden in so einem Moment zu nötigen. Dieses Verhalten ist schlicht unanständig. 

Genauso verhält es sich mit der Erteilung einer Notfallgenehmigung für die Plasmatherapie zur Behandlung von COVID-19 Patienten, die Trump noch kurz vor seinem Nominierungsparteitag durchgepeitscht hat. 

Auch dieser Verwaltungsakt war unnötig. Solche Effekthascherei wird den tatsächlich Betroffenen nicht helfen, denn es gab ja bereits die Möglichkeit, besonders schwer Erkrankte in Ausnahmefällen mit Blutplasma genesener Patienten zu behandeln. Forschungen, die eine Wirksamkeit der Methode eindeutig beweisen, stehen indes noch aus. 

Russland hat ohne die üblicherweise geforderten Studien eine Impfung im Schnellverfahren eingeführt.

Russland nicht zum Vorbild nehmen

Immer wieder mischt sich Donald Trump mit fragwürdigen Schritten und Empfehlungen in die medizinische Forschung und das Gesundheitswesen ein, etwa auch im Fall des unwirksamen Medikaments Hydroxylchloroquin.  Es steht zu befürchten, dass die Frequenz derartiger Empfehlungen, Ermahnungen oder Einmischungen mit der Nähe zum Wahltag noch weiter zunimmt.

Aber wir dürfen auch hoffen, dass sich die US-Behörden deutlich resistenter gegen politische Einflussnahme erweisen als etwa die Zulassungsbehörden in Russland, wo es Präsident Vladimir Putin mit der Zulassung eines Impfstoffes gar nicht schnell genug gehen konnte. Dort wurden die drei vorgeschriebenen Phasen einfach auf eine zusammengestrichen.  Die Fachwelt schlug die Hände entsetzt über dem Kopf zusammen

Dabei ist grundsätzlich nichts gegen beschleunigte Forschung einzuwenden, wenn sie professionell betrieben wird und zur Eindämmung einer Epidemie geboten ist. Aber die Entscheidung darüber müssen immer noch die forschenden Mediziner und Pharmakologen und die Zulassungsbehörden treffen, nicht die Politik. 


  • Achtung, ansteckend!

    Schön, aber gefährlich

    Vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen sind Grippeviren gefährlich. Mit bloßem Auge sieht man sie nicht. Aber man merkt schnell, wenn sie da sind: an Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Husten. Dabei bestehen die Viren aus nicht viel mehr als einer Eiweißhülle und einem kleinen Erbgutstrang.


  • Achtung, ansteckend!

    Keine Banalität

    Eine mögliche Grippe-Pandemie macht den Menschen Angst. Denn sie kann gefährlich werden. Bei der Spanischen Grippe (1918-1920) starben über 25 Millionen Menschen. Darunter waren viele 20- bis 40-Jährige. Viele starben an den Folgen einer Lungenentzündung. Auch hier war der Grippevirus H1N1 schuld.


  • Achtung, ansteckend!

    Was hilft?

    Bei einer Virusgrippe wird der Arzt meist nur die Symptome bekämpfen: Hustensaft und Schmerzmittel verschreiben, fiebersenkende Mittel geben oder dafür sorgen, dass der Patient schlafen kann. Für schwere Fälle hingegen gibt es antivirale Medikamente: Sie hemmen die Vermehrung des Virus im Körper.


  • Achtung, ansteckend!

    Knifflige Impfstoffherstellung

    Gegen Grippe kann man sich impfen lassen. Allerdings verändert sich das Grippevirus durch Mutation sehr schnell. Jedes Jahr wird daher ein neuer Impfstoff entwickelt – unter streng sterilen Bedingungen. Er besteht aus inaktivierten Viruspartikeln der drei Virusstämme, die in dem Jahr besonders häufig sind.


  • Achtung, ansteckend!

    Grippeviren aus Hühnerembryos

    Einige Impfstoffhersteller vermehren die Grippeviren in befruchteten Hühnereiern. Denn Grippeviren befallen auch Vögel – das bebrütete Hühnerei dient als primitiver Vogelersatz. Man gewinnt die Viren für den Impfstoff dann aus dem sich entwickelnden Hühnerembryo. Ein Hühnerei reicht in etwa für eine Impfdosis.


  • Achtung, ansteckend!

    Schweinegrippe

    Influenzaviren befallen auch Schweine und lösen bei ihnen Atemwegserkrankungen aus. Dazu gehört auch der Virus-Subtyp H1N1. Er befällt viele Säugetierarten, auch den Menschen. 2009 kam es zu einer Pandemie mit einem Schweinegrippevirus.


  • Achtung, ansteckend!

    Panik – nicht nur in Hongkong

    Die Schweinegrippe breitete sich 2009 von Mexiko und den USA auf über 200 Länder aus. Vor allem in Südasien, Ostafrika und Südamerika erkrankten viele Menschen. Laut Weltgesundheitsorganisation starben weltweit mehr als 18.000 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe.


  • Achtung, ansteckend!

    Bedrohung Vogelgrippe

    Grippeviren können auch Vögel befallen. Tiermediziner sprechen dann von Geflügelpest, das ist aber nur ein anderes Wort für Vogelgrippe. Im Grunde genommen kann jeder Influenza-A-Virus-Stamm Vogelgrippe auslösen, er muss sich lediglich auf Vögel als Wirt anpassen. Am bekanntesten sind die Typen H5N1, H7N9 und H5N8. Die Typen H5N1 und H7N9 können unter Umständen auf den Menschen übertragen werden.


  • Achtung, ansteckend!

    Und zu guter Letzt

    Händewaschen ist die beste Vorbeugung gegen Grippeviren. Vor allem sollte man sich nicht mit ungewaschenen Fingern an Augen und Nase fassen – so steckt man sich nämlich leicht mit Erregern an.