DW-Hauskonzert mit Star-Oboist Albrecht Mayer

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Der Musiker tritt in der neuen DW-Reihe “Hauskonzerte” auf YouTube auf. Mit Werken von Johann Sebastian Bach will Albrecht Mayer Trost und Freude spenden. Und er erklärt, warum er sich wie ein Zwilling Bachs fühlt.

Normalerweise spielt er in der Berliner Philharmonie, der New Yorker Carnegie Hall oder auf internationalen Musikfestivals von Salzburg über Edinburgh bis Luzern vor Tausenden von Menschen. An diesem Abend im Potsdamer Palais Lichtenau spielt er mit der Pianistin Kimiko Imani ganz ohne Publikum, nur begleitet von den Kameras der Deutschen Welle: Albrecht Mayer ist Stargast in der neuen Reihe “Hauskonzerte” auf dem YouTube-Kanal DW Classical Music. Bekannt geworden ist Mayer als Solooboist der Berliner Philharmoniker. Mittlerweile hat der 54-Jährige neben seinem Orchesterjob auch eine Solo-Karriere gestartet, und immer öfter tritt er auch als Dirigent in Erscheinung.

Wie viele andere Musiker leidet auch Albrecht Mayer darunter, dass in Zeiten von Corona keine öffentlichen Konzerte stattfinden können: “Wir Musiker in der ganzen Welt haben ein gemeinsames Schicksal: Wir haben kein Publikum”, sagt er. “Tief in unserem Herzen drängt es uns aber, rauszugehen und Musik für die Menschen zu machen.” Deswegen hat Mayer gern die Einladung der DW angenommen, bei den “Hauskonzerten” als einer der ersten Musiker aufzutreten.

Bach als musikalischer Zwilling

Gemeinsam mit seiner Kammermusikpartnerin, der japanischen Pianistin Kimiko Imani, hat er sich dabei ganz bewusst für Kompositionen von Johann Sebastian Bach entschieden; denn zu Bachs Musik hat Mayer eine ganz besonders Beziehung: “Bach war ein gläubiger Mann mit 20 Kindern und zwei Frauen. Er wollte immer nah bei seinem Gott sein”, so der Musiker. “Für mich als Gläubiger ist er so etwas wie ein musikalischer Zwilling”.

Bei den Aufnahmen zum DW-Hauskonzert: Star-Oboist Albrecht Mayer und die Pianistin Kimiko Imani im Potsdamer Palais Lichtenau

Sein ganzes Musikerleben lang hat sich Alberecht Mayer zu Bach hingezogen gefühlt. Das geht zurück bis in seine frühe Jugend: “Schon als Kind, wenn es mir schlecht ging, bin ich oft ans Klavier gegangen, um mich zu trösten, und habe die wunderbaren Melodien von Johann Sebastian Bach gespielt”, erzählt er der DW.

Diesmal will er den Menschen in der ganzen Welt Trost spenden und Freude bringen. Ausgesucht hat er Arien aus Bachs Oratorien, die in den Osterntagen wegen Corona nicht öffentlich aufgeführt werden konnten: die Tenor-Arie Nr.7 aus dem Osteroratorium, die Bass-Arie “Mache dich mein Herze rein” aus der Matthäuspassion und die Air aus der Orchestersuite in D-Dur. Bis auf eine Ausnahme hat Mayer die Werke, die Bach ursprünglich für eine andere Besetzung komponierte, exklusiv für das DW-Hauskonzert für Oboe und Klavier bearbeitet.

Musik verbindet – auch im Netz

Musik verbindet, heißt es immer schnell, wenn Musiker auftreten, um Menschen zu erreichen, die sonst vielleicht mit Worten und gutem Zureden nicht zu erreichen wären. Dass Musik tatsächlich verbinden und anrühren kann und das selbst über das Internet, hat Albrecht Mayer im Vorfeld seines DW-Hauskonzerts ganz persönlich erfahren. “Als ich beim Frühstück mit meiner sechsjährigen Tochter dieses ‘Geisterkonzert’ für die DW vorbereitete, hörte ich Musikaufnahmen aus dem Netz”,  erzählt er. “Plötzlich wurde meine Tochter sehr ruhig und war wie verwandelt.”

Seit 1992 ist Albrecht Mayer Mitglied der Berliner Philharmoniker

“Ich vermisse euch”

Viele Musiker, gerade diejenigen ohne Festanstellung, leiden derzeit stark unter der Corona-Krise. Abgesagte Konzerte bedeuten: keine Einnahmen. Mayer ist es wichtig, in einem solchen Moment daran zu erinnern. Er weiß, dass er sich als Solist eines Eliteorchesters in einer privilegierten Position befindet. Mit Blick auf die Berliner Philharmoniker hofft er, dass es nicht mehr so lange dauert, bis wieder alle zusammen auftreten können: “Ich vermisse euch da draußen, ich vermisse mein Publikum in der Berliner Philharmonie, ich vermisse alle meine Kollegen von den Berliner Philharmonikern.” Und gemeinsam mit wohl der ganzen Menschheit hofft er, dass die Pandemie bald vorbeigeht: “Ich drücke ganz fest beide Daumen.”