Niki stellt Flugbetrieb ein

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Nach dem Rückzieher der Lufthansa hat die Air-Berlin-Tochter Niki einen Insolvenzantrag gestellt und angekündigt, ihren Flugbetrieb einzustellen. Rund Tausend Jobs stehen auf der Kippe.

Die Air-Berlin-Tochter Niki ist nach Angaben der Berliner Justiz zahlungsunfähig. Es sei ein Eigenantrag für die Eröffnung eines Insolvenzantrags für Niki eingegangen, bestätigte eine Gerichtssprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Lufthansa-Konzern hatte zuvor sein Übernahmeangebot für Niki zurückgezogen. Als Grund gab die Fluggesellschaft an, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden.

Nach dem Verzicht der Lufthansa auf eine Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki hatte bereits die Bundesregierung vor einer Pleite des Ferienfliegers gewarnt. “Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung”, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. “Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge”, fügte er hinzu. Das treffe vor allem die Beschäftigten hart.

Scharfe Kritik an Haltung der EU-Kommission

Der Mutterkonzern Air Berlin übte scharfe Kritik an der EU-Kommission. “Die Position der Europäischen Kommission ist nicht nachvollziehbar”, sagte der Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus einer Mitteilung zufolge am Mittwoch Abend. “Das Scheitern des Niki-Verkaufs und die Insolvenz der Niki Luftfahrt GmbH sind höchst ärgerlich und wären vermeidbar gewesen.” Lufthansa habe als einziger Bieter Lösungen für komplexe Themen aufgezeigt.

Air Berlin habe nach den ersten Bedenken der EU-Kommission erneut Kontakt zu potenziellen Interessenten wie Thomas Cook und der British-Airways-Mutter IAG aufgenommen, sagte Kebekus. “IAG teilte Air Berlin schriftlich mit, dass sie kein Kaufinteresse mehr an der Niki hat.” Auch von Thomas Cook sei kein passendes Angebot unterbreitet worden. “Die Kommission wusste also, dass es gar keine Alternative zum Verkauf der Niki an die Lufthansa gab”, sagte Kebekus. Die Kommission erreiche mit dem “unkontrollierten Zusammenbruch” des österreichischen Ferienfliegers “das genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt”. Kebekus betonte, dass eine vollständige Rückzahlung des KfW-Kredits in Höhe von 150 Millionen Euro “unwahrscheinlicher geworden” sei.

An dem Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter will die Lufthansa weiter festhalten, teilte die Kranichlinie mit. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission.

Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die Air-Berlin-Teilübernahme zerstreuen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen “Plan B” angekündigt. Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Größenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft wachsen zu lassen.

tko/sam (dpa, rtr)