Leonardo da Vincis “Salvator Mundi” kommt unter den Hammer

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Der “Salvator Mundi” von Leonardo da Vinci steht in New York zur Versteigerung. 1958 wechselte er für 60 Dollar den Besitzer, heute liegt sein Schätzwert bei 100 Millionen – obwohl seine Echtheit umstritten ist.

Welches Gebot auch immer an diesem Mittwoch in New York (ab 19 Uhr Ortszeit) den Zuschlag erhalten wird: Innerhalb der vergangenen 60 Jahre hat das Gemälde eine Wertsteigerung erfahren, von der nicht mal gewiefte Investoren und Hedgefonds-Manager zu träumen wagen. 1958 hatte das Werk noch für lachhafte 60 Dollar den Besitzer gewechselt – im Glauben, es sei kein Original. Nun rechnet das New Yorker Auktionshaus Christie’s mit einem Erlös jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke (knapp 85 Millionen Euro).

“Salvator Mundi” – zu deutsch: Erlöser der Welt – ist eines von bestenfalls zwei Werken da Vincis in Privatbesitz. Über das zweite Werk, “La Bella Principessa”, ist – wie zuvor auch über “Salvator Mundi”  – ein Streit über die Echtheit entbrannt. Der “Salvator”, Jesus Christus in Öl auf Walnussholz gemalt, galt lange Zeit als verschollen, tauchte 2005 unter ungeklärten Umständen wieder auf und wurde anschließend jahrelang von Kunstexperten untersucht. 2011 kamen sie zu dem Schluss, dass er echt sei – jedenfalls die meisten von ihnen.

Eine gute Werkstattarbeit?

Unter den Zweiflern ist der Direktor des Instituts für Kunstgeschichte an der Universität Leipzig, Frank Zöllner. “Der Entwurf stammt sicher von Leonardo da Vinci, und er hat an dem Salvator vermutlich auch mitgemalt”, meint Zöllner. Allerdings spreche einiges für eine sogenannte Werkstattarbeit – da Vincis Schüler könnten das Bild vollendet haben. Für eine gute Werkstattarbeit könnten rund 20 Millionen Dollar verlangt werden, schätzt Zöllner.

Besitzer wie Auktionshaus haben also ein durchaus begründetes Interesse an der Echtheit des Erlösers. Leonardo da Vincis (1452-1519) Bild soll um 1500 entstanden sein, es zählt heute zu den weniger als 20 erhaltenen Gemälden des Universalgenies. “Es ist der Heilige Gral der Malereien alter Meister”, sagt deshalb Alan Wintermute, der bei Christie’s den Bereich für alte Bilder leitet. Für so einen Heiligen Gral sind mögliche Bieter eben auch bereit, ihre Taschen weit zu öffnen: So wie der russische Multimilliardär Dimitri Rybolowlew (noch) Eigentümer des “Salvator Mundi” ist. Er soll 2013 sogar 127,5 Millionen Dollar dafür auf den Tisch gelegt haben.

Verkäufer: Dimitri Rybolowlew erwarb den “Salvator Mundi” 2013 für 127,5 Millionen Dollar.

Rybolowlew wiederum fühlt sich vom Kunsthändler Yves Bouvier betrogen, der das Gemälde selbst für 80 Millionen Dollar erworben hatte, ehe er es nur Tage später mit einem Aufschlag von fast 50 Millionen Dollar an Rybolowlew weiter verkaufte – ein Preisaufschlag, bei dem sogar einem Oligarchen das Lachen vergeht. Dabei war der “Salvator” damals nur eines von vielen Bildern, die Bouvier an Rybolowlew veräußerte: Einem Bericht der “New York Times” zufolge soll das Paket zwei Milliarden Dollar gekostet haben.

Symbol der ungleichen Vermögensverteilung

Die Kunstwelt rätselt nun, warum Rybolowlew bereit ist, den “Salvator Mundi” für knapp 30 Millionen Dollar unter seinem Ankaufspreis abzugeben. Ob es so kommt, ist allerdings fraglich, denn auch ein Wettbieten ist nicht ausgeschlossen. Bei der Versteigerung gehe es um mehr als Kunst, meint der Kunsthistoriker Frank Zöllner: “Das Gemälde ist im Grunde ein Symbol für die extrem ungleiche Vermögensverteilung auf der Welt.” Für Menschen, die darauf bieten, mache es keinen Unterschied, ob sie 100 oder 200 Millionen Dollar zahlen müssten.

Womöglich ist der Bieterkreis am Ende zwar finanziell potent, aber überschaubar. Seriöse Sammler könnten durch Zweifel an der Echtheit abgeschreckt sein, und allein der aufgerufene Schätzwert schließt die meisten Museen von vornherein als Erwerber aus. Fraglich ist auch, ob Scheichs oder chinesische Milliardäre einen dreistelligen Millionenbetrag auszugeben bereit sind, um sich ein Christusbild an die Wand zu hängen.

tla/gr (dpa, New York Times, Christie’s)