Singapur im Trump-Kim-Rausch

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Trump-Kim-Cocktails und “Weltfriedens”-Burger: Singapur zelebriert das Gipfeltreffen von US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim – begleitet von höchsten Sicherheitsvorkehrungen.

Kulinarisch fragwürdig? Viele Restaurants werben mit einer Melange von amerikanisch-koreanischen Gerichten.

Frieden oder Ruhe – das bedeutet der Name der singapurischen Insel Sentosa. Mit der Ruhe ist es allerdings erst mal vorbei: Denn derzeit schaut die Welt auf die Insel vor der Südküste Singapurs, auf der US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu ihrem historischen Gipfeltreffen zusammenkommen.

Trump-Kim-Cocktail “The Bromance”

Die Gastronomen stimmen ihre Kunden mit kulinarischen Spezialitäten auf den Gipfel ein: In Bars gibt es Trump- und Kim-Cocktails – einer davon: “Bromance” auf Basis von Cola light und koreanischem Reisschnaps, den angeblichen Lieblingsgetränken der beiden Gipfelteilnehmer. Restaurants bieten “Raketenmann”-Tacos, “Burger für den Weltfrieden” sowie eine Trump-Kim-Version des nationalen Reisgerichts Nasi Lemak an. “Es ist eine Geste der Freude darüber, dass wir so ein großes Event in Singapur haben”, zitiert der amerikanische Nachrichtensender ABC einen Restaurantbesitzer. “So etwas wird in unserem Leben wahrscheinlich kein zweites Mal passieren.” Und auch finanziell lohnt sich die Mühe: So mancher Restaurantbetreiber konnte trotz der teils fragwürdigen Getränke und Speisen schon Umsatz-Steigerungen verzeichnen.

Überhaupt geht es auch ums Geld. Singapur hat anlässlich des historischen Ereignisses extra Gedenkmünzen prägen lassen. Die Feingold-Münzen (24 Karat) wiegen 14 Gramm und sind zum Preis von “nur” 1176 Euro pro Stück erhältlich. Sie sollen wohl schon mal ein optimistisches Zeichen setzen: Auf der Münze ist bereits der Handschlag von Kim und Trump abgebildet.

Sicherheit: Mehr ist mehr

Sofern es dazu kommen sollte, werden sich Trump und Kim unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen die Hand geben. Singapur wird autoritär regiert und gilt als streng gesicherter und überwachter Staat. So sind etwa Demonstrationen grundsätzlich verboten. Für den Gipfel wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch mal hochgeschraubt. Und das zu einem stolzen Preis: Die singapurische Regierung gibt rund 16 Millionen Euro für die Sicherheit des Gipfels aus. Die Luxushotels der beiden Staatschefs sowie der Tagungsort werden von einer 2000-Mann-starken Spezialeinheit geschützt. Insgesamt sind 5000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Sowohl Kim als auch Trump reisen zudem mit ihrem eigenen Sicherheitspersonal an. Das dürfte im Vergleich zu manchen singapurischen Polizisten allerdings blass aussehen: Unter den 5000 Beamten sind nämlich auch die sogenannten Gurkhas, eine traditionsreiche Elite-Einheit, nach der auch die geschwungenen Gurkha-Messer benannt sind. Sie werden als “furchterregend” beschrieben – und laut ihres Kodex‘ müssen ihre Messer immer “Blut schmecken”, sobald sie gezogen werden.

Elite-Einheit Gurkha Brigade (hier Angehöriger der britischen Armee, Archivbild)

Soweit soll es allerdings nicht kommen. Dass nicht nur der Tagungsort sicher ist, sondern auch das Treffen friedvoll verläuft, dafür sorgen die strengen Regeln der Diplomatie. Schon bei der Ankunft soll der Eindruck eines Treffens zwischen Ungleichen vermieden werden. Am Gipfel-Treffpunkt, dem Sechs-Sterne-Hotel Capella, wird auf eine Begegnung auf Augenhöhe geachtet. 

Gipfel-Treffpunkt Hotel Capella

Der Konferenzraum etwa braucht zwei Türen, durch die Trump und Kim gleichzeitig eintreten können. Es soll nicht der Eindruck entstehen, der eine Gast sei wichtiger als der andere. Ungewöhnlich ist zudem beim Trump-Kim-Treffen, dass die Tagesordnung noch Lücken hat. Nicht einmal ein gemeinsames Essen soll geplant sein.

So will man wohl der Tatsache gerecht werden, dass man es bei Kim und Trump mit zwei recht impulsiven Staatschefs zu tun hat. Laut Aussage des US-Präsidenten werde er innerhalb der ersten Minute merken, ob er Kim vertrauen könne – und dann entscheiden, wie es weitergehen werde. Also alles eine Frage des Bauchgefühls?

Die Gefühle der Singapurer sind geteilt: Sie bewegen sich zwischen Stolz, Ausrichter eines historischen Events zu sein, Genervtheit wegen der Sicherheitseinschränkungen und Gleichgültigkeit. Denn Singapur ist nicht zum ersten Mal Gastgeber eines politisch-historischen Großereignisses. 2015 kamen hier der chinesische Präsident Xi Jinping und der damalige taiwanesische Präsident Ma Ying-jeou zusammen. Es war das erste Treffen der Staatsspitzen der beiden Länder seit 1949.

Treffen im ehemaligen Piratennest

Offiziell soll der Gipfel von Trump und Kim nicht mal einen ganzen Tag dauern – eine Verlängerung ist jedoch möglich. Zwischen den Gesprächen könnten die Mitarbeiter der beiden Abordnungen sich theoretisch auf einen Trump-Kim-Cocktail treffen: Zwischen den Hotels der beiden Delegationen liegen nur wenige hundert Meter.

Strandidyll Sentosa

Normalerweise amüsieren sich hier am Wochenende die Singapurer. Das war mal ganz anders, denn früher war die Insel ein Piratennest. Und noch im vergangenen Jahrhundert ging es hoch her auf dem Eiland: Winston Churchill musste hier 1941 eine der größten militärischen Niederlagen für das britische Empire gegen die Japaner hinnehmen. Eine Mahnung für Trump und Kim, dass man mit militärischen Vorhaben vorsichtig sein sollte?

“Insel, auf der man von hinten getötet werden kann”

Wie auch immer das Treffen ausgehen mag – Singapur bleibt einige Tage im Ausnahmezustand. Bis zum 14. Juni herrscht das spezielle “Sicherheitsregime” für den Gipfel. Die namensgebende Ruhe wird auf Sentosa also frühestens am Freitag wieder einkehren. Bleibt zu hoffen, dass der Gipfel nicht im Sinne eines früheren Namens der Insel verläuft: Pulau Belakan Mati – “die Insel, auf der man von hinten getötet werden kann”.