LeBron James gilt als bester Basketballer der Welt. Der 35-Jährige ist nun vor Kobe Bryant dritterfolgreichster Korbjäger der NBA. Er hat zahlreiche Titel gewonnen, seine bescheidenen Wurzeln hat er aber nie vergessen.
Der kleine LeBron Raymone James musste von Beginn seines Lebens an kämpfen. Als uneheliches Kind einer 16-jährigen Schülerin und eines ehemaligen Häftlings, der sich schon vor der Geburt seines Sohnes wieder aus dem Staub gemacht hatte, fiel der Start ins Leben nicht leicht. James’ Mutter Gloria zog den Jungen alleine groß, hatte aber kaum Geld. Nach dem frühen Tod ihrer eigenen Mutter – der kleine LeBron war damals noch nicht ganz drei Jahre alt – fiel das bis dahin einigermaßen stabile Familienleben auseinander.
Gloria James, die zuvor mit der Mutter und zwei Brüdern zusammen gelebt hatte, wechselte nun häufig den Wohnort und musste ihren Sohn zeitweise in eine Pflegefamilie geben, um über die Runden zu kommen.
Geregeltes Leben als Inspiration
Allerdings war dieser Aufenthalt bei fremden Eltern auch der Auslöser für die beeindruckende Sportkarriere ihres Sohnes. Mit acht Jahren lebte LeBron James für einige Zeit bei seinem damaligen Football-Trainer, Frank Walter. Walter erkannte, dass der Junge auch ein großes Talent für Basketball besaß und überredete ihn, neben dem Football auch für ein Basketball-Team aufzulaufen – der Grundstein war gelegt.
Stolze Mutter und größter Fan: Gloria James und ihr Sohn haben ein inniges Verhältnis
Zudem tat dem kleinen LeBron das geregelte Familienleben gut. Zeitweise war er wegen der ständigen Umzüge und den damit verbundenen Schulwechseln kaum im Unterricht gewesen. “Sie zwangen mich, jeden Tag aufzustehen und zur Schule zu gehen”, erinnert sich James im Buch “LeBron James: The Making of an MVP” an das Leben bei den Walters. “Teil einer Familie zu sein, mit Mutter und Vater, einem Bruder und zwei Schwestern, das war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Es hat mir die Augen geöffnet, um das zu werden, was ich heute bin.”
Highschool-Spiele landesweit
Auch auf den Basketball-Court entwickelte sich James weiter. Mit dem Team der St.Vincent-St.Mary-Highschool seiner Heimatstadt Akron/Ohio, erreichte James überregionale Endspiele und gewann einmal sogar die landesweite Schul-Meisterschaft. “Dies ist der Ort, an dem alle Träume Wirklichkeit geworden sind”, sagte James später in einem Interview mit der “New York Times” über seine Schule. “Wenn man in diesem Land arm und schwarz aufwächst, träumt man viel, aber man glaubt nicht wirklich, dass die Träume auch wahr werden. Hier habe ich angefangen zu glauben, dass ich es schaffen kann.”
Als Highschool-Schüler bereits ein Ausnahmesportler: LeBron James 2002 im Trikot der “Fighting Irish”
Tatsächlich war James bereits als Teenager einem breiten Publikum bekannt, auch weil seine Highschool-Spiele teilweise im Fernsehen übertragen wurden. 2002 landete er mit dem Titel “The Chosen One” auf dem Cover der “Sports Illustrated”, dem bekanntesten Sportmagazin der USA. Die Scouts der NBA waren da längst auf ihn aufmerksam geworden – folgerichtig wurde er 2003 beim Draft von den Cleveland Cavaliers als erster Spieler ausgewählt.
Treue und die eigenen Wurzeln
Den “Cavs” hielt James sieben Jahre lang die Treue. 2010 wechselte er zu den Miami Heat, weil er dort die größten Chancen sah, den Meistertitel zu gewinnen. Zuvor hatte er mit seinen beiden Teamkollegen aus der US-Olympiamannschaft, Dwyane Wade und Chris Bosh, abgemacht, gemeinsam nach Miami zu wechseln. Die drei bildeten dort ein schier unschlagbares Trio und holten 2012 und 2013 den Titel. Die Basis des Erfolgs war – neben dem sportlichen Ehrgeiz – ihre Freundschaft. “Außerhalb des Basketballs sind LeBron und ich die besten Kumpel. Und wir stützen uns gegenseitig”, sagte Wade bereits 2010 in einem ESPN-Interview. “Wenn ich abseits des Platzes Probleme habe, dann ist er der Typ, der mich jeden Tag antreibt, um sicherzustellen, dass meine Einstellung stimmt, und ich mache dasselbe bei ihm.”
Starkes Trio: Dwyane Wade, Chris Bosh und LeBron James (v.l.n.r.) waren als “Big Three” bekannt und gefürchtet
2014 kehrte James zu “seinen” Cavaliers zurück, um eine noch nicht erledigte Aufgabe zu erfüllen. Er wollte auch mit seinem Heimatverein den NBA-Titel gewinnen, was ihm 2016 tatsächlich gelang. Es war die erste Meisterschaft für ein Team aus Cleveland in einer der großen US-Sportligen seit 1964 – LeBrons Geschenk an Stadt und Fans.
Ohnehin sind Treue und das Wissen um die eigene Herkunft zwei Eigenschaften, die James auszeichnen. Mit seiner Ehefrau Savannah Brinson ist James schon seit Highschool-Tagen liiert, die beiden haben zwei Söhne und eine Tochter. Anders als sein eigener Vater steht für James die Familie an erster Stelle. Und er hat nicht vergessen, wie er selbst angefangen hat. Für benachteiligte Kinder hat James 2018 in Akron/Ohio eine Schule eröffnet. Hier werden 240 Mädchen und Jungen aus sozial schwachen Familien unterrichtet und bis zum Wechsel auf ein College finanziell unterstützt.
Große Pläne mit den Lakers
Allerdings wohnt James selbst seit anderthalb Jahren nicht mehr in der Nähe seiner Heimatstadt, sondern in Los Angeles. Wie so viele NBA-Stars vor ihm folgte er dem Ruf der “großen” Lakers. Die Lila-Gelben aus L.A. sind der bekannteste und beliebteste Verein der NBA, hier haben viele große Spieler gespielt, Hollywood-Stars wie Jack Nicholson und Leonardo Di Caprio sitzen als Fans auf der Tribüne – nirgendwo gibt es für einen Top-Basketballer mehr Rampenlicht als hier. “Für mich wird ein Traum wahr”, sagte James, nachdem sein Wechsel feststand. “Schau dir den Verein an. Es ist ein historische Organisation und eine, die Meisterschaften gewinnen kann. Das ist es, wo wir wieder hinwollen.”
Mit Anthony Davis (r.) hat LeBron James (l.) bei den Lakers einen zweiten Top-Spieler an seiner Seite
Die Lakers feierten ihre bislang letzte Meisterschaft vor mehr als zehn Jahren. Damals war Kobe Bryant noch der Superstar im Team, der Mann, den James nun in der Rangliste der erfolgreichsten Korbschützen der NBA von Rang drei verdrängt hat. Von James erwarten die Lakers, dass er den Erfolg zurückbringt. Sportlich läuft es nach einem schwachen ersten Jahr bei den Lakers in dieser Saison rund: Mit Anthony Davis scheint der kongeniale Partner gefunden, den James benötigt, um Meisterschaften zu gewinnen. Als bestes Team der Western Conference liegt L.A. klar auf Playoff-Kurs und gilt als einer der Top-Favoriten auf die Meisterschaft.
Es wäre die 17. für die Lakers, die vierte für LeBron James. Und er wäre neben John Salley und Robert Horry erst der dritte Spieler, der den NBA-Titel mit drei verschiedenen Teams gewinnt.