Die Bauhaus-Revolution in Chile

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Das Bauhaus beeinflusste Architektur, Kunst und Designs weltweit. In Lateinamerika ist sein Einfluss besonders stark. Vor allem in Chile wurde die Architektur insbesondere durch einen Bauhauskünstler geprägt.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Eine Denkrichtung

    “Das Bauhaus ist kein Stil”, sagte Walter Gropius, der Gründer der Bewegung vor hundert Jahren. Es ist vielmehr eine Denkrichtung, die Architektur, Grafik- und Industriedesign, die Malerei und sogar die Fotografie beeinflusste. Ein Zeuge der Bauhausära: der “Mercato Central”, der große Mark in Concepción (Chile).

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Chile, ein Rückzugsort

    Nachdem die Nazis das Bauhaus verboten hatten, gab es für seine Anhänger keine andere Möglichkeit als das Exil. 1939 kam der Ungar Tibor Weiner nach Chile, ein Architekt, der bis dahin sehr erfolgreich in seiner Heimat gearbeitet hatte.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Nach dem Beben

    Tibor Weiner hatte einen prägenden Anteil am Wiederaufbau von Concepción und Chillán, zwei Städte, die ein Erdbeben 1939 zerstört hatte. Er entwarf unter anderem dieses Haus: die Feuerwehr von Chillán. “Ein perfekt geometrisches und funktionales Gebäude, dessen Charakter und architektonische Sprache absolut rational ist”, bewertet Architekt Claudio Martínez das Gebäude heute.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Neue Schüler

    Im Jahr 1946 änderte eine Reform die Lehre von Architektur und Design an der Universität von Chile. Eine Gruppe junger Architekten folgte den Idealen des Bauhauses – einer von ihnen war Weiners Schüler Osvaldo Cáceres, der den “Mercado de la Poblalación de Lorenzo Arenas” in Concepción entwarf.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Der Geist des Bauhauses

    Eines der Highlights der Bauhaus-Architektur ist die Fähigkeit, unterschiedliche Strömungen der Avantgarde einzubeziehen. “Es geht nicht darum, Dogmen zu schaffen, sondern einen gemeinsamen Geist in jedem Bauhäusler”, sagt Architekt David Maulén. Hier ein Gebäude in der Hauptstadt Santiago de Chile von Abraham Schapira.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Ein Partner

    Dieses öffentliche Gebäude in Chillán wird Tibor Weiner zugeschrieben. Der Ungar durfte Projekte nur gemeinsam mit chilenischen Partnern umsetzen, sodass er sich das Urheberrecht teilen musste. Zwischen 1939 und 1944 entwarf er mit Ricardo Müller, dann mit Marcelo Deglin und anderen.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Nachahmer

    Moderne Dinge fallen auf: “Es gibt in Chile von 1929 bis 1937 Gebäude, die durch expressionistische Architektur definiert sind und oft als Bauhaus-Stil bezeichnet werden”, sagt Architekt Maulén. Hier die Carozzi-Fabrik von Emilio Duhart und Luis Mitrovics in Santiago de Chile.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Unvollendet

    Vieles wurde in Chile umgesetzt, manche Ideen der Bauhäusler blieben unvollendet – wie dieser Entwurf von Max Bill für ein Gemeindezentrum für die “Villa Berlin” in Valparaiso.

    Autorin/Autor: Natalia Messer


  • Bauhaus, ein Welterbe

    Eine Denkrichtung

    “Das Bauhaus ist kein Stil”, sagte Walter Gropius, der Gründer der Bewegung vor hundert Jahren. Es ist vielmehr eine Denkrichtung, die Architektur, Grafik- und Industriedesign, die Malerei und sogar die Fotografie beeinflusste. Ein Zeuge der Bauhausära: der “Mercato Central”, der große Mark in Concepción (Chile).

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Chile, ein Rückzugsort

    Nachdem die Nazis das Bauhaus verboten hatten, gab es für seine Anhänger keine andere Möglichkeit als das Exil. 1939 kam der Ungar Tibor Weiner nach Chile, ein Architekt, der bis dahin sehr erfolgreich in seiner Heimat gearbeitet hatte.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Nach dem Beben

    Tibor Weiner hatte einen prägenden Anteil am Wiederaufbau von Concepción und Chillán, zwei Städte, die ein Erdbeben 1939 zerstört hatte. Er entwarf unter anderem dieses Haus: die Feuerwehr von Chillán. “Ein perfekt geometrisches und funktionales Gebäude, dessen Charakter und architektonische Sprache absolut rational ist”, bewertet Architekt Claudio Martínez das Gebäude heute.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Neue Schüler

    Im Jahr 1946 änderte eine Reform die Lehre von Architektur und Design an der Universität von Chile. Eine Gruppe junger Architekten folgte den Idealen des Bauhauses – einer von ihnen war Weiners Schüler Osvaldo Cáceres, der den “Mercado de la Poblalación de Lorenzo Arenas” in Concepción entwarf.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Der Geist des Bauhauses

    Eines der Highlights der Bauhaus-Architektur ist die Fähigkeit, unterschiedliche Strömungen der Avantgarde einzubeziehen. “Es geht nicht darum, Dogmen zu schaffen, sondern einen gemeinsamen Geist in jedem Bauhäusler”, sagt Architekt David Maulén. Hier ein Gebäude in der Hauptstadt Santiago de Chile von Abraham Schapira.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Ein Partner

    Dieses öffentliche Gebäude in Chillán wird Tibor Weiner zugeschrieben. Der Ungar durfte Projekte nur gemeinsam mit chilenischen Partnern umsetzen, sodass er sich das Urheberrecht teilen musste. Zwischen 1939 und 1944 entwarf er mit Ricardo Müller, dann mit Marcelo Deglin und anderen.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Nachahmer

    Moderne Dinge fallen auf: “Es gibt in Chile von 1929 bis 1937 Gebäude, die durch expressionistische Architektur definiert sind und oft als Bauhaus-Stil bezeichnet werden”, sagt Architekt Maulén. Hier die Carozzi-Fabrik von Emilio Duhart und Luis Mitrovics in Santiago de Chile.

  • Bauhaus, ein Welterbe

    Unvollendet

    Vieles wurde in Chile umgesetzt, manche Ideen der Bauhäusler blieben unvollendet – wie dieser Entwurf von Max Bill für ein Gemeindezentrum für die “Villa Berlin” in Valparaiso.

    Autorin/Autor: Natalia Messer


Die Bauhausschule, eine Bewegung der Architektur und der angewandten Kunst, inspirierte Generationen, sie wurde vor fast einem Jahrhundert in Weimar gegründet. “Es entstand 1919 als soziales Projekt in der jüngeren Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg”, sagt David Maulén De los Reyes, Architekt und Bauhaus-Experte.

Von Anfang an zeichnete sich Bauhaus durch seine Avantgarde aus. Sein Gründer, der deutsche Architekt, Stadtplaner und Designer Walter Gropius, machte in jenen Jahren einen kontroversen Aufruf an seine Schüler: “Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurückkehren! Denn es gibt keine Kunst als Beruf.”

Eine schwierige Aufgabe für die Bewegung in einer Zeit, in der die Künste mit klassischen und romantischen Konzepten in Verbindung gebracht wurden. Das Bauhaus wollte aus den üblichen Denkmustern ausbrechen und das Design demokratisieren, sodass es für jedermann verständlich wurde. Dieser neue Geist verbreitete sich in der ganzen Welt. Insbesondere Lateinamerika wurde vom Bauhaus geprägt, von Mexiko und Kuba im Norden bis nach Chile und Argentinien im Süden.

Der Exodus

Der große Feind des Bauhauses lauerte in der Heimat: die Nationalsozialisten. “Es war eine Schule der sozialistischen, internationalistischen und jüdischen Inspiration. Tief demokratisch, humanistisch und mit einem offenkundigen sozialen Sinn, im Gegensatz zum NS-Regime, das die Architektur in den Dienst einer Ideologie stellte”, beschreibt der Architekt Claudio Martínez Cerda den Konflikt.

Das Gebäude der Feuerwehr von Chillan

1933 beschlossen die von den Nazis gleichgeschalteten Behörden, die Bauhaus-Bewegung zu verbieten. Es begann ein massiver Exodus seiner Mitglieder. Mehr als 20 Bauhaus-Studenten oder -Professoren gingen nach Lateinamerika. In Chile reicht der Einfluss von den 1930er Jahren bis in die 1970er Jahre. “Man kann den Bauhaus-Stil in sehr guter Qualität am sozialen Wohnungsbau, in Privathäusern, an Schulen, Gemeindezentren, Krankenhäusern, Industrien und anderen öffentlichen Gebäuden sehen, die das Leben vieler Städte prägen”, sagt David Maulén.

Die Arbeit

Viele der Ideen, die die Bauhäusler mitbrachten, wurden in wichtigen architektonischen Werken Lateinamerikas verwirklicht, wie dem “Parador Ariston in Mar del Plata” (Argentinien) oder dem Städtischen Markt von Concepción (Chile).

Ein Bauhaus-Mitglied, das nach Chile kam, war Tibor Weiner. Der ungarische Architekt entwarf zwischen 1939 und 1948 Bauten in seiner neuen Heimat – viele davon in der Hauptstadt Santiago de Chile. Sein prägendstes Projekt war jedoch der Wiederaufbau der Städte Chillán und Concepción nach dem Erdbeben von 1939. In Chillán gehen das Feuerwehrhaus und das Regierungsgebäude auf Weiner zurück.

“Beide Gebäude sind echter Bauhausstil, in dem Rationalismus und Funktionalität Grundlage architektonischen Schaffens sind”, sagt Architekt Claudio Martinez. Ein Bauhaus-Zeugnis in Concepción ist der Zentralmarkt, der mit seinem großen Gewölbe beeindruckt und bis heute vollkommen intakt ist, trotz eines Erdbeben der Stärke 8,8 im Jahr 1939 und eines großen Feuers 2013.

Der Markt in Lorenzo Arenas

Dort begann die chilenische Bauhausära besonders früh. Der Architekt Luis Darmendrail Salvo, Betreiber der Internetseite “Historia Arquitectónica de Concepción”, sagt, dass seit den 1930er Jahren neue deutsche Trends und das Werk von Architekten wie Hannes Meyer und Walter Gropius in Concepción für Aufmerksamkeit sorgten.

Es gab aber auch Projekte, die nicht vollendet wurden, wie das Gemeindezentrum der “Villa Berlin” in Valparaíso, des Schweizer Architekten, Malers, Bildhauers und Grafikers Max Bill und eine Kirche des deutschen Architekten Paul Linder für die Ursulinengemeinde in der Gemeinde Maipú, von der nur die Pläne erhalten geblieben sind.

Die Welt verändern

Doch nicht nur architektonisch hat das Bauhaus Chile geprägt. So war Tibor Weiners Wirken Anstoß für eine Hochschulreform. “Darüber hinaus wurde mit dem Aufkommen radikaler Regierungen im Land die moderne Architektur als Synonym für Wandel mit starkem sozialen Sinn gesucht. Die Architekten wollten die Armut bekämpfen, sie wollten die Welt verändern – mit ihrem rebellischen Denken, im Gegensatz zu Dogma und Wissenschaft”, so Luis Darmendrail.

Dies führte schließlich zu einem neuen Lehrplan an der Universität von Chile, wo Tibor Weiner zwischen 1946 und 1948 unterrichtete. Die neu geschaffenen Lehrstühle waren eine Inspiration für eine neue Generation chilenischer Architekten, wie Osvaldo Cáceres und Abraham Schapira.

Löffel, Teekannen und mehr

Das Bauhaus wirkt bis heute: “Die einfachen Löffel, mit denen wir jeden Tag Kaffee zubereiten, die Kaffeemaschinen und sogar viele Artefakte und Stühle, von denen wir glauben, dass sie neueren Datums sind, wurden in den Werkstätten dieser Schule hergestellt”, sagt Architekt Martinez.

Der Bauhaus-Fußabdruck ist immer noch präsent in Architektur und Design, in Malerei und Fotografie. Eine künstlerische Weltrevolution, mit inzwischen fast hundertjähriger Geschichte und deutscher Herkunft.