Physik-Nobelpreis: Fremde Planeten und Dunkle Energie

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Dieses Jahr ist in Stockholm wieder die Astronomie an der Reihe. Zwei Schweizer und ein Kanadier erhalten den Nobelpreis für ihre Entdeckungen, dass das Universum noch ungewöhnlicher ist – und spannender – als gedacht.

Das Nobelpreiskomitee gibt die Preisträger bekannt

Schon Tage vor der Verkündung wurden viele Journalisten nervös: Welche Entdeckung würde diesmal mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet? Wieder ein theoretisches Phänomen aus den Tiefen der Physik, das Normalsterbliche nur schwer fassen können, wie im Jahr 2016 die theoretische Entdeckung von topologischen Phasenübergängen? Oder doch die Quantencomputer, deren Funktionsweise allerdings genauso schwer zu begreifen ist?

Die Erleichterung ist groß, als Göran Hansson, Generalsekretär der königlich-schwedischen Akademie der Wissenschaften, mit fünfminütiger Verspätung die Entscheidung verkündet: Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an drei Astronomen.

Die eine Hälfte des Preises erhalten die beiden Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf, die andere Hälfte geht an James Peebles, einen gebürtiger Kanadier, der aber schon lange in den USA forscht und lebt. Alle drei hätten zu unserem Verständnis beigetragen, wie sich das Weltall entwickelt hat und welchen Platz unsere Erde im Kosmos innehat, heißt es aus Stockholm. 

Mehr dazu: Schnappschuss vom Schwarzen Loch

“Das Weltall ist wie eine Tasse Kaffee”

Der jetzt 84-jährige James Peebles habe mit seinen theoretischen Berechnungen die “dunklen Bestandteile unseres Universums enthüllt”, sagte Ulf Danielsson, Professor für theoretische Physik und Mitglied des Nobelpreis-Komitees. Dafür nutzte Peebles die kosmische Hintergrundstrahlung, eine das ganze Universum ausfüllende Mikrowellenstrahlung, die kurz nach dem Urknall vor fast 14 Milliarden Jahren entstand, aber immer noch messbar ist. 

Mehr dazu: CERN: Die Suche nach der dunklen Materie

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Was ist Dunkle Materie?

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Was ist Dunkle Materie?

Das Ergebnis seiner Berechnungen ergab ein Universum, das viel vielschichtiger ist, als was wir sehen und bis heute verstehen. Ulf Danielsson vergleicht es mit einer Tasse Kaffee. Der Hauptteil des Getränks – der Kaffee also – entspricht mit 69 Prozent der Dunklen Energie, einer hypothetischen Energieform, über deren Zusammensetzung Forscher auch heute noch im Dunkeln tappen.

Danielsson gießt einen guten Schuss Sahne in den Kaffee – “26 Prozent, das ist die Dunkle Materie”, eine postulierte Form von Materie, die nicht direkt sichtbar ist, deren Anwesenheit aber indirekt messbar ist. Und lediglich der Zucker, mit fünf Prozent ein winziger Teil im Kaffee-Universum-Gemisch, besteht aus gewöhnlicher Materie.

“Dunkle Energie und Dunkle Materie sind noch immer ein großes Geheimnis”, sagt James Peebles, der per Telefon live nach Stockholm zugeschaltet wird. “Es gibt also noch immer viele offene Fragen.” Er erzählt schmunzelnd, dass er im Jahr 1964 in den Wissenschaftszweig der Kosmologie einstieg, obwohl es damals so gut wie keine Experimente oder Beobachtungen gab, die die theoretischen Berechnungen stützten. “Wissenschaft muss man der Faszination wegen machen, nicht weil man Pläne hat, Auszeichnungen zu bekommen.” 

Mehr dazu: Deutsches Hightech-Teleskop eRosita im zweiten Anlauf ins All gestartet

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Die Suche nach der Weltformel der Physik

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Die Suche nach der Weltformel der Physik

Fremde Welten entdecken

Mit dem Zucker im Kaffee, also der beobachtbaren Materie, beschäftigten sich die beiden anderen Nobelpreisträger, Michel Mayor und Didier Queloz. Sie entdeckten im Jahr 1995 erstmals einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, auch Exoplanet genannt. “Das veränderte für immer unsere Sicht auf den Platz der Erde im Universum”, sagt Mats Larsson vom Nobelpreis-Komitee. Eigentlich ist das Sonnensystem also gar nichts Ungewöhnliches.

Der Planet 51 Pegasi b, der erste beobachtete Exoplanet, ist ein Gasriese, etwa halb so schwer wie der Planet Jupiter, und kreist mehr als 50 Lichtjahre weit weg um den sonnenähnlichen Stern Helvetios im Sternbild Pegasus.

Exoplaneten ließen sich damals nur indirekt nachweisen. Die Astronomen bestimmten das Wackeln des Sterns, ausgelöst durch die Gravitation des um sie kreisenden Planeten.

“Endlich!”

Im Internet munkelte man bereits, dass die Entdecker des ersten Exoplanets heiße Kandidaten für einen Nobelpreis wären. Dieser Auffassung war man auch unter Astronomen, sagt Heike Rauer, Direktorin am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt. “Ich hab gedacht: endlich! Es hat sehr lang gedauert, aber Mayor und Queloz haben es wirklich verdient.”

Nach der Entdeckung von 51 Pegasi b ist ein ganz neues Forschungsgebiet entstanden, das sich mit der Suche nach und der Untersuchung von Exoplaneten befasse. Heute sind über 4000 solcher Planeten bekannt.

Man mag sich vielleicht fragen, warum es überhaupt so eine große Überraschung war, dass es auch um andere Sterne Planeten gibt. Schließlich hat doch unsere eigene Sonne alleine mindestens schon acht. “Wenn Sie sich überlegen, wie unser Sonnensystem aus einer rotierenden Gasscheibe entstanden ist, dann passiert das natürlich auch um andere Sterne. Das hat man immer geglaubt”, sagt Rauer. “Aber es ist ein Unterschied von ‘ich vermute das’ zu ‘ich hab es wirklich gesehen’.” 

Mehr dazu: Gibt es Leben auf Planet K2-18b?


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1901: Eine Strahlung, die Knochen sichtbar macht

    Den allerersten Physiknobelpreis überhaupt bekam der Deutsche Wilhelm Conrad Röntgen. Er entdeckte die Röntgenstrahlen. Noch heute nutzen Ärzte sie, um Knochenbrüche oder Entzündungen in Zahnwurzeln festzustellen. Allerdings kann die energiereiche Strahlung Krebs erzeugen. Röntgen selbst nannte sie X-Strahlen, ihm zu Ehren wurden sie später umgetauft.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1903: Atome, die von selbst zerfallen

    Der Franzose Antoine Henri Becquerel fand heraus, dass die Atomkerne einiger schwerer Metalle spontan zerfallen – wie das hier gezeigte Uran. Dabei sondern die Atomkerne energiereiche Strahlung ab. Becquerel entdeckte damit die Radioaktivität. Marie Curie und ihr Mann Pierre untersuchten das Phänomen eingehender. Alle drei bekamen später den Nobelpreis.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1921: Die Kraft des Lichtstrahls

    Licht kann winzige Teilchen aus einem Stück Metall herausschlagen. Diesen photoelektrischen Effekt untersuchte Albert Einstein eingehender. Er deutete es so: Licht und Materie sind zwei Seiten der gleichen Medaille und lassen sich ineinander umwandeln. Daher haben auch Lichtstrahlen die Kraft, das Metall zu verändern. Auf diesem Prinzip basieren heute unsere Solarzellen.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1956: Der Ursprung moderner Computer

    Smartphones, Laptops und iPads verdanken wir den US-Amerikanern William Shockley, John Bardeen und Walter Brattain. Sie bauten erstmals Transistoren – elektronische Schaltungen, die blitzschnell von einem Zustand in den anderen wechseln. Computerprozessoren wie dieser hier bestehen aus vielen Millionen solcher Schaltungen. Eine Geldmünze dient als Größenvergleich.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1964: Gebündelte Lichtstrahlen

    Viele gleiche Lichtstrahlen, die in dieselbe Richtung laufen – das ist einfach ausgedrückt ein Laser. Er beschert uns nicht nur bunte Lichtshows, sondern kann auch Metall schneiden und Hautflecken wegbrennen. Für seine Entwicklung bekamen der US-Amerikaner Charles Townes und die Russen Nikolai Bassow und Alexander Prochorow den Nobelpreis.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1967: Sternenfeuer

    Der in Straßburg geborene US-Amerikaner Hans Bethe untersuchte, warum Sterne wie unsere Sonne eigentlich so heiß sind. Er fand heraus: Sterne verschmelzen in ihrem Inneren Wasserstoffatome zu den größeren Heliumatomen. Bei dieser Kernfusion wird viel Energie frei. Sie gelangt als Sonnenstrahlung zu uns auf die Erde.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1971: Dreidimensionale Bilder zum Staunen

    Hologramme verdanken wir dem ungarischen Ingenieur Dennis Gábor. Er konstruierte erstmals solche dreidimensionalen Erscheinungen. Die Gebilde scheinen frei im Raum zu schweben und verändern sich je nach Blickwinkel. Aber sie sind nicht nur schön anzusehende Spielereien: Hologramme auf Geldscheinen machen es Fälschern schwer.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1986: Klitzekleines sichtbar gemacht

    Einblicke in die Welt des Kleinen gab uns der Deutsche Ernst Ruska. Er erschuf das Elektronenmikroskop. Es macht so plastische Aufnahmen wie diese von einem Floh möglich. Die Auflösung ist mehr als tausend Mal so hoch wie bei gewöhnlichen Lichtmikroskopen. Daher kann man damit Dinge sehen, die unserem Auge ansonsten verborgen blieben.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1988: Ungemein leichte Elementarteilchen

    Ja, Neutrinos gibt es wirklich! Das bestätigten die US-Amerikaner Leon Max Lederman, Melvin Schwartz und Jack Steinberger mit ihren Experimenten an einem Teilchenbeschleuniger wie dem hier gezeigten. Neutrinos sind extrem leichte Materiebausteine. Das Problem: Sie wechselwirken so gut wie nicht mit der Materie auf unserer Erde. Entsprechend aufwendig ist ihr Nachweis in Experimenten.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    1989: Genau wissen, wieviel Uhr es ist

    Die Grundlage für eine extrem exakte Zeitmessung legte der US-Amerikaner Norman Ramsey. Er machte die Entwicklung einer Atomuhr möglich, der genauesten Uhr der Welt. In einem Jahr weicht sie höchstens 25 milliardstel Sekunden von der idealen Zeit ab. Vier Atomuhren stehen in Braunschweig. Nach ihnen richtet sich die offizielle deutsche Uhrzeit.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2007: Viel Speicherplatz auf kleinstem Raum

    Die Festplatten von Laptops werden immer kleiner, haben aber gleichzeitig viel mehr Platz für Daten als noch vor einigen Jahren. Grund ist der Riesenmagnetowiderstand. Er tritt auf, wenn man Speichermedien in einer ganz bestimmten Art baut. Diesen Effekt entdeckten der Deutsche Peter Grünberg und der Franzose Albert Fert und wurden dafür mit dem Nobelpreis belohnt.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2009: Schneller surfen

    Charles Kuen Kao, US-Physiker chinesischer Herkunft, entwickelte das Glasfaserkabel. Es überträgt schnell und verlustfrei Informationen, etwa den Inhalt einer Webseite oder ein Telefongespräch. Dafür werden die elektronischen Daten in ultrakurze Lichtblitze umgewandelt, durch das Glasfaserkabel geschickt und am Ziel wieder zurück in elektrische Impulse überführt.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2011: Das Weltall dehnt sich aus

    Dass das Universum immer größer wird, zeigten die US-Forscher Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess. Was genau die Ursache ist, weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht. Wer das herausfindet, bekommt bestimmt den nächsten Nobelpreis.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2013: Entdeckung des Gottesteilchens

    Vor fast 50 Jahren beschrieb der junge Physiker Peter Higgs ein Teilchen mit entscheidender Bedeutung. Es verleiht allen anderen Elementarteilchen ihre Masse. Peter Higgs und sein Kollege, der Belgier François Englert, sagten dieses Teilchen nur theoretisch voraus. Erst 2012 wurde es nachgewiesen, am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2014: Es werde – blaues – Licht!

    Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura wurden für die Entwicklung von Leuchtdioden (LED) ausgezeichnet, die blaues Licht emittieren. So wurden weiße LEDs möglich: helle und vor allem energiesparende Lichtquellen.


  • Nobelpreis für Physik: nicht-alltägliche Wissenschaft

    2018: Ultrakurze Laserpulse und eine optische Pinzette

    Laser sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Donna Strickland und Gérard Mourou haben mit ihrer Forschung die Grundlage für Ultrakurzpulslaser gelegt. Damit lassen sich Werkstoffe so fein bearbeiten, wie mit keinem anderen Werkzeug. Die beiden teilten sich den Nobelpreis mit Arthur Ashkin, der eine optische Pinzette zur Untersuchung biologischer Proben entwickelt hatte.

    Autorin/Autor: Brigitte Osterath


Nicht unumstritten

Mayors und Queloz’ Leistung bestand auch darin, den Mut zu haben, die Messergebnisse in Richtung eines Exoplaneten zu deuten, erzählt René Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen gegenüber der Deutschen Welle.

Auch Heller forscht an Exoplaneten. “Mayors und Queloz’ Entdeckung war kontrovers”, erzählt er. “Fünf Jahre lang gab es eine Debatte: Handelt es sich bei dem Objekt wirklich um einen Planeten? Oder nicht doch um einen massearmen Stern?” Erst im Jahr 2000, als man beobachtete, wie ein anderer Exoplanet vor seinem Stern vorbeizog, habe man tatsächlich geglaubt, dass Mayor und Queloz recht haben, erzählt Heller.

“51 Pegasi b war so ungewöhnlich, so anders, als alles, was wir vom Sonnensystem her kennen.” Die Umlaufzeit um seine Sonne beträgt nur knapp über vier Tage, er ist damit noch näher an seinem Stern als Merkur an unserer Sonne.

Inzwischen weiß man: Das ist gar nicht so untypisch. Viele Planeten in anderen Teilen des Universums sind ganz anders als die acht Planeten in unserem Sonnensystem. “Man hat damals nicht vermutet, dass es unter Planeten eine so große Vielfalt gibt”, erzählt Heike Rauer. “Es gibt Planeten mit elliptischen Bahnen, Gasplaneten nah am Stern, Mini-Gasplaneten, die nicht viel größer sind als die Erde,  heiße Mini-Gasplaneten, kalte Mini-Gasplaneten, Planeten, die um ganz andere Sterntypen kreisen – kurzum: Planetentypen, von denen man vorher nichts wusste.”

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Die Planetenjägerin

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Die Planetenjägerin

Eine zweite Erde

Eine ganz besondere Art von Exoplanet haben Forscher allerdings bis heute nicht entdeckt, sagt Rauer: einen, der so groß und schwer wie unsere Erde und im richtigen Abstand um einen sonnenähnlichen Stern kreist – eine zweite Erde also.

“Heutzutage findet man im Jahresrhythmus hunderte neue Planeten”, sagt Heller, “aber erdähnliche Planeten sind am schwersten zu finden, weil sie so klein sind.”

Das ESA-Projekt Planetary Transits and Oscillations of stars (PLATO), an dem sowohl Rauer als auch Heller mitarbeiten, will das ändern. Beide Forscher sind derzeit bei dem Projekttreffen Plato Week 9 im französischen Marseille. Die Raumsonde soll 2026 ins All starten und Exoplaneten beim Durchgang des Planeten vor der Sternenscheibe entdecken und charakterisieren. Dabei sollen bis zu einer Million Sterne untersucht werden. Der Fokus liegt auf der Suche nach erdähnlichen Planeten.

Doch selbst, wenn man einen solchen findet, bleibt natürlich die spannende Frage: Gibt es dort außerirdisches Leben? Science-Fiction-Fans werden von James Peebles Antwort auf diese Frage enttäuscht sein. Dass es irgendwo Leben gibt, sei wahrscheinlich – “aber ich bin mir sicher, dass wir es niemals zu Gesicht bekommen werden.” 

Mehr dazu: Area 51 – wo wohnen die Außerirdischen wirklich?

Im vergangenen Jahr wurde die bislang erst dritte Frau mit dem Physik-Nobelpreis geehrt: Die Kanadierin Donna Strickland für ihre Forschungen in der Laserphysik. Nur zwei Frauen bekamen vor ihr den Physik-Nobelpreis: Marie Curie 1903 und Maria Göppert-Meyer 1963.

Der Medizin-Nobelpreis, der gestern (7.10.) verliehen wurde, geht an drei Zellforscher. William Kaelin und Gregg Semenza aus den USA sowie der Brite Sir Peter Ratcliffe wurden für ihre Entdeckungen ausgezeichnet, wie sich eine Körperzelle auf eine sauerstoffarme Umgebung einstellt. Der Mechanismus, den die Forscher entschlüsselt haben, erlaubt es Menschen beispielsweise, Gebiete in verschiedenen Höhen zu bewohnen.

Am Mittwoch (9.10.) wird der Nobelpreis für Chemie vergeben. 


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1902: Zuckersüße Chemie

    Süß ging es zu Beginn des letzten Jahrhundert zu: Als erster Deutscher durfte sich Hermann Emil Fischer über einen Chemie-Nobelpreis freuen. Die Auszeichnung erhielt er für seine Arbeiten über Zucker. Unter anderem entwickelte er eine Methode, die komplizierten dreidimensionalen Strukturen von Zuckermolekülen zu Papier zu bringen.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1904: Der Inhalt von Heliumballons

    Der Schotte Sir William Ramsay entdeckte die reaktionsträgen Edelgase. Sie sind Bestandteile der Luft um uns herum und reagieren nur sehr selten mit anderen Verbindungen. Zu den Edelgasen zählt das Helium, das Kinderballons Richtung Himmel streben lässt. Auch Neon aus den nach ihm benannten Lampen ist ein Edelgas.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1907: Bierherstellung auch ohne Leben

    Der Deutsche Eduard Buchner entdeckte, dass es für Gärprozesse nicht zwingend lebende Zellen braucht. Bei der Gärung zersetzen beispielsweise Hefezellen Zuckermoleküle zu Alkohol, etwa in der Bierherstellung. Buchner zeigte, dass dieser Vorgang auch mit toten, zerkleinerten Hefezellen funktioniert. Das war zur damaligen Zeit unvorstellbar.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1911: Strahlende Bekanntschaft

    Marie Curie erhielt sogar gleich zwei Nobelpreise: 1903 in Physik und acht Jahre später in Chemie. Sie entdeckte die radioaktiven Elemente Radium und Polonium. Sie zersetzen sich spontan und senden dabei Strahlung aus. Das giftige Polonium kommt natürlicherweise in Uranerzen vor. Größere Konzentrationen finden sich in Tabakrauch.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1915: Schöne bunte Pflanzen

    Der deutsche Chemiker Richard Willstätter erhielt den Nobelpreis für seine Untersuchungen zu Farbstoffen im Pflanzenreich. Vor allem das Chlorophyll war eine Auszeichnung wert: Es gibt den Pflanzen ihre grüne Farbe und ermöglicht es ihnen, aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid Zucker herzustellen.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1918: Dünger für die Welt

    Der Deutsche Fritz Haber erforschte, wie sich Ammoniak aus den Elementen Wasserstoff und Stickstoff herstellen lässt. So wurde es möglich, Kunstdünger herzustellen und die wachsende Weltbevölkerung besser zu ernähren. Andererseits war die Ammoniaksynthese auch die Geburtsstunde der Sprengstoffherstellung.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1927: Natürliche Verdauungshilfen

    Heinrich Otto Wieland, ebenfalls Deutscher, wurde mit dem Nobelpreis geehrt, weil er die Zusammensetzung der Gallensäure herausfand. Die Gallensäuren als Bestandteil der Galle werden in der Leber hergestellt. Sie helfen dem Körper dabei, Fett zu verdauen und aufzunehmen.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1939: Warum Frauen Frauen sind und Männer Männer

    Der Deutsche Adolf Butenandt erhielt den Nobelpreis für seine Arbeiten an menschlichen Sexualhormonen. Hitler verbot ihm aber, den Preis anzunehmen. Butenandt isolierte erstmals viele der Hormone, die unsere Sexualfunktionen steuern. Die Substanzen sind dafür verantwortlich, dass weibliche und männliche Embryonen zu Frauen bzw. Männern werden.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1944: Atomkerne spalten – für Strom oder Bomben

    Otto Hahn entdeckte die Kernspaltung von Atomen. Schießt man ein kleines Teilchen, das Neutron, auf einen schweren Atomkern, zerlegt sich dieser in zwei kleinere Atomkerne. Dabei wird viel Energie frei – und weitere Neutronen. Es entsteht eine Kettenreaktion. Hahn machte so Kernkraftwerke, aber auch die Entwicklung der Atombombe möglich.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1958: Stoff für Diabetiker

    Der Brite Frederick Sanger klärte die Struktur des Hormons Insulin auf. Diabetiker können kein oder nicht genug Insulin produzieren und müssen die Verbindung daher regelmäßig spritzen, um am Leben zu bleiben. Insulin wird inzwischen problemlos in großen Mengen mit Gentechnik hergestellt.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1963: Endlich Plastiktüten!

    Der Deutsche Karl Waldemar Ziegler teilte sich 1963 den Preis mit dem italienischen Chemiker Guilio Natta. Die beiden entwickelten ein Verfahren, um den Kunststoff Polyethylen herzustellen. Aus dem bestehen beispielsweise Plastiktüten.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    1995: Wie Ozonlöcher entstehen

    Paul Crutzen, Mario Molina und Frank Rowland erforschten die Chemie der Erdatmosphäre, insbesondere die Bildung und den Abbau von Ozon. Die drei Forscher zeigten auch, wie empfindlich die Ozonschicht auf menschengemachte Emissionen reagiert und erklärten damit das Ozonloch. Das war dem Nobelpreiskomitee eine Auszeichnung wert.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    2008: Grün leuchtende Mäuse

    Etwas abgehoben wird es doch noch: Wenn es um das grün fluoreszierende Protein geht. Das erforschten Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien. Das Eiweiß kommt natürlicherweise in einigen Quallenarten vor. Mit der Gentechnik stellen es auch Mäuse her. So lassen sich Stoffwechselprozesse im lebenden Organismus beobachten.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    2013: Chemie im Cyberspace

    Computerprogrammen analysieren komplexe chemische Strukturen, zerpflücken sie und kombinieren sie kreativ wieder neu. So lassen sich ihre Reaktionen voraussagen. Die drei Nobelpreisträger Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel legten den Grundstein dafür. Und bereiteten damit auch den Weg für die Entwicklung von Medikamenten am Computer.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    2014: Helden der Mikroskopie

    Der deutsche Physiker Stefan Hell und die beiden US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner entwickelten eine neue Mikroskopie-Methode. Diese verschiebt die Grenzen der Lichtmikroskopie in den Nanobereich – und selbst lebendes Gewebe, etwa Krebszellen, lassen sich damit eingehend untersuchen.


  • Nobelpreis für Chemie: Gar nicht abgehoben

    2018: Revolution der Evolution

    Frances H. Arnold sowie George P. Smith und Gregory P. Winter haben in die Evolution eingegriffen und dadurch im Labor etwas erschaffen, das die Natur selbst nicht hervorgebracht hat. Claes Gustafsson vom Nobelpreiskomitee sagte: “Sie haben die Prinzipien von Charles Darwin im Reagenzglas angewendet.” Mit ihren Methoden produzieren Medikamentenhersteller heute zum beispiel Insulin für Diabetiker.

    Autorin/Autor: Brigitte Osterath