Airbus: Dreifacher Gewinn trotz Problemen

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Neue Mehrkosten beim problemgeplagten Militär-Transportflugzeug A400M haben bei Airbus auf den Gewinn gedrückt. Unter dem Strich konnte der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern aber einen Gewinnsprung hinlegen.

Ein Airbus A 400 M auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget

Airbus steckt eine neuerliche Milliardenbelastung für den Militärtransporter A400M gut weg. Nach einer Grundsatz-Einigung mit Deutschland und den sechs weiteren Käufern des Militärflugzeugs auf einen neuen Auslieferungs-Zeitplan schreibt der französisch-deutsche Konzern noch einmal 1,3 Milliarden Euro auf den Airbus A400M ab. Dadurch reduzierten sich aber die finanziellen Risiken für die Zukunft deutlich, sagte Vorstandschef Tom Enders  in Toulouse. Insgesamt hat Airbus damit bereits mehr als acht Milliarden Euro für den A400M zurückgestellt. Enders hatte zwischenzeitlich mit einem Abbruch des Programms gedroht.

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Operativ schnitt Airbus 2017 trotzdem dank eines fulminanten Endspurts besser ab als von den meisten Analysten erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg um acht Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. “Dank unserer sehr guten operativen Ergebnisse – insbesondere im letzten Quartal – haben wir alle Ziele für 2017 übertroffen”, erklärte Enders. Unter dem Strich stand ein fast verdreifachter Nettogewinn von 2,87 (2016: 0,99) Milliarden Euro, unter anderem wegen des Gewinns aus dem Verkauf der Rüstungselektronik-Sparte von 604 Millionen Euro und Währungseffekten. Die Dividende wird von 1,35 auf 1,50 Euro je Aktie erhöht.

Umsatz stagnierte, Auftragseingang stieg

Der Umsatz stagnierte bei 66,8 – im Vorjahr waren 66,6 Milliarden Euro, obwohl Airbus mit 718 Verkehrsflugzeugen 50 mehr auslieferte als ein Jahr zuvor und so viele wie nie. Der Auftragseingang erhöhte sich auf 158 von 134 Milliarden Euro im Jahr 2016. In den Orderbüchern stehen nun mehr als 7200 Flugzeuge im Wert von fast einer Billion Euro. Nach dem jüngsten Großauftrag der arabischen Fluglinie Emirates ist auch die Zukunft des Großraumflugzeugs A380 gesichert.

Hinter den Gewinnerwartungen für das laufende Jahr steht allerdings ein Fragezeichen. Voraussetzung dafür ist, dass Airbus rund 800 Flugzeuge ausliefern kann. Doch dabei hängt der Flugzeugbauer von den Triebwerks-Zulieferern ab.

Und erst am Wochenende hatte der Konzern neue Komplikationen bei den Motoren des A320neo eingeräumt. Die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA berichtete von mehreren Fällen, in denen “Triebwerke während des Fluges plötzlich zum Stillstand gekommen seien” oder in denen Starts abgebrochen worden seien. Die Mängel beim US-Lieferanten Pratt & Whitney, von dem die meisten Triebwerke für den A320neo stammen, schienen Ende 2017 behoben. Dennoch konnten statt 200 nur 181 Maschinen an die Kunden übergeben werden.


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    Der Riese

    Die A380 sieht schon imposant aus und stellt fast jeden Konkurrenten auf dem Flugfeld in den Schatten. Bei einer Länge von 72,7 Metern hat die Maschine eine Spannweite von 79,8 m, ihre Höhe beträgt 24,1 m. Auf ihren beiden Decks befördet beispielsweise die Airline Emirates in der “Drei-Klassen-Version ‘Extra-weiträumig'” 489 und in der “Zwei-Klassen-Version ‘weiträumig'” bis zu 615 Passagiere.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das erste Exemplar

    Singapore Airlines war die erste Fluggesellschaft, die eine A380 in Dienst stellte. Hier sind die stolzen Besitzer auf dem Flugfeld in Toulouse versammelt, um den großen Tag dokumentieren zu lassen. Am 15. Oktober 2007 galt noch: Die Zukunft der Passagierfliegerei liegt in der Masse. Je mehr Fluggäste auf einmal transportiert werden, desto höher der Gewinn der Airline.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Am Anfang einer Ära?

    Auch bei den Passagieren kam der Riesenflieger gut an. Die nahmen gern in Kauf, dass das Boarding so vieler Fluggäste manchmal eben etwas länger dauert. Die Infrastruktur der meisten Flughäfen ist mit der A380 allerdings überfordert. Daher fliegt die Maschine am häufigsten zwischen den großen Airports: London, Frankfurt, New York, Singapur.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die erste Landung

    Landung nach 3:54 Stunden Flugzeit: Am 27. April 2005 fand der erste offizielle Flug des Giganten statt. Das Konzept mit vier Triebwerken schien damals alternativlos. Inzwischen ist klar: Auch mit nur zwei Turbinen unter den Flügeln kann man solche Riesen sicher fliegen – und es ist deutlich billiger. Wollte Airbus das noch umsetzen, dürfte allein die Entwicklung Milliarden verschlingen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Explosion von Turbine Nummer Vier

    Am 30.September dieses Jahres kam es über Grönland zu einem spektakulären Zwischenfall bei einer A380 der Air France: Auf dem Flug nach Los Angeles brach eine Welle in der äußeren Steuerbord-Turbine, der erste Fan löste sich und stürzte zu Boden. Die Piloten konnten die Maschine aber sicher notlanden. Insgesamt hat die A380 aber einen guten Ruf – sie gilt als sicheres Flugzeug.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Von der kleinen Schwester abgehängt

    Das Hauptargument, mit dem Airbus sein Flaggschiff bewirbt, die große Passagier-Kapazität nämlich, zieht scheinbar nicht mehr. Im Gegenteil: Der Kurzstreckenflieger A320 ist der wirkliche Verkaufsschlager des pan-europäischen Flugzeugbauers. Von dem Typ, dessen zweite Auflage “A320neo” aktuell gebaut wird, fliegen bereits 4257 Maschinen, außerdem liegen noch 3618 Bestellungen vor.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Ein besorgniserregender Trend

    Natürlich verkaufen sich kleinere Maschinen wegen der größeren Nachfrage besser als Großraumflieger wie die A380 – hier der Rohbau des ersten Exemplars. Trotzdem geben die sinkenden Absatzzahlen Grund zur Besorgnis: Im vergangenen Jahr wurden 28 Maschinen ausgeliefert, in diesem Jahr werden es gerade mal 15 sein, im nächsten Jahr noch 12. Für 2019 rechnet Airbus mit nur noch acht Auslieferungen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das Ende einer Ära

    Wie auch immer die Zukunft der A380 aussieht, fest steht, dass Airbus gerade eine erfolgreiche Ära beendet. Zum Ende des Jahres geht der Verkaufschef des Konzerns, John Leahy, in den Ruhestand. Innerhalb von 23 Jahren hatte er 15.500 Flugzeuge für 1,7 Billionen Dollar verkauft. Sein Nachfolger wird daran gemessen werden – hilfreich wäre auf jeden Fall, wenn er wieder mehr A380 verkaufen würde.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine Herkules-Aufgabe

    Nicht nur der Wettbewerb mit dem anderen großen Flugzeugbauer unserer Tage, dem US-Unternehmen Boeing, fordert Airbus. Auch die eigene Konzernstruktur stellt jeden Tag hohe Anforderungen. So werden die Einzelteile der Flugzeuge in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien, China und den USA montiert. Deshalb ist auch ein Fluggigant wie die A380 schon mal auf einer Landstraße unterwegs.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die Hoffnung liegt im Osten

    Auf einen Turn-Around bei den Verkaufszahlen hofft Airbus wegen des Wachstums in China. Der China-Chef des Flugzeugbauers, Eric Chen, rechnete im September 2017 vor, dass chinesische Airlines in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1,1 Billionen Dollar für neue Flugzeuge ausgeben würden. Er erwarte daher in den nächsten fünf einen Bedarf von 60 bis 100 Maschinen der Größe einer A380.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine ungewisse Zukunft

    Nicht nur Airbus machen die großen Maschinen Sorgen: Boeing etwa baut jährlich noch sechs Exemplare seines Jumbo-Jets – als Frachtmaschinen. Der scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy aber ist sicher: “Der Passagierverkehr”, sagte er im Juli, “wird sich verdoppeln.” Das Problem sah er eher am Boden: “Wir können nicht so viele Flughäfen bauen!” Vielleicht hat die A380 ja doch noch eine Zukunft.

    Autorin/Autor: Dirk Kaufmann


ul/nm (rtr, dpa, afp)