Entwicklungsminister: Religionen als Partner

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Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungsminister: Religionen als Partner

Streit zwischen Glaubensrichtungen kann Ursache und Triebkraft verheerender Konflikte sein. Die deutsche Entwicklungsstrategie setzt darauf, positive Werte und Wirkungen von Religionen stärker mobilisieren zu können.

“Wir dürfen das Feld nicht den Extremisten überlassen”: Die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands müsse sich vielmehr für jene starkmachen, die sich für Frieden und Fortschritt einsetzen, erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Artikelfoto) bei einer Konferenz in Berlin. Ziel der neuen Strategie sei es, durch die Kooperation mit moderaten Geistlichen und religiösen Organisationen langfristig den radikalen Kräften den Boden zu entziehen, erläuterte der CSU-Politiker bei der internationalen Tagung “Partner für den Wandel – Religionen und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung”.

Zu den Teilnehmern der zweitägigen Veranstaltung gehörten unter anderen die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman, die einer islamistischen Partei angehört, der Erzbischof des pakistanischen Lahore, Sebastian Francis Shaw, der Großmufti des Libanon, Scheich Abdul Latif Derian, und der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Pastor Olav Fykse Tveit. Dem Entwicklungsministerium geht es darum, religiöse Akteure mit ins Boot zu nehmen, um möglichst viele Menschen etwa für Umweltschutz und andere Aspekte nachhaltiger Entwicklung zu gewinnen.

Gemeinsame Projekte

Seit seiner Amtsübernahme hat Müller mit Religions- und zivilgesellschaftlichen Vertretern sowie den Vereinten Nationen und Weltbankvertretern an einem Leitfaden gearbeitet, um Religionsgemeinschaften systematisch in der Projektarbeit zu berücksichtigen. Wo mehr erreicht werden könne, indem man Glaubensgemeinschaften einbeziehe, “werden wir die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren ausbauen”, kündigte Müller an.

“Unsere Politik ist weltanschaulich neutral – aber sie ist nicht werte-neutral”, sagte Müller in Berlin. Leitprinzip seien die Menschenrechte. “Wir akzeptieren keine Diskriminierung”, so der Minister, es werde keine Religionsgemeinschaft bevorzugt. Wichtig seien Kompetenz und organisatorische Fähigkeiten der Partner. Es könnten aber durchaus auch Kritiker “westlicher Werte” sein, heißt es.

Wenn der Staat versagt

Glaubensvertreter seien vielfach der Motor von Versöhnungsprozessen gewesen, formuliert Müller in seinem Strategiepapier. In schwachen oder zerfallenden Staaten sorgten häufig religiöse Einrichtungen für die Grundversorgung der Bevölkerung. Sie arbeiteten bis ins “entlegenste Dorf”, ihnen werde Vertrauen entgegengebracht, erläuterte er.

SC/wl (epd, dpa, kna)