Erste Selbstanzeige laut Medien von Daimler

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Im drohenden Kartell-Skandal hat Daimler offenbar als erster Autobauer Selbstanzeige erstattet. Damit könnte der Konzern ohne Strafe davonkommen. Den anderen Autobauern drohen dagegen hohe Bußzahlungen.

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Vor einem Jahr sollen der Volkswagen-Konzern und Daimler Selbstanzeigen bei den Wettbewerbsbehörden erstattet haben. Doch der Daimler-Konzern habe sich deutlich früher als Volkswagen an die Behörden gewandt, berichten “Süddeutsche Zeitung” (SZ), WDR und NDR. Damit könne der Stuttgarter Autohersteller darauf hoffen, ohne Strafe davonzukommen, sollte die EU-Kommission Geldbußen wegen verbotener Absprachen verhängen.

Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” sollen sich die Autobauer seit Jahrzehnten über die Technik ihrer Fahrzeuge, Kosten, Zulieferer, Märkte, Strategien und auch die Reinigung von Diesel-Abgasen abgesprochen haben.

EU-Kommission ermittelt wegen der Kartellvorwürfe

Wie das Recherchenetzwerk von SZ, WDR und NDR berichtet, wäre nach der zeitigen Selbstanzeige von Daimler für VW laut EU-Bestimmungen allenfalls noch ein Strafnachlass in Höhe von maximal 50 Prozent möglich. Und das auch nur dann, falls VW zusätzlich zu den von Daimler eingereichten Unterlagen weitere “Beweismittel mit erheblichem Mehrwert” vorgelegt hätte, heißt es in dem Bericht.

Die Federführung der Aufklärung der Kartellvorwürfe gegen die deutsche Autoindustrie hat nun die EU-Kommission übernommen. Das Bundeskartellamt erklärte, es führe kein Verfahren. Aber es lägen “Informationen” zu möglichen Absprachen im technischen Bereich vor. Das Bundeskartellamt hatte just vor einem Jahr mehrere Autohersteller und Zulieferer wegen möglicher Absprachen beim Einkauf von Stahl durchsucht. Hierzu laufe ein Verfahren, teilte die Behörde in Bonn mit.

Die Autobauer schweigen

Sollten die Vorwürfe über die Absprachen der Autobauer zutreffen, wäre dies eines der größten Kartelle in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Experten rechnen mit milliardenschweren Strafen und befürchten einen weiteren Image-Schaden für die deutsche Autoindustrie.

Deutschlands “Big Five” stehen unter Kartellverdacht

An der Börse machten sich die Vorwürfe bereits bemerkbar: VW, Daimler und BMW verloren am Montag erneut zwischen ein und drei Prozent – ähnlich wie schon nach Veröffentlichung der Vorwürfe am Freitag. Der Dax rutschte unter Führung der Autowerte um 0,3 Prozent auf 12.208 Punkte ab.

Die genannten Unternehmen schweigen zu den Kernvorwürfen. BMW wies lediglich den Vorwurf unzureichender Abgasreinigung zurück.

cw/stu (rtr, ard.de, sueddeutsche.de)