Psychologie: Die Emotionen des Partners richtig lesen

0
269

Empathie ist wichtig. Die Emotionen des Partners richtig lesen zu können verhilft zum Glück. Eine neue Studie zeigt aber, manchmal ist es sogar schädlich richtig einzuschätzen, was der Partner fühlt.

Ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und eine sanfte Berührung oder verschränkte Arme und ein spöttisch verzogener Mund – Mimik und Körpersprache sagen oft mehr über die eigene Gefühlslage aus als Worte es können.

Emotionen richtig zu erkennen, ist ein wichtiger Grundbaustein für menschliche Kommunikation. Vor allem in einer Partnerschaft. Wie wichtig, das zeigt eine neue Studie  von Psychologen der University of Rochester und der University of Toronto.

Das Ziel der Studie: herausfinden, unter welchen Umständen eine Beziehung durch das korrekte Erkennen der Emotionen des Partners profitiert und wann sie darunter leidet.

Das Ergebnis: Paare, die in der Lage sind, die sogenannten Beschwichtigungsemotionen des Partners richtig zu erkennen, sind generell glücklicher. 

Die Gefühle des Partners schätzen 

Hinter dem Begriff Beschwichtigungsemotionen verbergen sich Gefühle wie zum Beispiel Scham oder Schuldbewusstsein. Zwei selbstreflektive Emotionen, die der Mensch in den ersten zwei Lebensjahren entwickelt.

“Wer versucht zu beschwichtigen oder Scham zugeben kann, der signalisiert dem Partner, dass ihm die Gefühle des anderen wichtig sind”, sagt Bonnie Le,  Studienautorin und Assistenzprofessorin im Department of Psychology der University of Rochester. 

Mehr dazu: Zuviel Empathie macht krank

Video ansehen 05:50 Teilen

Nur mein Auto versteht mich

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/35HOX

Nur mein Auto versteht mich

Der soziale Status

Selbst die glücklichste Partnerschaft kommt nicht ohne Konflikte aus. Im Streit mit dem Partner gibt es zwei Möglichkeiten: den sozialen Hochstatus oder den Tiefstatus für sich beanspruchen.

Der Hochstatus bedeutet, dem Partner durch Ärger und Verachtung zu signalisieren, dass man sich im Recht fühlt. Wer hingegen Scham oder Schuldbewusstsein zeigt, der begibt sich in den sozialen Tiefstatus und startet damit das, was der Mimik- und Körperspracheexperte Dirk Eilert  als “nonverbalen Reparaturversuch” bezeichnet. 

Emotionsorientiert kommunizieren

Und das wiederum ist ein Indiz für eine funktionierende Beziehung. “Empathie ist sehr wichtig. Wenn ich die Emotionen meines Partners richtig deute, dann kann ich auch meine Worte mit Bedacht wählen”, sagt Eilert. Dabei kommt es aber nicht nur auf die richtigen Worte, sondern auch den passenden Moment an. 

“Emotionsorientiert zu kommunizieren funktioniert deshalb so gut, weil der Partner dann unseren Worten leichter folgen kann und Informationen besser verdaut. Ebenso fühlt sich unser Gegenüber als Mensch gesehen”, sagt Eilert. Schließlich gehe es in der Kommunikation nicht nur ums Senden einer Botschaft, sondern auch um das Empfangen und Wahrnehmen der Reaktion des Gegenübers. 

Mehr dazu: Radikalisierung: Wie Empathie Konflikte anheizt

Video ansehen 04:18 Teilen

Nudging – der sanfte Schubser

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/3OBM4

Nudging – der sanfte Schubser

Verachtung ist besonders gefährlich

Ein weiteres Ergebnis der Studie überraschte die Psychologen. Bereits das bloße Empfinden von negativen Gefühlen wie Wut oder Verachtung ist destruktiv für die Beziehung.

“Wenn Sie Drohgebärden Ihres Partners wahrnehmen, dann kann das Ihr Vertrauen in die Beziehung erschüttern”, sagt Bonnie Le. Paare, bei denen ein Partner diese Gefühle empfindet, sind folglich generell unglücklicher. Egal, ob diese Emotion richtig erkannt wurde oder nicht.

“Ekel und Verachtung dienen im Konflikt als Abgrenzung. Sie sind unser psychisches Immunsystem”, sagt Eilert. Wenn sie sich als Muster in der Kommunikation etablieren, dann kann das ein Indiz dafür sein, dass die Beziehung auf ihr Ende zusteuert. 

Schatz, bitte ändere das!

Außerdem wollten die Psychologen mehr darüber erfahren, ob sich die korrekte Wahrnehmung der Emotionen positiv darauf auswirkt, den Wünschen des Partners entsprechen zu wollen.

Dafür ließen sie die Paare in einer kontrollierten Umgebung einen Änderungswunsch an ihren Schatz formulieren – zum Beispiel gewisse Verhaltensweisen abzulegen oder das eigene Temperament zu zügeln.

Anschließend mussten die Teilnehmer ihre eigene Wahrnehmung der Emotionen des Partners beschreiben, ebenso wie die Qualität der Beziehung und sagen, ob sie motiviert sind, dem Wunsch zu folgen. 

Mehr dazu: Streit in der Partnerschaft: Wer kämpft, verliert

Video ansehen 02:34 Teilen

Gadgets, die Gefühle lesen: Mood Tracking mit Wearables

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/3dfTC

Gadgets, die Gefühle lesen: Mood Tracking mit Wearables

Verlegen sein lohnt sich

Das Ergebnis: wer die Emotionen des Partners gut deuten kann, der ist trotzdem nicht motivierter, sein Verhalten für die Person zu ändern. Wer besagte Änderungswünsche mit einer Dosis Verlegenheit garniert, ist jedoch im Vorteil. 

“Man signalisiert: Mir ist bewusst, dass dich mein Wunsch nach Änderung vielleicht verletzt. Aber ich bin bereit, diese Gespräche mit dir zu führen und möchte in unsere Beziehung investieren”, sagt Le.

Emotionen erkennen ist nicht so leicht

Die Emotionserkennungsrate in der Bevölkerung liegt laut Eilert nur bei knapp 60 Prozent. Das ist das Ergebnis eines Versuchs, bei dem 2000 Probanden 49 Bilder von kulturell übergreifenden Gesichtsausdrücken und Emotionen gezeigt wurden. “Mehr als jeder zweite Gesichtsausdruck wird falsch interpretiert”, sagt Eilert. 

Die Ursachen für den verhältnismäßig niedrigen Wert sind vielfältig. Zum einen wirkt sich der immer stärker zunehmende Medienkonsum negativ aus. “Es ist mittlerweile normal in Gesellschaft, mehr aufs Handy als dem anderen ins Gesicht zu schauen”, sagt Eilert. 

Mehr dazu: Schämt Euch!

Video ansehen 01:57 Teilen

Warum weinen wir, wenn wir fröhlich oder traurig sind?

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/3Y398

Warum weinen wir, wenn wir fröhlich oder traurig sind?

Das Problem dabei: das Gehirn beschäftigt sich dadurch immer weniger mit der korrekten Interpretation von Gesichtsausdrücken und Emotionen und verlernt diese – nach dem Motto: “Use it or lose it”.

Worte haben mehr Stellenwert

Auch die Erziehung im Kindesalter ist ein Faktor. “Erziehung versaut uns in gewisser Weise die Wahrnehmung. Gerade als Kind hat der Mensch eine gute Auffassungsgabe für Emotionen in Form von Mimik und Körpersprache”, sagt Eilert.

Eine klassische Situation: die Eltern streiten, das Kind fragt wieso. “Anstatt ehrlich zu antworten sagen Eltern häufig, ‘Wir streiten nicht, wir diskutieren'”, sagt Eilert. Dem Kind wird also die eigentlich richtige Interpretation als falsch verkauft.

Die dritte Ursache ist der hohe Stellenwert von Sprache in der Gesellschaft.  “Mit zunehmender Sprachgewandtheit vergessen wir, dass wir eigentlich nonverbale Wesen sind. Als Kleinkind orientiert sich der Mensch sehr an Körpersprache. Das vergeht und man vertraut mehr auf Worte”, sagt der Mimik- und Körpersprachenexperte. 

Beim nächsten Treffen mit Freunden oder dem Rendezvous mit dem Partner das Handy einfach mal in der Tasche zu lassen und dem Gegenüber aufmerksam ins Gesicht zu schauen, lohnt sich also in doppelter Hinsicht. 


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Liebe geht durch den Magen

    Frisch Verliebte produzieren verstärkt das Hormon Phenylethylamin, das den Appetit zügelt. Beim gemeinsamen Essen wird zudem das “Kuschel- oder Beziehungshormon” Oxytocin ausgeschüttet, das ebenfalls den Appetit hemmt. Anders sieht es in längeren Beziehungen aus: Glückliche Paare wiegen im Schnitt mehr als Singles. Das liegt auch am sinkenden Konkurrenzdruck in glücklichen Partnerschaften.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Schmetteringe im Bauch

    In der Phase der Verliebtheit wird der Körper auch von den Geschlechtshormonen Testosteron und Östrogen reguliert. Diese Hormone werden hauptsächlich unter Stresseinfluss ausgeschüttet und führen zu einem unruhigen Magendarmtrakt. Die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin beim Anblick des Gegenübers führt im Zusammenspiel mit den Glückshormonen zum Kribbeln im Bauch.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Sich gut riechen können

    Moleküle auf den Zell-Oberflächen entscheiden bei der Erkennung des Immunsystems über Freund oder Feind und lassen dann entsprechende Duftkomponenten entstehen. Der Körpergeruch gelangt über die Riechrezeptoren ans Gehirn, das dann entscheidet: passt oder passt nicht. Zu viel Diversität kann zu autoaggressiven T-Zellen führen, die körpereigenes Gewebe angreifen und Autoimmunerkrankungen auslösen.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Liebe macht blind

    Dopamin ist ein Botenstoff, der im Gehirn das Gefühl von Verliebtheit entstehen lässt und etwaige Fehler des Geliebten ausblendet. Die ausgeschütteten Endorphine vermitteln Glücksgefühle und Zufriedenheit. Wird durch die körperliche Berührung zusätzlich noch das Kuschelhormon Oxytocin aktiviert, entsteht eine dauerhafte Bindung, die über die etwa sechs Wochen andauernde Verliebtheit hinausgeht.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Da stimmt die Chemie

    Bei der Liebe gilt die Devise “je fremder, umso besser”. Dabei geht es um Immun-Gene, die bei der Abwehr von Krankheitserregern eine Rolle spielen. Je unterschiedlicher der Genpool von Mutter und Vater ist, desto besser ist der Nachwuchs für möglichst viele Krankheitserreger gewappnet.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Jemanden süß finden

    Küssen, saugen und beißen soll auf scherzhaft-spielerische Art kannibalistische Motive aufgreifen. Das zeige sich auch in den Redensarten: Wir finden jemanden “süß”, “lecker” oder “knackig”, haben ihn “zum Fressen gern”. Süßigkeiten haben zudem für viele seit frühster Kindheit einen Belohnungseffekt. Entsprechend ist der Begriff “süß” auch in anderen Themenbereichen positiv besetzt.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Gleich und gleich gesellt sich gern

    Gerade bei dauerhaften Beziehungen ähnelten sich Partner nachweislich sehr häufig. Soziologisch gesagt das Konzept der “Homogamie”, dass Partner nach ähnlichen Kriterien ausgesucht werden, so dass möglichst gleiche Bedingungen (Abstammung, Alter, Bildungsniveau, sozialer Status, finanzielle Lage, Hobbys, politische Neigung, Religion) in die jeweilige Beziehung eingebracht werden.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Gegensätze ziehen sich an

    Männer und Frauen unterscheiden sich auch bei der Partnerwahl. So achten Männer stärker aufs Aussehen. Frauen suchen eher nach Status und Intelligenz. Treffen unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aufeinander, kann das zu ausgewogeneren Sichtweisen und klügeren Handlungen führen. Oftmals passen gegensätzliche Persönlichkeiten gut zueinander, etwa sich gerne führen lassen und gerne führen.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Alles miteinander teilen

    Vor allem müssen Sexualpartner darauf achten, nicht ungewollt Geschlechtskrankheiten oder andere Infektionen mit dem neuen Partner zu teilen. Unklar ist noch, in wie weit sich Partner mit der Zeit auch das Mikrobiom – also die Summe aller Mikroorganismen – auf der Haut teilen. So könnte etwa bei Neurodermitis-Patienten durch die Partner-Mikroben ein entsprechender Hautausschlag gefördert werden.


  • Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt

    Allergisch aufeinander reagieren

    Wenn´s überhaupt nicht passt, könnte das an einer Duftstoffallergie liegen. Denn meist reagieren wir nicht auf eine Person allergisch, sondern auf etwas, das der andere an sich trägt. Das können Allergene sein, die von anderen Orten stammen, oder Parfüms, Cremes oder Seifen, die Eugenol oder Limonen enthalten. Gerade bei Allergien wirkt auch die Psyche aufs Immunsystem – positiv oder negativ.

    Autorin/Autor: Alexander Freund