Handball: In Deutschland erfunden – in der Welt gespielt

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Vor 100 Jahren, am 29. Oktober 1917 wurden in Berlin die Regeln für den Handballsport zum ersten Mal offiziell fixiert. Grund genug, das Jubiläum zu feiern. Mit Länderspielen der deutschen Männer und Frauen.

Rein sportlich war ein sehr erfolgreiches Wochenende. Die Frauen gewannen gegen die Niederlande beide Spiele (23:18 und 36:26). Die Männer waren gegen Spanien einmal erfolgreich und zogen einmal den Kürzeren (28:24/24:26). An beiden Tagen, an beiden Orten, in Magdeburg und Berlin, waren die Hallen ausverkauft. Das Publikum begeistert. 100 Jahre nach seiner Erfindung ist der Handball ein lebendiger und dynamischer Sport. In Deutschland ist er hinter dem Fußball der beliebteste Mannschaftssport. 

Auch international hat er einen Siegeszug angetreten. Die Internationale Handball-Föderation (IHF) zählt mittlerweile 207 Mitglieder. Von Afghanistan bis Zimbabwe wird der “deutsche Sport” Handball organisiert gespielt. “Deutschland ist für unsere Sportart nach wie vor wichtig”, sagt IHF-Präsident Hassan Mustafa. Der wegen seiner Amtsführung nicht unumstrittene Ägypter erhofft sich von Deutschland auch Unterstützung für ein nächstes großes Projekt, den Handball auch in den USA, Kanada und Mexiko populär zu machen. Noch ist der nördliche amerikanische Kontinent ein weißer Fleck auf der Handball-Weltkarte. Das soll sich ändern, mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.  

  

Handball wurde zuerst von Frauen gespielt

Diese hohe Popularität des Handballs hätte sich der Berliner Turnfunktionär Max Heiser nicht träumen lassen, als er daran ging, die Grundlagen dieses Sports zu schaffen. Seine Idee beruhte nämlich auf einem “Diebstahl”. Die drei mal zwei Meter großen Tore, so verkündete Heiser “habe ich vom Hockey übernommen, auch den Schusskreis.” Andere Details entlehnte der findige Mann anderen Sportspielen. Die Aufstellung beispielsweise, dem Fußball. Streng genommen ist Handball also ein Sportarten-Mix. Seine Pioniertat setzte Heiser zuerst mit Frauen um. Damit dürfte der Handball eine der wenigen Sportarten sein, die zuerst von Frauen ausgeübt wurde. Das hatte allerdings nichts mit fortschrittlichem Denken seinerseits zu tun. Im Gegenteil. Während des ersten Weltkrieges waren viele Männer an der Front. Die Frauen sollten deshalb für die Arbeit in den Fabriken körperlich ertüchtigt werden.

Nicht auf vergangenen Erfolgen ausruhen

Ein Höhepunkt in der deutschen Handball-Geschichte: WM-Sieg 2007 in Deutschland

Vom großen Spielfeld fand der Handball in den Sechziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts den Weg in die Hallen, was der Sportart einen neuen Popularitätsschub verlieh – auch als olympische Sportart. Der deutsche Handball gehörte in all den Jahren zu den international erfolgreichsten. Einen Olympiasieg, sechs Welt- und zwei EM-Titel gewannen deutsche Mannschaften. Um weitere Erfolge erreichen zu können, darf es “keinen Stillstand geben. Wir müssen unseren Sport weiter verbreiten, besonders bei den Jugendlichen. Schon in den Schulen und schon in den Kindergärten müssen wir ansetzen”, fordert Bob Hanning, der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident im Deutschen Handball-Bund (DHB). Mit seinen 750.000 Mitgliedern ist er zwar der größte nationale Handballverband der Welt, aber zuletzt war die Zahl der am Wettspielbetrieb teilnehmenden Mannschaften rückläufig.

Nächste Höhepunkte fest im Blick

Die nächste Chance, den Handball hierzulande weiter zu pushen, ergibt sich schon bald: Die Weltmeisterschaft der Frauen findet zwischen dem 1. und 17. Dezember in Deutschland statt. Ein erfolgreiches Abschneiden der DHB-Frauen würde helfen, noch mehr Mädchen für den Handball zu begeistern. Die Männer wollen im Januar 2018 zunächst ihren EM-Titel verteidigen und sich danach mit voller Kraft auf die WM 2019 vorbereiten. Die findet in Deutschland und Dänemark statt. Keine schlechten Voraussetzungen also für weitere 100 Jahren Handballsport.