Sommerfrische am Badestrand – kleine Kulturgeschichte der Bademode

0
496

Rüschenröcke mit Gewichten, Einteiler in Ringeloptik, schwere Wollanzüge – als das Baden zum Volksvergnügen wurde, war die Kleidung weniger vergnüglich. Doch das schien die Menschen kaum zu stören…

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Kokett und unpraktisch

    Die ersten Badekleider für die Damenwelt und Ganzkörperanzüge für die Herren kamen im 18. Jahrhundert auf. Gebadet wurde in Badezeug aus dicken Woll- und Baumwollstoffen, die im Wasser extrem schwer wurden und nur langsam trockneten: alles streng nach Geschlechtern getrennt. Erst am Strand durfte man sich wieder miteinander verlustieren. In den Volksbädern wurde die Trennung später aufgehoben.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Schwimmanzüge

    Mit dem Beginn des Tourismus Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Badeausflüge an die See in Mode. Die Badeanzüge waren jetzt schon etwas enger, erste Modelle aus elastischem Trikotstoff kamen auf. Die Bademützen hatten noch Hütchen-Charakter und sollten vor der Sonne schützen. Ganzkörper-Badeanzüge, wie hier 1910, gab es für Männer und Frauen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Bubikopf und Lippenstift

    Die wilden Zwanzigerjahre (“The Roaring Twenties”) brachten der Bademode endlich mehr modischen Schick: kleine Lackgürtel, goldene Knöpfe oder glitzernde Pailletten machten die Schwimmanzüge ausgesprochen glamourös. Die Stoffe wurden in dieser Zeit eng um den schmalen Körper geschneidert, in großen Größen waren diese Modelle nicht lieferbar.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Skandalöses Stückchen Stoff

    Vier kleine Dreiecke, zusammengehalten von dünnen Schnüren – weniger geht kaum. Am 5. Juli 1946 stellt sich die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini in einem Pariser Schwimmbad vor die Kameras und präsentiert den ersten Bikini, entwickelt ausgerechnet von einem Maschinenbauingeniur. Der Franzose Louis Réard ahnt noch nicht, dass er damit ein Kleidungsstück für die Ewigkeit geschaffen hat.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Rutschfestes Röckchen

    In den 1950er-Jahren feiern in den USA bunte Hollywoodfilme mit Schwimmerinnen Riesenerfolge. “Aqua Maids” zeigen Wasserballett und Artistik auf Wasserskiern. Hier kühlen sich zwei Badenixen ab – wie man sieht, sind die Bikini-Oberteile knapp und sehen rutschgefährdet aus, doch untenrum ist viel Stoff. Das scheint auch bei 50 km/h zu halten. Die sportliche Bikini-Variante der 50er-Jahre.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Schwimmender Superstar

    Das berühmteste “Aqua-Maid” war die Olympia-Schwimmerin Esther Williams. Wegen des Zweiten Weltkrieges hatte die Leistungssportlerin nicht an den Olympischen Spielen 1940 teilnehmen können und verdiente als Schauspielerin und attraktive Badenixe ihr Geld. Ihre Karriere (“Badende Venus”, “Neptuns Tochter”) war rasant, sie zählte später zu den reichsten Frauen Hollywoods.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Marilyn Monroe als Pin-up

    Die berühmten Kurven des amerikanischen Filmstars Marilyn Monroe kamen im Badeanzug am besten zur Geltung. Ihre ersten Erfolge vor der Kamera hatte sie in den 40er-Jahren als Model für den berühmten Pirelli-Kalender (Foto oben). Anschließend machte sie als Filmschauspielerin Karriere in Hollywood.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Adrette Miss Germany

    Bei den Misswahlen in den 50er-Jahren ging es sehr brav zu: Der Jury kam es nicht nur auf den Körper an. Geschiedene Frauen beispielsweise durften am Wettbewerb nicht teilnehmen. Die äußere Erscheinung der Kandidatinnen, hier 1956, wurde dezent durch hochhackige Schuhe und körperbetonte Badeanzüge unterstützt. Die Frisuren waren damenhaft in Wellen gelegt – fürs Schwimmen nicht geeignet.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Geometrische Muster

    Nachdem die Pop Art nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa Furore machte, verwendeten auch die Modeschöpfer abstrakte und geometrische Muster: “Op-Art” nannte sich diese Stilrichtung in den 60er-Jahren. Einer der bekanntesten Modeschöpfer war der Franzose André Courrèges, der konstruktivistische Muster auch für Bademode verwendete. Zu sehen sind hier Modelle aus einer Berliner Kollektion.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Badekappen-Kunst

    In den 60er-Jahren waren blumig-kreative Badekappen hochmodern: für Damen wie Gina Lollobrigida, hier im Bild mit Filmpartner Sean Connery, ein absolutes Muss. Neben damenhaften Badeanzügen mit vorgefertigten Körbchen gehörte die wasserabweisende Gummikappe in jede Badetasche. Männer durften die luftigere Sport-Variante tragen, um das Badebecken vor Haarausfall zu schützen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Mode vom Malibu-Beach

    Die amerikanische TV-Serie “Baywatch” hat Bademoden-Geschichte geschrieben. Die am Bein extrem hoch geschnittenen Badeanzüge der “Baywatch-Girls” wurden Anfang der 90er-Jahre weltweit Mode. Hauptdarstellerin Pamela Anderson sorgte mit ihren Kurven noch einmal für eine extreme Verknappung des leuchtend roten Stoffes. Die Kult-Serie wurde in 144 Ländern ausgestrahlt.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Da bleibt James Bond die Luft weg

    Als Ursula Andress 1962 im knappen Zweiteiler dem Meer entsteigt, klappt bei Kinobesuchern und Moralwächtern die Kinnlade runter. Auch James Bond (Sean Connery) muss auf der “Jagd nach Dr. No” kurz innehalten. Dasselbe geschieht Pierce Brosnan als James Bond in “Stirb an einem anderen Tag” 40 Jahre später nochmal: Halle Berry taucht in einem ähnlichen Modell aus dem Meer auf.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Bikini, Badeanzug oder Tankini?

    Die große Frage für alle Bademoden-Designer: Wie viel Stoff darf sein? Die Grenzen zwischen einem Bikini und einem einen Hauch mehr verhüllenden Badeanzug sind fließend. Immer beliebter aber werden die Tankinis: Oben wie ein Tank-Top, unten mit Hose. Das ist figurschmeichelnd und eine tolle Alternative für Frauen, die ihren Bauch nicht zeigen wollen und trotzdem auf Zweiteiler stehen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Burkini: Schutz gegen Sonne

    Dieses Foto entstand an einem australischen Strand. Dort und in Neuseeland legt man sich nicht mehr in die pralle Sonne. Am Strand verhüllen sich auch Nicht-Muslime zum Schutz gegen die aggressive Strahlung. An der französischen Riviera dagegen werden Burkinis nicht geduldet, auch nicht in vielen deutschen Badeanstalten. Das Burkini-Verbot ist höchst umstritten.

    Autorin/Autor: Heike Mund, Silke Wünsch


  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Kokett und unpraktisch

    Die ersten Badekleider für die Damenwelt und Ganzkörperanzüge für die Herren kamen im 18. Jahrhundert auf. Gebadet wurde in Badezeug aus dicken Woll- und Baumwollstoffen, die im Wasser extrem schwer wurden und nur langsam trockneten: alles streng nach Geschlechtern getrennt. Erst am Strand durfte man sich wieder miteinander verlustieren. In den Volksbädern wurde die Trennung später aufgehoben.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Schwimmanzüge

    Mit dem Beginn des Tourismus Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Badeausflüge an die See in Mode. Die Badeanzüge waren jetzt schon etwas enger, erste Modelle aus elastischem Trikotstoff kamen auf. Die Bademützen hatten noch Hütchen-Charakter und sollten vor der Sonne schützen. Ganzkörper-Badeanzüge, wie hier 1910, gab es für Männer und Frauen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Bubikopf und Lippenstift

    Die wilden Zwanzigerjahre (“The Roaring Twenties”) brachten der Bademode endlich mehr modischen Schick: kleine Lackgürtel, goldene Knöpfe oder glitzernde Pailletten machten die Schwimmanzüge ausgesprochen glamourös. Die Stoffe wurden in dieser Zeit eng um den schmalen Körper geschneidert, in großen Größen waren diese Modelle nicht lieferbar.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Skandalöses Stückchen Stoff

    Vier kleine Dreiecke, zusammengehalten von dünnen Schnüren – weniger geht kaum. Am 5. Juli 1946 stellt sich die Striptease-Tänzerin Micheline Bernardini in einem Pariser Schwimmbad vor die Kameras und präsentiert den ersten Bikini, entwickelt ausgerechnet von einem Maschinenbauingeniur. Der Franzose Louis Réard ahnt noch nicht, dass er damit ein Kleidungsstück für die Ewigkeit geschaffen hat.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Rutschfestes Röckchen

    In den 1950er-Jahren feiern in den USA bunte Hollywoodfilme mit Schwimmerinnen Riesenerfolge. “Aqua Maids” zeigen Wasserballett und Artistik auf Wasserskiern. Hier kühlen sich zwei Badenixen ab – wie man sieht, sind die Bikini-Oberteile knapp und sehen rutschgefährdet aus, doch untenrum ist viel Stoff. Das scheint auch bei 50 km/h zu halten. Die sportliche Bikini-Variante der 50er-Jahre.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Schwimmender Superstar

    Das berühmteste “Aqua-Maid” war die Olympia-Schwimmerin Esther Williams. Wegen des Zweiten Weltkrieges hatte die Leistungssportlerin nicht an den Olympischen Spielen 1940 teilnehmen können und verdiente als Schauspielerin und attraktive Badenixe ihr Geld. Ihre Karriere (“Badende Venus”, “Neptuns Tochter”) war rasant, sie zählte später zu den reichsten Frauen Hollywoods.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Marilyn Monroe als Pin-up

    Die berühmten Kurven des amerikanischen Filmstars Marilyn Monroe kamen im Badeanzug am besten zur Geltung. Ihre ersten Erfolge vor der Kamera hatte sie in den 40er-Jahren als Model für den berühmten Pirelli-Kalender (Foto oben). Anschließend machte sie als Filmschauspielerin Karriere in Hollywood.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Adrette Miss Germany

    Bei den Misswahlen in den 50er-Jahren ging es sehr brav zu: Der Jury kam es nicht nur auf den Körper an. Geschiedene Frauen beispielsweise durften am Wettbewerb nicht teilnehmen. Die äußere Erscheinung der Kandidatinnen, hier 1956, wurde dezent durch hochhackige Schuhe und körperbetonte Badeanzüge unterstützt. Die Frisuren waren damenhaft in Wellen gelegt – fürs Schwimmen nicht geeignet.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Geometrische Muster

    Nachdem die Pop Art nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa Furore machte, verwendeten auch die Modeschöpfer abstrakte und geometrische Muster: “Op-Art” nannte sich diese Stilrichtung in den 60er-Jahren. Einer der bekanntesten Modeschöpfer war der Franzose André Courrèges, der konstruktivistische Muster auch für Bademode verwendete. Zu sehen sind hier Modelle aus einer Berliner Kollektion.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Badekappen-Kunst

    In den 60er-Jahren waren blumig-kreative Badekappen hochmodern: für Damen wie Gina Lollobrigida, hier im Bild mit Filmpartner Sean Connery, ein absolutes Muss. Neben damenhaften Badeanzügen mit vorgefertigten Körbchen gehörte die wasserabweisende Gummikappe in jede Badetasche. Männer durften die luftigere Sport-Variante tragen, um das Badebecken vor Haarausfall zu schützen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Mode vom Malibu-Beach

    Die amerikanische TV-Serie “Baywatch” hat Bademoden-Geschichte geschrieben. Die am Bein extrem hoch geschnittenen Badeanzüge der “Baywatch-Girls” wurden Anfang der 90er-Jahre weltweit Mode. Hauptdarstellerin Pamela Anderson sorgte mit ihren Kurven noch einmal für eine extreme Verknappung des leuchtend roten Stoffes. Die Kult-Serie wurde in 144 Ländern ausgestrahlt.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Da bleibt James Bond die Luft weg

    Als Ursula Andress 1962 im knappen Zweiteiler dem Meer entsteigt, klappt bei Kinobesuchern und Moralwächtern die Kinnlade runter. Auch James Bond (Sean Connery) muss auf der “Jagd nach Dr. No” kurz innehalten. Dasselbe geschieht Pierce Brosnan als James Bond in “Stirb an einem anderen Tag” 40 Jahre später nochmal: Halle Berry taucht in einem ähnlichen Modell aus dem Meer auf.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Bikini, Badeanzug oder Tankini?

    Die große Frage für alle Bademoden-Designer: Wie viel Stoff darf sein? Die Grenzen zwischen einem Bikini und einem einen Hauch mehr verhüllenden Badeanzug sind fließend. Immer beliebter aber werden die Tankinis: Oben wie ein Tank-Top, unten mit Hose. Das ist figurschmeichelnd und eine tolle Alternative für Frauen, die ihren Bauch nicht zeigen wollen und trotzdem auf Zweiteiler stehen.

  • Bademode: Es gibt nichts, was es nicht gibt!

    Burkini: Schutz gegen Sonne

    Dieses Foto entstand an einem australischen Strand. Dort und in Neuseeland legt man sich nicht mehr in die pralle Sonne. Am Strand verhüllen sich auch Nicht-Muslime zum Schutz gegen die aggressive Strahlung. An der französischen Riviera dagegen werden Burkinis nicht geduldet, auch nicht in vielen deutschen Badeanstalten. Das Burkini-Verbot ist höchst umstritten.

    Autorin/Autor: Heike Mund, Silke Wünsch


Es ist ein berühmtes Gemälde: Eine hügelige Landschaft mit Felsen und Bäumen unter einem locker bewölkten Himmel. Im Zentrum ein Schwimmbecken, in dem sich lauter ältere Frauen tummeln. Nackt! Nach dem Bad vergnügen die Damen sich, sichtlich verjüngt, bei Musik und feinem Essen weiter. “Der Jungbrunnen” stammt von Lucas Cranach dem Älteren und ist 1546 entstanden. Zu einer Zeit, in der öffentliches Nacktbaden absolut verboten war. Badeordnungen aus dem 16. Jahrhundert stellten das “Baden ohne Ehrenhemd” unter Strafe. Überhaupt ging man eher aus medizinischen Gründen öffentlich baden. Vergnügliche Stunden im gemeinsamen Badezuber genoss man eher hinter verschlossenen Türen – textilfrei.

Cranachs “Jungbrunnen”: Links sind sie noch alt und gebeugt – rechts sind aus ihnen junge Frauen geworden

Baden wird zum frivolen Vergnügen

Ende des 19. Jahrhunderts ist aus dem Baden eine beliebte Freitzeitbeschäftigung geworden. Mit einem Problem: Es war hochgradig unschicklich, sich am Badestrand zu entblößen. So wurden skurrile Kleidungsstücke entworfen, mit denen die Damen ins Wasser steigen konnten. Unter einem Rüschenrock trug die Dame Hosen, Strümpfe, Schuhe und zum Schutz vor der Sonne noch Badehauben und Sonnenschirmchen. Damit sich die Röcke im Wasser nicht bauschten, wurden sie mit Gewichten behangen. Doch sobald etwas Damenhaut im Wasser aufblitzte, stand die Männerwelt Kopf. 1926 schrieben Fred Raymond und Fritz Grünbaum den Schlager “Ich hab das Fräulein Helen baden seh’n”, der für jene Zeit recht frivol war – und natürlich später von den Nazis verboten wurde:

Ich hab’ das Fräulein Helen baden seh’n, das war schön!
Da kann man Waden seh’n, rund und schön im Wasser steh’n!

Und wenn sie ungeschickt
Tief sich bückt, so –
Da sieht man ganz genau
Bei der Frau – oooooh!

Ich hab’ das Fräulein Helen baden seh’n, das war schön!
Da kann man Waden seh’n, rund und schön im Wasser steh’n!

Man fühlt erst dann
Sich recht als Mann,
Wenn man beim Baden geh’n
Waden seh’n kann!

Badeanzüge aus Wolle

Trotz der erotischen Zugkraft von Damenwaden und der damit verbundenen Doppelmoral setzte sich in den 1910er und 20er Jahren die etwas leichtere Badebekleidung durch. Beliebt bei Frauen war der Matrosenanzug: knielang mit Puffärmeln. Ganz Mutige trugen auch den “Shorty”: Einen Einteiler, der Schultern, Oberarme und die Hälfte der Oberschenkel bedeckte. Männer trugen dieses Modell mit Streifenoptik. Die Einteiler waren besonders praktisch – denn der Stoff – oft Wolle – wurde im Wasser so schwer, dass man eine Hose zwangsläufig verloren hätte. Vereinzelt gab es in den 20ern und 30ern auch schon Badeanzüge zu sehen, die nichts mehr offen ließen.

In den 1920ern zeigte die modisch aufgeschlossene Dame schon ordentlich Figur im Strandbad

Die damals neuartigen Synthetikfasern aus den USA machten einen dünnen und leichten Stoff möglich. Das wurde Anfang der 30er “schamlos” ausgenutzt – die Badeanzüge von damals würde “frau” auch heute tragen. Der preußische “Zwickelerlass” 1932 machte dem ein Ende: Sowohl männliche als auch weibliche Badekleidung musste ein zusätzliches Stück Stoff im Schritt haben – einen Zwickel – das machte die Badebekleidung wieder sittsam.

Der Bikini hat gewonnen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war endgültig Schluss mit der Sittsamkeit am Badestrand. Die Anzüge wurden erheblich leichter. Und ganz plötzlich wurden sie auch noch ganz wenig: Denn kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam ein Kleidungsstück daher, das knapper nicht mehr ging: Vier kleine Dreiecke, zusammengehalten von dünnen Schnüren: Der Franzose Louis Réard präsentierte 1946 den ersten Bikini. Dieses höchst skandalöse Stofffetzchen wurde extram angefeindet, selbst die Modezeitschrift “Vogue” verweigerte sich dem Bikini. Doch Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot ließen sich gerne mit dem Teil fotografieren – und als 1962 schließlich Ursula Andress im weißen Bikini aus dem Meer stieg und Sean Connery in “James Bond – 007 jagt Dr. No” verzauberte, war der Bann gebrochen – der Bikini hat gewonnen.

Bis heute wollte und will sich die Bademode immer wieder neu erfinden – doch so richtig schafft sie es nicht. Farbe und Form unterliegen immer der Mode – die Klassiker sind und bleiben Bikini und Badeanzug – in all ihren Spielarten. Selbst der heutzutage so umstrittene Burkini – ein Ganzkörperbadeanzug, der Frauen vor Sonne und Blicken schützt – war schonmal in einer ähnlichen Form da – vor etwas mehr als 100 Jahren.