Entscheidung zu Air Berlin erwartet

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Für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin dürften bald die Würfel fallen. Insidern zufolge steht die Lufthansa kurz davor, große Teile der Konkurrenz zu übernehmen. Fast allen Beschäftigten droht die Kündigung.

Für den Verkauf der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin wird am Donnerstag eine Entscheidung erwartet. Als mögliche Käufer von Unternehmensteilen gelten die Lufthansa und Easyjet. Mit beiden Interessenten hat Air Berlin bislang exklusiv verhandelt.

Verhandlungskreisen zufolge steht die Lufthansa kurz vor der Übernahme von großen Teilen der insolventen Konkurrentin. “Der Deal mit der Lufthansa steht, man ist sich handelseinig”, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Der Vertrag sei allerdings noch nicht unterschrieben. Das Paket beinhalte die Air-Berlin-Tochter Niki, die Luftfahrtgesellschaft Walter und einige weitere Kurzstreckenmaschinen. Ein Lufthansa-Sprecher wollte die Informationen nicht bestätigen. Doch sei der Dax-Konzern zuversichtlich, bei den Verhandlungen die angestrebte Frist einzuhalten. Ein Sprecher von Air Berlin wollte dazu keinen Kommentar abgeben.

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Fette Beute für Lufthansa

Die Lufthansa hatte für 81 der noch gut 130 Maschinen von Air Berlin geboten. Nach früheren Angaben aus Verhandlungskreisen legt sie dafür einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag auf den Tisch. Zuletzt hieß es, die Lufthansa kalkuliere mit einem Kaufpreis von rund 200 Millionen Euro und einer zusätzlichen Finanzspritze von bis zu 100 Millionen Euro für die Betriebskosten in der Übergangszeit.

Noch nicht abgeschlossen sind dagegen die Verhandlungen von Air Berlin mit Easyjet. Doch auch, wenn es nicht zu einer Einigung mit den Briten bis Donnerstag komme, sei ein Abschluss mit ihnen noch möglich, sagten zwei Insider. Auch die Thomas-Cook-Tochter Condor sei ein weiterer möglicher Abnehmer. Condor und Easyjet wollten sich zur Sache nicht äußern.

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Ab Ende Oktober ist Schluss, bestätigte die insolvente Fluggesellschaft in einem Schreiben. Neues über die Verkaufsverhandlungen mit anderen Airlines gibt es noch nicht – aber schlechte Nachrichten für die Beschäftigten. (09.10.2017)

Kündigung für fast alle Mitarbeiter

Derweil drängt die Zeit. Denn Air Berlin hat angekündigt, dass der Flugverkehr in eigener Regie mit dem Airline-Code AB spätestens zum 28. Oktober eingestellt wird, da der Konzern nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens Geld sparen muss. Derzeit geht der Flugbetrieb nur noch dank eines Staatskredits über 150 Millionen Euro weiter. Air Berlin hat am 15. August Insolvenz angemeldet. Bis Ende Oktober dürften dann auch die Kündigungen über die Bühne sein. Arbeitnehmervertreter befürchten, dass fast allen der 8000 Mitarbeitern gekündigt werde, da die künftigen Eigner wohl keine Beschäftigten direkt übernehmen wollen. Man brauche vielleicht 400 bis 500 Personen zur Abwicklung der Insolvenz, sagte ein Air-Berlin-Mitarbeiter. “Alles andere geht weg.”

Mehr als 200.000 Air-Berlin-Kunden sind von gestrichenen Flügen des Unternehmens betroffen, wie bekannt wurde. Wegen der Stornierung aller Air-Berlin-Kurzstreckenflüge in Europa ab dem 28. Oktober verfallen die Tickets von rund 100.000 Kunden, sagte ein Konzernsprecher. Zuvor hatte die “Rheinische Post” darüber berichtet. Seit Ende September ist bekannt, dass außerdem mehr als 100.000 Langstrecken-Tickets für nach dem 15. Oktober geplante Flüge ungültig geworden sind.

zdh/myk (rtr, dpa)