Donald Trumps Hotel der Superlative vs. Balis Tradition

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Bali ist bekannt für seine Reisterrassen und sein einzigartiges Bewässerungssystem – seit Jahrhunderten. Doch nun droht Wasserknappheit, weil immer mehr Touristen kommen. Ein Trump-Hotel könnte die Lage verschlimmern.

Bali wird oft als traumhaftes Urlaubsparadies beschrieben. Jedes Jahr zieht es fünf Millionen Touristen auf die indonesische Insel. Aus ihrem Inneren erheben sich Vulkane, deren Hänge von dichtem Regenwald bedeckt sind. Die Küste ist von schwarzen Sandstränden und Korallenriffen gesäumt. Aber die wohl bekanntesten Bilder sind von den sattgrünen Reisterrassen geprägt.

Seit Jahrtausenden halten Bauern hierbei an ihrem Bewässerungssystem fest. 2012 wurden die sogenannten Subak-Landschaften, balinesisch für “Bewässerungsgemeinschaft”, in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

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Ein winziger, handgemachter Damm reguliert den Wasserfluss

I Wayan Gede Eka Sudiartha ist Schweißer und Teilzeitprojektleiter im Ökotourismus-Dorf Nyambu, im Regierungsbezirks Tabanan. Er zeigt, wie Landwirte jeden Tag kleine Schlammdämme sorgfältig anpassen. Das Wasser soll so möglichst effizient genutzt und auf allen Terrassen gleichmäßig verteilt werden. So wird es seit mehr als tausend Jahren gehandhabt. Ein durchdachtes System. Selbst die Aussaat und Ernte ist in den verschiedenen Orten gestaffelt, um den Wasserverbrauch auszugleichen.

Aber der Tourismus bringt dieses sorgfältig kalibrierte Prinzip aus dem Gleichgewicht. Die Tourismusindustrie auf Bali verbraucht mittlerweile mehr als die Hälfte des Grundwassers.

Und das neueste Bauprojekt in Tabanan droht all das noch zu verschlimmern: Das “Trump International Hotel & Tower Bali”, so der offizielle Name. Die geplante Anlage soll luxuriöse Villen, Pools und einen riesigen Golfplatz bieten.

Der Projektmanager von Nyambu zeigt, wie das Ökodorf das alte Subak-System zur Bewässerung von Pflanzen nutzt

Nicht wiedergutzumachen 

Das Projekt ist aus einer Partnerschaft der Hotelkette des US-Präsidenten und dem indonesischen Geschäftsmann Hary Tanoesoedibjo entstanden. Die Einheimischen allerdings sind nicht sehr angetan von den Plänen. Denn unter anderem wird der geplante Tower den wichtigsten Hindu-Tempel Balis überragen – das Pura Tanah Lot. Das Bauwerk ist als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen.

Für die gläubigen Hindus ist das nicht akzeptabel. Auf der Insel darf kein Gebäude höher sein als 15 Meter – die Höhe einer Kokosnusspalme. Und erst recht sollte das Hotel nicht über solch einen spirituellen und heiligen Ort hinausragen, sagen Kritiker.

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Anfragen der DW, ob die Hotelkette Trump trotz der Einwände der Einheimischen und dem vermutlich horrendem Wasserverbrauch an den Plänen festhalten wird, blieben bislang unbeantwortet. 

Wissenschaftler des Polytechnikums in Denpasar haben unterdessen berechnet, dass Hotels, Resorts und die Industrie durch ihre Brunnenbohrungen soviel Süßwasser entnommen haben, dass bereits Salzwasser aus dem Meer ins Grundwasser gelangt. Der Schaden, der durch die Versalzung entsteht, ist für die Landwirtschaft irreversibel. Und das gefährdet die Existenz vieler Landwirte – neben dem Verlust von landwirtschaftlichen Flächen. 

“Ich frage mich, was wir noch essen sollen, wenn alle unsere Reisfelder zu [touristischen] Villen werden?”, sagt Sudiartha. “Geld können wir nicht essen. Beton auch nicht.”

Komang Arya Ganaris ist Programmmanagerin von Bali Water Protection (BWP), einem Projekt der balinesischen Nichtregierungsorganisation IDEP. Er sagt, dass Bali seine Ressourcen sparsam nutzen müsse.

“Wir sind eine tropische Insel”, sagt Ganaris. “Wie kann es da sein, dass wir eine Wasserkrise haben? Wir haben vielmehr Problem beim Wassermanagement. Niemand hat die Nutzung des Grundwassers kontrolliert.”


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    Mit nassen Schuhen zum Unterricht

    Knöchelhoch steht das Wasser, durch das die Schülerinnen der Pantai-Bahagia-Grundschule waten müssen. So sieht ihr Schulweg nun häufig aus, denn auf der indonesischen Insel Java gehört das Hochwasser mittlerweile zum Alltag. Der Meeresspiegel steigt wegen des Klimawandels an, gleichzeitig werden Unwetter immer heftiger.


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    Früher war das Meer kilometerweit weg, mittlerweile steigt die Flut fast täglich bis in die Klassenzimmer – und hinterlässt neben Feuchtigkeit eine feine Schlammschicht am Boden. Vor allem die Orte in der Küstenregion von Pantai Bahagia unweit von Jakarta sind betroffen. Klimaforscher aus Jakarta fürchten, dass der Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten um bis zu 90 Zentimeter steigen könnte.


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    Mit Tricks durch die Fluten

    Mit Hilfe eines Styroporbretts wird das Motorrad einer Frau über die komplett geflutete Straße am Fischereihafen Jakartas, Muara Baru, gezogen – auch die Millionenmetropole Jakarta versinkt in den Fluten, und Improvisation gehört zum Leben. Mittlerweile liegen etwa 40 Prozent der Stadt bereits unter dem Meeresspiegel, schätzt die Umweltschutzorganisation “Wetlands International”.


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    Ein Straßenverkäufer schiebt seinen mit Snacks und Getränken befüllten Stand durch die Landungsstelle des Kali-Adem-Hafens von Jakarta. Ein Grund für die Überschwemmungen ist auch das allmähliche Verschwinden der Mangrovenwälder, die ursprünglich die Küsten Indonesiens säumten und die Flut auf natürliche Weise eindämmten.


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    Feierabend im Wasser

    Eine Frau im Dorf Sriwulan sieht fern, während die braune Flut ihr ganzes Haus überschwemmt. Elektronische Geräte werden auf Betonblöcke gestellt, ansonsten scheint das Leben für Viele auch im Ausnahmezustand weiter zu gehen.


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    Keine normale Kindheit

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    Arrangieren im Unvermeidlichen

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    Um die Küste zu schützen, wurden im Bezirk Jakarta Betonmauern errichtet. Hydrologen fürchten jedoch, dass die Dämmung alleine nicht ausreicht. Denn auch der Boden sinkt ab, illegale Brunnengrabungen in Jakarta trocknen und höhlen den Boden aus. Dass die Grabungen stoppen, erscheint unwahrscheinlich – denn nicht einmal die Hälfte der Stadt wird über öffentliche Wasserleitungen versorgt.


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    Autorin/Autor: Stephanie Höppner, Florian Meyer


Brunnen wiederbeleben

Einfache Technologien könnten das Problem entschärfen. BWP will 136 “gravitationsgetriebene Wiederauffüllungsbrunnen” an strategischen Orten der Insel bauen. Es sind Schächte, in denen das Wasser bergab direkt in das Grundwasser gelangen soll, um es wieder aufzufüllen. An dem Projekt hat die Universität Bali State Polytechnic drei Jahre lang geforscht. 

Das System hat sich in Afghanistan, Bangladesch und Indien bewährt, und ein Pilotprojekt in Denpasar zeigt bereits vielversprechende Ergebnisse. Die lokale Regierung unterstützt das Projekt mit 100 Millionen Indonesischen Rupien (IDR) im Jahr, rund 5700 Euro. Genug, um zwei oder drei Bohrungen zu finanzieren.

Um das Projekt Bali-weit zu finanzieren, benötigt BWP eine Million Dollar – ein kleiner Preis im Vergleich zu den riesigen Summen, die die Tourismusbranche jedes Jahr umsetzt. Und allein das Trump-Resort soll eine Milliarde Dollar kosten. 

Millionen von Touristen strömen jedes Jahr nach Bali

Jedoch wird die indonesische Regierung das Projekt nicht finanzieren ohne weitere Nachweise dafür, dass es funktioniert, sagt Ganaris. Da die Zeit und das Wasser knapp werden, wendet sich BWP deshalb nun an Crowdfunding-Plattformen, private Geldgeber, lokale Gemeinschaften und Unternehmen.

Lilik Sudiajeng, der für das Pilotprojekt in Denpasar verantwortlich ist, schreibt in einem Projektbericht, dass alle neuen kommerziellen Bauprojekte aber auch private Hausbesitzer verpflichtet werden sollten, eigene Wiederauffüllungsbrunnen anzulegen. 

Ganaris denkt schon einen Schritt weiter. Er findet, dass die Regierung auch Steuern auf die Wassernutzung durch Unternehmen wie etwa den Tourismus erheben sollte. “Das Geschäft der Firmen ist riesig. Und wir brauchen genauso große Maßnahmen und starke Richtlinien”, sagt er.

Tourismus im Einklang mit der Natur

Ib Putu Sunarbawa ist das Oberhaupt des Ökodorfes Nyambu. Er sagt, der Tourismus sei außer Kontrolle. Wenn Bali seine einzigartige Landschaft und Biodiversität nicht schütze, werde nicht nur die Landwirtschaft darunter leiden. Auch die natürliche Schönheit, die Touristen auf die Insel zieht, sei in Gefahr. 

Dieser Tempel ist nur einer von 67 im Öko-Dorf Nyambu

Aber es gibt durchaus Möglichkeiten, die Insel und ihre Bewohner kennenzulernen, ohne die Natur zu zerstören.

Nyambu ist ein traditionelles Dorf mit 3700 Einwohnern, das seine Tore für Besucher geöffnet hat. Bisher führen drei Reiseleiter Touristen durch die Tempel, Häuser und Reisfelder. Sie gewähren den Besuchern Einblicke in ihr Leben und in ihre Traditionen. Nah dran und im Einklang mit der Natur.

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“Ich möchte die Umwelt schonen und das Dorf weiterentwickeln”, sagt Sunarbawa.

Er wünscht sich, dass die Regierung die Zahl der Touristen auf Bali begrenzt und nur “qualitativ hochwertige” Erlebnisse wie in Nyambu anbietet. Dort unterstützt das Geld der Touristen die Erhaltung des Lebensraums für die reiche Tierwelt. Zudem bietet es ein zusätzliches Einkommen für die Familien, die ihre Häuser für Gäste zur Verfügung stellen und sie an ihrem Leben teilhaben lassen.

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Öko-Tourismus in Kambodscha

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Und Wasser ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur: Die Mehrheit der Balinesen folgt einer einzigartigen Form des Hinduismus, Agama Tirtha genannt. Es bedeutet “Religion des Heiligen Wassers”. Bauern verehren Dewi Sri, eine auf Bali wichtige Fruchtbarkeitsgöttin.

Erhaltung gegen Bargeld

Auf die Frage, ob sie eine Nachricht für den US-Präsidenten habe, sagt Ni Wayan Sariati, einer der Projektmanager von Nyambu: “Bauen Sie Ihr Hotel in Amerika und stören Sie uns nicht.”

Aber der Tourismus ist bei weitem die größte Einnahmequelle Balis. Mehr als fünf Millionen Menschen besuchen die Insel jedes Jahr. 

Dagegen nimmt sich der Ökotourismus eher bescheiden aus: Nyambu, das erste von 22 geplanten Ökotourismus-Dörfern auf Bali, beherbergt nur etwa 20 Touristen pro Monat. 

Ketut Mulierte vom örtlichen Tourismusverband, besucht Nyambu, um das Potenzial des Ökotourismus zu bewerten. Er könne zwar nicht im Namen seines Arbeitgebers Stellung nehmen, aber, so gibt er zu bedenken, sei Balis Priorität am Ende eher “Wirtschaftswachstum, nicht Erhaltung”.


  • Das kostbarste Element

    Wasser: Die endliche Ressource

    Über zwei Drittel der Erde sind von Wasser bedeckt. Nur ein Bruchteil davon – drei Prozent – ist allerdings Süßwasser. Und von dieser ohnehin begrenzten Ressource zehren immer mehr Menschen. Schon jetzt haben etwa zwei Milliarden von ihnen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser.


  • Das kostbarste Element

    Das Wasser wird knapp

    Weitere zwei Milliarden Menschen leben in Gebieten, die unter Wasserknappheit leiden. Ihre Zahl wird sich in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels noch erhöhen. Schätzungen zufolge werden bis 2050 drei Milliarden Menschen in Gegenden mit Wasserknappheit leben.


  • Das kostbarste Element

    Die Natur nutzen

    Auf diese Gefahren machen die Vereinten Nationen seit 25 Jahren an jedem 22.März mit dem Weltwassertag aufmerksam. Jedes Jahr steht er unter einem anderen Motto. In diesem Jahr ist es “Nature for Water”, also Lösungen aus der Natur für Dürre, Überflutung und Verschmutzung zu nutzen. Beispielweise könnte man Flüsse wieder an Überschwemmungsgebiete anbinden oder Feuchtgebiete wiederherstellen.


  • Das kostbarste Element

    Abwasser als alternative Quelle

    Eine andere Lösung ist Abwasser. Richtig behandelt, kann es wiederverwendet werden. Das schont die Umwelt und ist effizient. Denn statt immer neue Wasserquellen anzuzapfen, wird eine gewisse Menge an Wasser erneut genutzt. Aber noch ist das Verfahren aufwendig und teuer. Nur wenige Länder leisten sich das.


  • Das kostbarste Element

    Verschwendete Ressource

    Israel verwendet bereits 90 Prozent seines Abwassers noch einmal, beispielsweise für die landwirtschaftliche Bewässerung. Die meisten Länder haben aber noch nicht die nötige Infrastruktur, um diese Ressource zu nutzen. Weltweit gelangt 80 Prozent des Abwassers unbehandelt zurück in die Natur und verschmutzt die Gewässer.


  • Das kostbarste Element

    Mangel an trinkbarem Wasser

    Gut gereinigtes Abwasser könnte auch gegen ein weiteres Problem helfen: Trinkwassermangel. Namibia und Singapur nutzen bereits stark gereinigtes Abwasser wieder als Trinkwasser. In vielen Ländern aber gibt es Vorbehalte. Zu groß ist die Angst vor Krankheiten, sollte das Wasser nicht gründlich genug gereinigt worden sein.


  • Das kostbarste Element

    Gefahren in der Flasche

    Menschen greifen sehr oft zu abgefülltem Trinkwasser in Flaschen, anstatt aus dem Wasserhahn zu trinken. Schadstoffe könnte es aber auch hier geben. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie finden sich in vielen Mineralwasserflaschen Plastikrückstände – womöglich von den Verpackungen des Wassers selbst.

    Autorin/Autor: Lisa Hänel