Lebensmittel-Patriarch Erivan Haub gestorben

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Er zählte zu den reichsten Deutschen – doch kaum einer kennt seinen Namen. Fast jeder hat aber schon in einer der Ketten eingekauft, die einst zu seinem Reich gehörten: Tengelmann, Kik oder Obi.

Der Unternehmer in einer Aufnahme aus dem Jahr 1985

Der langjährige Chef der Tengelmann-Gruppe, Erivan Haub, ist tot. Wie das Unternehmen erst jetzt mitteilte, starb er am vergangenen Dienstag im Alter von 85 Jahren. Haub habe noch wenige Tage zuvor mit seiner Frau Helga die Diamantene Hochzeit gefeiert – auf seiner Ranch in Wyoming in den USA. Dort habe ihn der Tod ereilt.

Der Kaufmann und studierte Volkswirt gehörte zu den großen Unternehmerpersönlichkeiten der Bundesrepublik. Aus einem mittelständischen Familienunternehmen schmiedete er einen Konzern von Weltrang. 1969 hatte er die Lebensmittelgruppe in vierter Generation übernommen – und stand mehr als 30 Jahre an ihrer Spitze. Zum Tengelmann-Imperium gehören unter anderem die Baumarktkette Obi und der Textildiscounter Kik. Die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann verkaufte sein Sohn Karl-Erivan Haub im vergangenen Jahr an Edeka.

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Ökomanager mit Expansionswillen

Schlagzeilen hatte Haub nicht nur mit seinem Expansionsdrang gemacht, sondern auch mit seinem frühen Engagement für den Umweltschutz. Mit der Verbannung von Schildkrötensuppe aus den Supermarktregalen startete er 1984 die erste Umweltaktion in den eigenen Filialen. Viele weitere folgten: So wurden 1987 in der Unternehmensgruppe alle phosphathaltigen Waschmittel ausgelistet, 1988 alle Sprays mit dem Treibhausgas FCKW. Im Jahr 1990 wurde Haub dafür zum “Ökomanager des Jahres” gewählt.

Haub hatte im Jahr 2000 die Geschäfte an seine Söhne übertragen, saß aber weiter im Unternehmensbeirat. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen allerdings schon unübersehbar sanierungsbedürftig.

Mit Vollendung seines 80. Geburtstags zog der Patriarch sich endgültig ins Privatleben zurück. Er war ein – auch in Fachkreisen geschätzter – Briefmarkenkenner, er sammelte leidenschaftlich alte Uhren und spendete als Mäzen viel Geld an Bildungseinrichtungen und Museen.

jj/uh (dpa, afp)