Mit Tango gegen Morbus Parkinson

0
203

Der Tango gilt als einer der feurigsten Standardtänze. Die Tänzer brauchen dafür Kondition, Koordination und Balance. Genau das fehlt Parkinson-Patienten oft – doch Tango tanzen hilft.

“Der Mann startet mit dem linken Fuß, die Frau mit dem rechten. Dann zwei Schritte: eins, zwei und Wiegeschritt. Dann kommt der Schlussschritt. Eins zwei, rechts herum und links herum zurück.”

Aufrecht durchs Leben

Den Rücken möglichst gerade halten, das gehört zum Tango genauso dazu wie die richtige Schrittfolge und die Harmonie mit dem Tanzpartner. Viele Parkinson-Patienten gehen gebeugt. Beim Tangotanzen lernen sie, sich wieder möglichst gerade aufzurichten und eine stolze Tango-Haltung einzunehmen.

Mit Musik und einem Partner, der stützt, geht das leichter. Aktuelle klinische Studien deuten darauf hin, dass Tango einige der typischen Symptome dieser Erkrankung deutlich mindern kann und Körperhaltung, Gang und Gleichgewicht verbessert. Mittlerweile gibt es an vielen Orten in Deutschland Tanzkurse speziell für Menschen mit Parkinson.

Die Lehrer und Therapeuten, die sie leiten, haben viel Erfahrung mit den besonderen Bedürfnissen und Anforderungen der Kursteilnehmer.

Das ist der Rhythmus, …

… bei dem jeder mit muss. Parkinson-Patienten, die an einem Tanzkurs teilnehmen, haben alle die gleiche Diagnose, meist ähnliche Beschwerden und auch ähnliche Ängste, was die Zukunft angeht.

Wenn sie sich beim Tanzen gemeinsam zur Musik bewegen, schafft das ein Gefühl von Gemeinschaft, und es spornt auch an. Und schließlich ist Tangotanzen bei weitem nicht so trocken wie Gymnastikübungen. Alles und alle sind in Bewegung, und das ist für Menschen, die Parkinson haben, ein sehr positives Erleben.

Video ansehen 04:03 Teilen

Parkinson – Bewegung als Therapie

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/38Htx

Parkinson – Bewegung als Therapie

Es kommen Bewegungen vor, zu denen sie sich vielleicht schon lange nicht mehr getraut haben: Rückwärtslaufen, sich drehen und dabei die Balance halten, Arm- und Beinbewegungen koordinieren, und jedes Mal lernen die Teilnehmer etwas Neues. Das ist gut fürs Gehirn und für die Psyche.

Probleme gemeinsam angehen

Die jeweiligen Partner sind meist relativ fit, sonst springen eben die Tanzlehrerin oder der Tanzlehrer ein. Sie können Hilfestellung leisten und bei den verschiedenen, oft recht schwierigen Schritten, die es beim Tango gibt, unterstützen. Sie können auch dabei helfen, den Körper des Tanzpartners ein wenig besser zu stabilisieren.

Das ist für die Haltung wichtig und beim Tango erst recht. Die Tanzenden müssen Füße und Beine koordinieren, die Schritte in die richtige Reihenfolge bringen und sich nicht zuletzt im Rhythmus der Musik bewegen. In den meisten Fällen trippeln Parkinson-Betroffene oft, um so einen möglichen Sturz zu vermeiden. Beim Tanzen aber werden ihre Schritte länger.

Für Menschen mit Parkinson kann all das eine große Herausforderung sein, denn in den Beinen, aber auch in Armen und Händen manifestiert sich der für diese Krankheit so typische Tremor, das Zittern.

Lesen Sie hier: Entsteht Parkinson im Magen?

Tanzen ist Arbeit

Zwischen den einzelnen Tanzbewegungen und verschiedenen Schrittfolgen stehen Koordinationsübungen auf dem Programm. Dabei sollen die Teilnehmer beispielsweise mit einem Tuch gezielte Bewegungen in der Luft machen. Was so einfach erscheint, kann für Menschen mit Parkinson zu scheinbar unüberwindlichen Aufgabe werden. Alltägliche Handgriffe fallen zusehends schwerer, etwa wenn die Hände verkrampfen.

Was für Gesunde ein Leichtes ist, bereitet Parkinson-Erkrankten große Probleme – etwa einen Löffel zum Mund führen, einfach nur geradeaus gehen oder ein Schloss aufschließen. Hände und Finger verkrampfen, das Greifen von Gegenständen wird immer mühsamer.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

Nach einer schweren Diagnose wie Morbus Parkinson dauert es, bis sich die Betroffenen ihre Krankheit eingestehen und lernen, damit umzugehen. Ein bekanntes Beispiel ist der Schauspieler Michael J. Fox, bekannt vor allem aus dem Film “Zurück in die Zukunft”.

Er berichtete, dass er eines Morgens in seinem Hotelzimmer aufgewacht sei und bemerkte, dass der kleine Finger seiner linken Hand zitterte. Wie viele dachte er zunächst einmal an nichts Schlimmes. Als ihm dann aber beim Schreiben der Stift aus der Hand fiel, war klar, dass er ernsthaft erkrankt war. Damals war er gerade mal 30. Parkinson ist keineswegs eine “Alte-Leute-Krankheit”.

Allein in Deutschland leiden zwischen 250.00 und 300.000 Menschen unter Morbus Parkinson. Damit ist es nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bestimmte Nervenzellen im Gehirn sterben dabei ab. Mithilfe von Botenstoffen steuern sie bei Gesunden unter anderem Bewegungen und Bewegungsabläufe.

Lesen Sie hier: Parkinson: Kommt die Diagnose, ist es schon zu spät

Ein anderes Lebensgefühl

Auch wenn Medikamente die Symptome abschwächen können, heilbar ist Parkinson nicht. Umso wichtiger sind Sport und Bewegung. Forscher haben herausgefunden, dass gerade Tanzen die Motorik stimuliert und glücklich oder zumindest glücklicher macht. Und offenbar ist es effektiver als monotone Bewegungs- Gymnastik- und Fitness-Programme.

Tanzen hilft offenbar sogar dabei, dass der Körper neue Nervenzellen bildet und so die geistige Gesundheit fördert. Tanzen fördert auch die Produktion von Dopamin, dem Glückshormon. Das wird beim Tango eben vermehrt ausgeschüttet und lässt die Krankheit zumindest eine Zeit lang etwas in den Hintergrund treten. 

Mehr dazu: “Zu Alzheimer, Parkinson und ALS wollen wir möglichst alle noch offenen Fragen beantworten”


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Bewegen Sie sich

    Körperliche Bewegung hält nicht nur die Blutgefäße auf Trab und ist somit nützlich gegen Demenz, sondern es hilft dem Gehirn auch ganz direkt: Das Gehirn muss den Körper schließlich steuern – und richtet sich darauf ein. Die Orientierungsfähigkeit und das Gedächtnis verbessern sich.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Tanzen Sie

    Das hält jung und gesund: Musik, Gesellschaft, Bewegung und Körperbeherrschung. Zur Vorbeugung gegen Demenz gibt es wohl nichts Besseres als einen regelmäßigen Tanzabend. Aber auch hier gibt die Medizin keine Garantie für einen lebenslangen Erfolg: Auch Tänzer können irgendwann an Demenz erkranken.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Spielen Sie ein Instrument

    Musiker und Tänzer haben ein geringeres Demenzrisiko, haben Forscher nachweisen können. Musizieren verändert die Hirnstruktur und kann älteren Menschen dabei helfen, geistig, körperlich und sozial fit zu bleiben. Wer in einer Gruppe musiziert, profitiert zusätzlich von sozialen Kontakten.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Trainieren Sie ihr Gehirn

    Jegliche Form geistiger Aktivität hält das Gehirn in Schwung: Es geht dabei aber nicht nur um das reine Rätsellösen und Auswendiglernen. Viel wichtiger sind die sozialen Kontakte. Auch die fordern und fördern das Gedächtnis. Wichtig: Mit anderen im Gespräch bleiben, Dinge unternehmen und organisieren.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Essen Sie gesund

    Viele Studien weisen darauf hin, dass eine gesunde Ernährung – reich an Gemüse, Salat und pflanzlichen Fetten – sich positiv auf die Blutgefäße auswirkt. Wer ein geringes Risiko hat, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, hat auch ein geringeres Demenz-Risiko – das zeigen wissenschaftliche Studien.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Rauchen und Alkohol … Sie ahnen es ….

    Tabak und Alkohol sind Nervengifte. Studien zeigen, dass regelmäßiger Alkoholmissbrauch das Risiko für alle Demenzformen in etwa verdreifacht. Rauchen schädigt die Lungen und fördert die Arteriosklerose. Beides führt dazu, dass weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. Das wiederum beschleunigt den geistigen Abbau im Alter.


  • So können Sie Demenz vorbeugen

    Bluthochdruck und Diabetes vermeiden

    Wer seinen Blutdruck unter Kontrolle hält, tut etwas gegen Demenz. Denn sie entsteht oft in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Diabetes und Übergewicht können eine Demenz begünstigen.

    Autorin/Autor: Fabian Schmidt