Emirates rettet Airbus-Riesenflieger

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Neue Hoffnung für den Riesen-Airbus A380: Die Fluggesellschaft Emirates will 36 Maschinen kaufen. Von Airbus hatte es zuvor geheißen, ohne diesen Auftrag stehe der einstige Hoffnungsträger vor dem Aus.

Die Zukunft des größten Passagierflugzeugs der Welt, des Airbus A380, ist vorest gesichert: Die Fluggesellschaft Emirates hat insgesamt 36 der doppelstöckigen Maschinen beim europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern geordert, wie Emirates am Donnerstag in Dubai mitteilte. Eine entsprechende Vereinbarung sei am Morgen in Dubai unterzeichnet worden. Es handelt sich demnach um 20 feste Bestellungen und 16 weitere Kaufoptionen. Emirates ist bereits der wichtigste Kunde für das Flugzeug. Der Wert der neuen Order nach Listenpreisen liegt bei 16 Milliarden US-Dollar (ca. 13 Milliarden Euro), wobei satte Rabatte üblich sind. Angesichts einer zwischenzeitlich sehr verhaltenen Nachfrage nach dem riesigen Flugzeug bedeutet der Auftrag faktisch die Rettung für das Modell, über dessen Produktionsstopp seit Monaten öffentlich spekuliert wird. Airbus zeigte sich nun überzeugt, dass der A380 bis “weit ins übernächste Jahrzehnt” gebaut wird.

Emotionale Achterbahn

Airbus hatte noch am Montag eingeräumt, dass dem Konzern ohne den ersehnten Emirates-Auftrag nichts anderes übrigbleibe, als die Produktion des A380 einzustellen. Im vergangenen Jahr war keine einzige Neubestellung für das Großraumflugzeug eingegangen. Emirates wollte eigentlich schon im November 36 Maschinen ordern, unterzeichnete aber den Vertrag überraschend nicht. Die Araber forderten Garantien, dass der A380 noch mindestens für ein Jahrzehnt weiterproduziert wird. Emirates ist der treueste Kunde für den A380, die Airline orderte bisher fast die Hälfte aller Maschinen.

Die A380 kann in ihrer aktuellen Ausführung bis zu 853 Fluggäste befördern. Üblich sind etwa 544 Sitzplätze. Damit ist die A380 das größte Passagierflugzeug der Welt noch vor dem Boeing-Konkurrenzmodell 747-8, dem legendären Jumbo-Jet. Viele Fluggesellschaften hatten sich aber von den riesigen Maschinen mit ihren vier Triebwerken abgewendet und bevorzugen etwas kleinere, modernere Langstreckenjets mit zwei Triebwerken, die sich günstiger warten lassen. Dazu zählen Boeings 787 “Dreamliner” und der Airbus A350.

Die Airbus-Aktien legten mehr als zwei Prozent zu und notierten nahe ihrem Rekordhoch.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Der Riese

    Die A380 sieht schon imposant aus und stellt fast jeden Konkurrenten auf dem Flugfeld in den Schatten. Bei einer Länge von 72,7 Metern hat die Maschine eine Spannweite von 79,8 m, ihre Höhe beträgt 24,1 m. Auf ihren beiden Decks befördet beispielsweise die Airline Emirates in der “Drei-Klassen-Version ‘Extra-weiträumig'” 489 und in der “Zwei-Klassen-Version ‘weiträumig'” bis zu 615 Passagiere.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das erste Exemplar

    Singapore Airlines war die erste Fluggesellschaft, die eine A380 in Dienst stellte. Hier sind die stolzen Besitzer auf dem Flugfeld in Toulouse versammelt, um den großen Tag dokumentieren zu lassen. Am 15. Oktober 2007 galt noch: Die Zukunft der Passagierfliegerei liegt in der Masse. Je mehr Fluggäste auf einmal transportiert werden, desto höher der Gewinn der Airline.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Am Anfang einer Ära?

    Auch bei den Passagieren kam der Riesenflieger gut an. Die nahmen gern in Kauf, dass das Boarding so vieler Fluggäste manchmal eben etwas länger dauert. Die Infrastruktur der meisten Flughäfen ist mit der A380 allerdings überfordert. Daher fliegt die Maschine am häufigsten zwischen den großen Airports: London, Frankfurt, New York, Singapur.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die erste Landung

    Landung nach 3:54 Stunden Flugzeit: Am 27. April 2005 fand der erste offizielle Flug des Giganten statt. Das Konzept mit vier Triebwerken schien damals alternativlos. Inzwischen ist klar: Auch mit nur zwei Turbinen unter den Flügeln kann man solche Riesen sicher fliegen – und es ist deutlich billiger. Wollte Airbus das noch umsetzen, dürfte allein die Entwicklung Milliarden verschlingen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Explosion von Turbine Nummer Vier

    Am 30.September dieses Jahres kam es über Grönland zu einem ebenso schockierenden wie auch spektakulären Zwischenfall bei einer A380 der Air France: Auf dem Flug nach Los Angeles explodierte die äußere Steuerbord-Turbine, die Piloten konnten die Maschine aber sicher notlanden. Insgesamt hat die A380 aber einen guten Ruf – sie gilt als sicheres Flugzeug.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Von der kleinen Schwester abgehängt

    Das Hauptargument, mit dem Airbus sein Flaggschiff bewirbt, die große Passagier-Kapazität nämlich, zieht scheinbar nicht mehr. Im Gegenteil: Der Kurzstreckenflieger A320 ist der wirkliche Verkaufsschlager des pan-europäischen Flugzeugbauers. Von dem Typ, dessen zweite Auflage “A320neo” aktuell gebaut wird, fliegen bereits 4257 Maschinen, außerdem liegen noch 3618 Bestellungen vor.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Ein besorgniserregender Trend

    Natürlich verkaufen sich kleinere Maschinen wegen der größeren Nachfrage besser als Großraumflieger wie die A380 – hier der Rohbau des ersten Exemplars. Trotzdem geben die sinkenden Absatzzahlen Grund zur Besorgnis: Im vergangenen Jahr wurden 28 Maschinen ausgeliefert, in diesem Jahr werden es gerade mal 15 sein, im nächsten Jahr noch 12. Für 2019 rechnet Airbus mit nur noch acht Auslieferungen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das Ende einer Ära

    Wie auch immer die Zukunft der A380 aussieht, fest steht, dass Airbus gerade eine erfolgreiche Ära beendet. Zum Ende des Jahres geht der Verkaufschef des Konzerns, John Leahy, in den Ruhestand. Innerhalb von 23 Jahren hatte er 15.500 Flugzeuge für 1,7 Billionen Dollar verkauft. Sein Nachfolger wird daran gemessen werden – hilfreich wäre auf jeden Fall, wenn er wieder mehr A380 verkaufen würde.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine Herkules-Aufgabe

    Nicht nur der Wettbewerb mit dem anderen großen Flugzeugbauer unserer Tage, dem US-Unternehmen Boeing, fordert Airbus. Auch die eigene Konzernstruktur stellt jeden Tag hohe Anforderungen. So werden die Einzelteile der Flugzeuge in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien, China und den USA montiert. Deshalb ist auch ein Fluggigant wie die A380 schon mal auf einer Landstraße unterwegs.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die Hoffnung liegt im Osten

    Auf einen Turn-Around bei den Verkaufszahlen hofft Airbus wegen des Wachstums in China. Der China-Chef des Flugzeugbauers, Eric Chen, rechnete im September 2017 vor, dass chinesische Airlines in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1,1 Billionen Dollar für neue Flugzeuge ausgeben würden. Er erwarte daher in den nächsten fünf einen Bedarf von 60 bis 100 Maschinen der Größe einer A380.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine ungewisse Zukunft

    Nicht nur Airbus machen die großen Maschinen Sorgen: Boeing etwa baut jährlich noch sechs Exemplare seines Jumbo-Jets – als Frachtmaschinen. Der scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy aber ist sicher: “Der Passagierverkehr”, sagte er im Juli, “wird sich verdoppeln.” Das Problem sah er eher am Boden: “Wir können nicht so viele Flughäfen bauen!” Vielleicht hat die A380 ja doch noch eine Zukunft.

    Autorin/Autor: Dirk Kaufmann


hb/tko (dpa,rtr)