Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer ist tot

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Seine Tränen nach der “Vier-Minuten-Meisterschaft” vor 17 Jahren sind unvergessen, ebenso der UEFA-Cup-Sieg 1997: Rudi Assauer war Macher und Seele des FC Schalke 04. Nun verstarb der Ex-Manager nach langer Krankheit.

Sein Name ist für immer untrennbar mit dem FC Schalke 04 verbunden. In den vergangenen Jahrzehnten prägte niemand den Traditionsverein aus dem Revier so nachhaltig wie Rudi Assauer. “Ohne diese Fans, ohne diese Tradition, ohne diese religiösartige Bewunderung, wäre dieser Verein schon längst tot. Das ist die Philosophie von Schalke 04”, sagte Assauer einmal. Und beschrieb damit eindringlich, was ihm der Fußballclub bedeutete.

Schon zu Lebzeiten war er als mächtiger Manager, der Schalke als sein Lebenswerk betrachtete, eine königsblaue Legende. Nun ist Rudolf “Rudi” Assauer, der jahrelang an Alzheimer litt, am Mittwoch im Alter von 74 Jahren gestorben. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Kreisen der Familie bestätigt. 

Aus der Krise zum Erfolg

“Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich”, lautet einer der bekanntesten Sätze Assauers. Im Rückblick lässt sich sagen, dass er Schalke geschafft hat. In zwei Amtszeiten (1981 bis 1986 und 1993 bis 2006) war er insgesamt 18 Jahre lang für den Revierclub als Manager tätig. Der große Erfolg stellte sich aber erst ein, als ihn der damalige Präsident Günter Eichberg in höchster Not im April 1993 holte. Schalke lag finanziell am Boden, es drohte der Lizenzentzug. In mühsamer Kleinarbeit gewannen Assauer und seine Vorstandskollegen in den Folgejahren das Vertrauen der Banken und Sponsoren zurück und legten damit die Basis für den späteren sportlichen Erfolg.

In der Saison 1995/1996 schaffte das Team mit Trainer Jörg Berger als Bundesliga-Dritter den Einzug in den UEFA-Pokal. Und Assauer gelang nach der ersten, siegreichen Europacup-Runde gegen Roda Kerkrade der entscheidende Coup: In einer Nacht-und Nebelaktion überzeugte er den damals unbekannten Trainer Huub Stevens, von Kerkrade nach Schalke zu wechseln. Stevens bat Assauer damals, ihn in geheimer Mission zu treffen. “Dann fuhr Rudi mit einem Auto mit Gelsenkirchener Kennzeichen und Schalke-Aufkleber vor”, erinnerte sich Stevens lachend.

Die Sache mit dem “Fußball-Gott”

Manager und Trainer: Assauer und Stevens

Mit dem knorrigen Niederländer und dessen Motto (“Die Null muss stehen”) eroberten die “Eurofighter” um Olaf Thon und Marc Wilmots die europäischen Stadien. Der Höhenflug endete mit dem legendären UEFA-Cup-Sieg bei Inter Mailand am 21. Mai 1997 – bis heute der größte Erfolg der Klubgeschichte und ein Meilenstein. Fast wäre auch der größte Traum in Erfüllung gegangen, als Schalke 2001 kurz vor dem Gewinn der achten deutschen Meisterschaft stand, ehe Bayern München den Königsblauen den Titel mit dem 1:1-Ausgleich in der Nachspielzeit in Hamburg noch wegschnappte.

Die Tränen nach dem letzten Spiel im Parkstadion, als Fans und Spieler nach dem Sieg gegen Unterhaching bereits den Platz stürmten und den vermeintlichen Titel feierten, gingen um die Welt. Die “Meister der Herzen” waren geboren, doch Assauer sagte auf der Pressekonferenz bitter: “Ich glaube nicht mehr an den Fußball-Gott.”

“Bloß nicht die Birne”

Eine Woche nach dem Tiefpunkt gewann das Team den DFB-Pokal, im Jahr darauf konnten die Königsblauen den Triumph in Berlin wiederholen. Im Siegesrausch ließ Assauer einst den “Pott” fallen, und das gute Stück musste aufwendig restauriert werden. Als Vermächtnis hinterließ Assauer auch sein “Baby”, die Schalke-Arena. Das seinerzeit modernste Stadion mit herausfahrbarem Rasen und schließbarem Dach wurde im August 2001 eingeweiht.

Mit dem Wechsel von Stevens zur Hertha im Sommer 2002 neigte sich die erfolgreiche Zeit dem Ende entgegen. Später kam es zum Bruch mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und den anderen Vorstandsmitgliedern. Längst gab es erste Anzeichen für Assauers Krankheit, die er aber zunächst ignorierte und dann vertuschte. “Man will es nicht wahrhaben. Wenn es eine Sache in der Welt gibt, vor der ich immer Angst habe, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer”, gestand er später. “Bloß nicht die Birne.”

Er vergaß Termine und konnte sich an bestimmte Dinge nicht mehr erinnern. Als man ihn als “Frühstücksdirektor” und “Grüßaugust”, wie er es empfand, auf das Präsidentenamt abschieben wollte, lehnte er ab. Am 17. Mai 2006 kam er seiner Abberufung durch den Aufsichtsrat zuvor und trat als Manager zurück. Das Ende einer Ära! 2012 machte er seine Erkrankung öffentlich, auch in der Biografie “Wie ausgewechselt – verblassende Erinnerungen an mein Leben” und einer TV-Dokumentation.

sw/jhr (dpa, sid)