Absturz und Umbau bei der Deutschen Bank

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Grausamkeiten und schlechte Nachrichten zu Beginn der Amtszeit des neuen Chefs der Deutschen Bank: der Gewinn der Bank bricht ein, ganze Geschäftssparten müssen nun bluten. Konzentration auf Deutschland und Europa.

Im ersten Quartal des Jahres sackten die Gewinne der Deutschen Bank unterm Strich auf 120 Millionen Euro, im gleichen Quartal des Vorjahres waren es noch 575 Millionen Euro – ein Minus von fast 80 Prozent. Die Erträge sanken in den ersten drei Monaten um fünf Prozent auf sieben Milliarden Euro.

Dieses erste Quartal hat noch der letzte Chef des größten deutschen Geldhauses zu verantworten. Erst vor rund drei Wochen trat Christian Sewing nach einer Krisensitzung an die Stelle des Briten John Cryan. Jetzt versucht Sewing, die schwächelnde Bank  mit einem Befreiungsschlag neu auszurichten: Der Anleihenhandel in den USA soll deutlich verkleinert werden; in den Vereinigten Staaten und Asien werde das Institut sein Geschäft zudem in jenen Bereichen reduzieren, die kaum grenzüberschreitend tätig seien.

Der neue Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing

Zurück zu den Wurzeln

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Christians Sewing wird die neue Nummer Eins bei der Deutschen Bank. Der am Sonntag ernannte Nachfolger des glücklosen Briten John Cryan kündigt harte Entscheidungen an. Aus Frankfurt Brigitte Scholtes. (08.04.2018)

Christian Sewing soll es richten. Der 47-jährige Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank soll als neuer Vorstandschef das Institut nach drei Verlustjahren wieder zurück auf Erfolgskurs führen. (08.04.2018)

Nach dem Führungswechsel könnte eine Konzentration auf das Privat- und Firmenkundengeschäft die Deutsche Bank wieder zum Erfolg führen, meint der Bankenexperte Thomas Hartmann-Wendels im DW-Gespräch. (09.04.2018)

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“Unsere Wurzeln liegen in Europa – hier wollen wir Unternehmen und institutionellen Kunden weltweite Finanzierungslösungen anbieten. Darauf werden wir uns künftig noch viel stärker konzentrieren”, sagte Sewing. Der Umbau werde in den betroffenen Regionen nicht ohne Stellenabbau vonstatten gehen, so der Bankchef. “Diese Einschnitte sind schmerzlich, aber leider unvermeidlich, wenn unsere Bank dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben soll.”

Sewing sieht die Zukunft seiner Bank vor allem im klassischen Privat- und Firmenkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung. Neben dem Heimatmarkt Deutschland wolle er sich auf wachsende Märkte wie Italien und Spanien konzentrieren sowie auf das Geschäft mit vermögenden Kunden, das in Deutschland und international ausgebaut werden soll.

Die Konkurrenz zieht davon

Mit der Reduzierung des problematischen US-Geschäfts setzt Sewing eine Forderung namhafter Analysten um. In der Region muss sich die Deutsche Bank mit großen heimischen Spielern wie JPMorgan Chase oder Goldman Sachs messen, und die US-Konkurrenz ist den Deutschen um Längen enteilt. US-Branchenprimus JPMorgan Chase beispielsweise fuhr im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres 8,7 Milliarden Dollar (7,1 Mrd. Euro) Gewinn ein.

Damit haben die die Banker von JPMorgan Chase in einer halben Woche in etwa so viel für ihr Haus verdient wie die Kollegen von der Deutschen Bank in drei Monaten. Der bisherige Privatkundenchef Sewing der Deutschen Bank hatte bereits an seinem ersten Tag im neuen Job angekündigt, die Aufstellung der Investmentbank genau unter die Lupe zu nehmen. Nun hieß es, der Vorstand werde auch prüfen, wie stark das Haus noch im Aktienhandel  tätig sein will.

ar/hb (rtr, dpa, afp)