Lagarde: IWF droht Griechenland nicht

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Schuldenkrise

Lagarde: IWF droht Griechenland nicht

Der Internationale Währungsfonds behandle Athen fair, betont IWF-Chefin Lagarde in einem Brief an Premier Tsipras. Von einer Beteiligung am dritten Hilfspaket sei man aber “noch ein gutes Stück entfernt”.

IWF-Chefin Christine Lagarde reagiert in dem Schreiben an den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras empört auf Berichte, wonach der Währungsfonds überlegt, wie er Griechenland im Schuldenstreit in die Knie zwingen könne. Solche Spekulationen seien “einfach absurd”. Der IWF führe keine Verhandlungen mit “Drohungen”, sondern “in Treu und Glauben”.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Samstag eine
mutmaßliche Mitschrift eines Telefongesprächs zwischen IWF-Europachef Poul Thomsen und der Griechenland-Beauftragten Delia Velculescu ins Netz gestellt, in dem sie darüber beraten, wie Athen zu härteren Reformen gezwungen werden könne.

Thomsen beklagt demnach, Athen habe sich bislang nur bei akuter Pleitegefahr im vergangenen Juli auf Sparvorgaben eingelassen. Velculescu erwidert der mutmaßlichen Mitschrift zufolge: “Ich stimme überein, dass wir ein Ereignis brauchen.” Welches Szenario den beiden vorschwebte, blieb offen.

Programm muss glaubwürdig sein

Die Regierung in Athen hatte am Samstag mit einem Dringlichkeitstreffen auf die Wikileaks-Veröffentlichung reagiert. Anschließend erklärte eine Regierungssprecherin, Athen fordere Erklärungen vom IWF, ob es seine offizielle Position sei, “Pleite-Bedingungen in Griechenland zu schaffen”. Der griechischen Wochenzeitung “Ethnos” sagte Tsipras: “Es sieht so aus, dass einige Leute Spielchen spielen – mit dem Ziel, uns zu destabilisieren.” Das werde Griechenland aber nicht zulassen.

Lagarde ergänzt in dem Brief an Tsipras, die Verhandlungen über weitere Hilfen für Griechenland stünden noch nicht vor dem Abschluss. Eine Einigung sei “noch ein gutes Stück entfernt”. Sie habe wiederholt klargemacht, dass der Fonds nur ein Hilfsprogramm unterstützen könne, das glaubwürdig sei, auf realistischen Annahmen beruhe und Griechenland auf einen Pfad mit robustem Wachstum zurückbringe.

An diesem Montag werden Vertreter von IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) in Athen erwartet, um die Umsetzung des im Sommer vereinbarten, 84 Milliarden Euro schweren dritten Rettungspaketes zu überprüfen. Der IWF beteiligt sich bislang nicht an der Finanzierung, weil er an der Schuldentragfähigkeit Athens zweifelt.

gri/SC (afp, rtr, dpa)