Iran will Corona-Detektor entwickelt haben

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Die Corona-Epidemie hat den Iran voll im Griff. Revolutionsgarden und islamische Mediziner komplizieren die Lage mit bizarren Ideen zur Entdeckung und Behandlung.

Präsentation der “Wunderwaffe gegen Coronavirus” durch Revolutionsgarden

“Ein komplett im Iran gebautes Gerät kann innerhalb von einigen Sekunden jede Coronavirus-Infektion erkennen”, behauptet der Chef der Revolutionsgarden, General Hussein Salami. Dieses Wundergerät hatte er am 15. März im staatlichen iranischen Fernsehen vorgestellt. Angeblich erzeugt das Gerät ein Magnetfeld, mit dessen Hilfe innerhalb von fünf Sekunden jede Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in einem Umkreis von 100 Metern erkannt werden kann. Mit 80-prozentiger Sicherheit liefere das Gerät korrekte Ergebnisse, erklärte General Salami.

Iranische User in sozialen Netzwerken fanden es beängstigend, dass der Chef der Revolutionsgarden anscheinend im Ernst glaubt, dass dieses “Spielzeug” funktioniert.

High-Tech oder doch Fake-Tech?

Viele machen sich lustig über das Gerät, aber einige steuern auch eigene Recherchen bei. Das vorgestellte Gerät ähnele zum Verwechseln einem Aggregat, das im Juni 2017 von einem unbekannten iranischen “Erfinder” ebenfalls an die Revolutionsgarden verkauft und danach medienwirksam präsentiert worden war. Mit seiner Hilfe sollte man in bis zu 42 Kilometer Tiefe in der Erde Wasserquellen entdecken können. Eigentlich sei es eine “Erfindung” des berüchtigten britischen Betrügers James McCormick gewesen, schreibt der User Azim auf Twitter.

McCormick hatte Mitte der 2000er Jahre einen angeblichen Bomben-Detektor hergestellt, der mithilfe elektromagnetischer Wellen funktionieren sollte. Er hatte mehrere Tausende Exemplare seines unbrauchbaren Geräts für über 50 Millionen Euro an den Irak und andere Länder verkauft. Wegen Betrugs wurde er 2013 in England zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Warten auf den Start

    Die “Kawoschgar” (“Sonde”) wartet an unbekanntem Ort auf ihrer mobilen Abschussrampe auf den Start, an Bord mutmaßlich ein kleiner Affe. Denn diesen will der Iran nach eigenen Angaben erfolgreich ins All geschickt haben.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Ganz ruhig …

    Hier der Passagier vor dem Start, man hat ihm den Namen “Aftab” gegeben, auf Deutsch “Sonne”.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Jetzt wird’s ernst

    Aftab im Astronautendress. In seiner Fixierung sieht er nicht gerade begeistert aus, kein Wunder. Man achte aber auf die Warze über seinem rechten Auge, das ist wichtig für später …


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Wie geht’s jetzt dem Passagier?

    Am Montag (28.01.2013) meldeten die iranischen Nachrichtenagenturen den erfolgreichen Start der Rakete.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Affe gut, alles gut?

    Nach 16-minütigem Flug ins All kehrte Aftab wohlbehalten auf die Erde zurück, meldeten die iranischen Nachrichtenagenturen. Die iranische Raumfahrtbehörde lud zur Pressekonferenz, bei der Aftab “für Erheiterung der Journalisten” sorgte, wie ISNA meldete.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Erstaunlich gut drauf

    Aber wieso war der Ehrengast so munter nach der stressigen Reise? Betrachten wir uns den Kleinen einmal näher.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    Verjüngende Spritztour

    Tatsächlich, offenbar ist ihm der Ausflug ins All gut bekommen. Die Warze über seinem rechen Auge ist verschwunden, und seine Gesichtsbehaarung hat von grau zu einem kräftigen Braun gewechselt.


  • Iranisches Affentheater im Weltraum

    So ein Tag, so wunderschön wie heute …

    Wahrlich ein Erfolg, der sich sehen lassen kann. Auch wenn Mohammad Ibrahimi, Leiter des iranischen Forschungsinstituts für Raumfahrt (rechts im Bild neben Hamid Fazeli, dem Chef der iranischen Raumfahrtbehörde), so aussieht, als könnte er selbst nicht so recht dran glauben…

    Autorin/Autor: Mahmood Salehi


Iranische Wissenschaftler nicht überzeugt

Das jetzt vorgestellte Gerät zur Ortung von Corona-Infizierten sei “geeignet für Science-Fiction-Geschichten”, teilte die Vereinigung iranischer Physiker mit. Mit den mächtigen Revolutionsgarden im Iran legt man sich eigentlich nicht an. Die iranischen Physiker konnten so viel Scharlatanerie aber anscheinend nicht mehr ertragen. Die Wissenschaft sei von der Fähigkeit zur Aufklärung der winzigen Viren mit elektromagnetischen Methoden weit entfernt, sagen die Experten. Sie empfehlen den Revolutionsgarden, das Gerät der Wissenschaft zur Prüfung  zur Verfügung zu stellen.

Derartige Kritik sei ein “Ausdruck ihrer Schwäche, Minderwertigkeit und Verzweiflung”, erklärte der Sprecher der Revolutionsgarden, Ramazan Sharif. “Diese Angriffe werden bald verblassen und sie werden die Fakten und die Wahrheit akzeptieren müssen – wie in der Vergangenheit bezüglich unserer präzisen Raketen und strategischen Drohnen.”

Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums Kianusch Dschahanpur

Der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums, Kianusch Dschahanpur, drückte sich vorsichtiger aus: “Das Gesundheitsministerium war über den Virusdetektor nicht informiert und kann nicht bestätigen, dass er funktioniert”, sagte er der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Statistische Verrenkungen

Dschahanpur hat keinen einfachen Job. Laut offiziellen Zahlen habe sich bislang mehr als 83.000 Menschen im Iran mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt, über 5.200 sind an den Folgen der Infektion gestorben.

Allerdings glaubt kaum einer, dass die Zahlen korrekt sind. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts ISPA von Anfang April schenken nur 27 Prozent der Befragten im ganzen Land den Statistiken des Gesundheitsministeriums Glauben.

Das ist kein Wunder, denn die Zählweise der Todesopfer wird manipuliert, damit die Zahlen nicht zu hoch ausfallen. Ein Beispiel dafür bietet ein Interview des Parlamentsabgeordneten Reza Shiran Khorasani mit der Iranian Labour News Agency (ILNA) von Ende März: “Für diese Krankheit gibt es einen ausländischen Namen, der heißt Corona, und einen einheimischen, der heißt ‘Akutes Atemwegssyndrom’.” Die Zahl der Todesopfer durch das “Akute Atemwegsyndrom” sei in der Provinz Khorasan achtmal höher als die Zahl der Corona-Toten, behauptete Khorasani.

Intensivstation in einem Krankenhaus in Teheran

Einerseits handelt es sich laut dem Abgeordneten also um dieselbe Krankheit, nur mit zwei Namen. Andererseits sterben aber manche Leute an der Krankheit mit dem Namen “Corona” (tatsächlich ist der Name der Krankheit COVID-19), andere wiederum an der Krankheit namens “Akutes Atemwegssyndrom” (dies kann tatsächlich eine Folge einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus sein). Äußerungen wie diese zeigen, mit welchen gedanklichen Verrenkungen manche iranische Politiker versuchen, das Ausmaß der Corona-Epidemie in ihrem Land herunterzuspielen.

Gefährliche Behandlung durch “islamische” Medizin 

Der Sprecher des iranischen Gesundheitsministeriums Kianusch Dschahanpur wird nicht nur ständig mit diesen widersprüchlichen Angaben zur Corona-Epidemie konfrontiert, er muss auch fast täglich zu Erfindungen oder Empfehlungen von Vertretern der islamischen Medizin Stellung nehmen.

Am Montag  musste Dschahanpur  Fragen zur Wirkung von Kamelurin beantworten. Im Gegensatz zur manchen arabischen Ländern, wo Kamelurin als ein wirksames Heilmittel gilt, hat dies im Iran keine Tradition. Nun werben aber die Anhänger der islamischen Medizin im Iran für das Ausscheidungsprodukt als Medizin zur Behandlung von COVID-19. 

“Nein, wir kennen die Wirkung von Kamelurin auf die Krankheit nicht und wollen die persönliche Entscheidung, es zu sich zu nehmen, auch nicht kommentieren”, so Dschahanpur.

Die Kamelurin-Behandung ist nur ein Beispiel für die Vielzahl an “alternativen” Tinkturen, die derzeit im Iran laut dem britischen “Economist” von rund 15.000 islamischen Apothekern angeboten und von manchen prominenten Klerikern propagiert werden; einige von ihnen sollen nach der Einnahme dieser “überlegenen Medizin” gestorben sein. 


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Luftiger Panzer

    Der Kampfpanzer “Fallagh” ist ein ultraleichter Aufklärungspanzer und für den Einsatz auf schmalen Straßen und in Sumpfgebieten geeignet. Er soll dabei besonders schnell und wendig sein. Eine DW-Userin lobt den “Panzer der nächsten Generation” vor allem für seinen mutmaßlichen Antrieb: “Er braucht auch keinen Treibstoff. Man muss ihn nur einmal nach hinten ziehen und dann loslassen.”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Schrecken der Meere

    US-Schätzungen zufolge besitzt die iranische Marine nicht nur drei U-Boote der russischen Kilo-Klasse, sondern auch 19 dieser selbst entwickelten Klein-U-Boote – bewaffnet mit Torpedos und gebaut für den Einsatz in Küstennähe. Ein Nutzer schreibt: “Ich finde sie sehr gelungen. Sie werden im Krieg beim Feind Mitleid erregen und ihn am Verstand der iranischen Armee zweifeln lassen.”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Wie ein Fisch im Wasser

    Aber die iranische Marine arbeitet auch an einer Reihe von Mini-U-Booten. Dieser Prototyp der “Al Sabehat”-Klasse befindet sich wohl noch in der Testphase. Ein User wundert sich, dass das U-Boot oben offen ist und die Besatzung Taucheranzug und Brille trägt. Ein anderer schreibt: “Ich würde da auch Brille tragen – allein schon, um nicht erkannt zu werden!”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Schwimmende Klimaanlage

    Auch die hochwertige Verarbeitung der Bordwand wirft bei vielen Usern der DW-Farsi-Facebook-Seite Fragen auf. Einer schreibt: “Die Verkleidung unserer Klimaanlage sieht nach 20 Jahren glatter aus als dieses U-Boot.” “Lasst euch nicht täuschen!” meint ein anderer User: “Dieses U-Boot hat Platz für 32 Leute. Zwei Mann kommandieren und 30 andere pusten aus den Löchern, damit kein Wasser eindringt.”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Bunter Vogel

    Die iranische Luftwaffe setzt auf leichte Kampfhubschrauber – etwa auf diesen “Zafar-300”, der auf Grundlage des amerikanischen Bell 206A “Jetranger” entwickelt worden sein soll. Eine junge Frau vermutet: “Den Piloten wird man hineinprügeln müssen.” Und eine andere Userin schreibt: “Sobald er den Hubschrauber startet, fängt der an zu blinken und macht Musik. Wer hat bloß diese Farben ausgesucht?”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Fliegendes Boot

    Das Leichtflugzeug “Bavar-2” hingegen ist mit Nachtsichtkameras und elektronischen Aufklärungssystemen ausgerüstet. Dank neuester Tarnkappen-Technologie soll es von feindlichen Radarsystemen besonders schwer auszumachen sein. In einem Nachbarstaat ist es bereits heiß begehrt. So schreibt ein junger Mann aus Afghanistan: “Schick den Flieger zu uns, wir könnten ihn für unsere Kirmes brauchen.”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Panzer der nächsten Generation

    Auch diese Serie gepanzerter Fahrzeuge löst bei den Usern nicht gerade Ehrfurcht aus. Mit Bezug auf die Atomverhandlungen schreibt ein Nutzer: “Bis jetzt hatten die Amerikaner alle Optionen auf dem Tisch. Nun wissen sie: Im Fall eines Krieges haben wir Iraner nichts zu melden.” Ein anderer fügt hinzu: “Hoffentlich kann man mit dieser Ausrüstung wenigstens schnell genug fliehen!”


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Friedenspanzer?

    Laut iranischer Armee kann dieses leichte Panzerfahrzeug genauso “für die zivile Nutzung bei Naturkatastrophen” eingesetzt werden wie zur “Unterstützung von Friedensmissionen”. Ein User ist skeptisch: “Er scheint eher für Straßenkämpfe und die Niederschlagung von Demonstrationen geeignet zu sein.” Eine Userin antwortet: “Dafür sieht er aber aus wie das uneheliche Kind von Panzer und Lamborghini”.


  • Der Jahrmarkt der iranischen Armee

    Schuss nach hinten

    Während Irans Armee mit Stolz ihre neuesten Entwicklungen anpreist, mischt sich in die ironischen Facebook-Kommentare auch ernsthafte Sorge: “Angesichts der feindlichen Drohungen gegen den Iran sind solche Präsentationen gar nicht vernünftig!” echauffiert sich ein persischsprachiger User. Und ein anderer ist regelrecht sauer: “Ihr solltet stolz sein. Falls ihr bessere Entwürfe habt, meldet euch.”

    Autorin/Autor: Shabnam von Hein