Wieder Remis: Weltmeister Carlsen ohne Rezept gegen Caruana

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Die Schachwelt wartet weiter auf die erste Gewinnpartie in London. Bei der WM haben Magnus Carlsen und Fabiano Caruana zum vierten Mal Remis gespielt. Aufregung gab es eher abseits des Bretts – und gelacht wurde auch.

Weltmeister Magnus Carlsen sucht weiter nach dem entscheidenden Durchbruch bei der Schach-WM

Nach der Partie hatte Magnus Carlsen die Lacher auf seiner Seite: Der oft mürrisch auftretende Weltmeister schien sich diesmal gar nicht darüber zu ärgern, dass er gegen seinen Herausforderer Fabiano Caruana schon wieder nur ein Unentschieden erreicht hatte. Seine wenig unternehmungslustigen Anfangszüge verkaufte er sogar als eine Art Geschenk an die englischen Gastgeber dieser WM: Der Norweger hatte sich nämlich für die so genannte “Englische Eröffnung” entschieden, bei der es oft zu sehr ausgeglichenen – manche sagen: langweiligen – Stellungen kommt. Er erwarte schon ein wenig mehr Respekt vor dieser Eröffnung, ließ der Champion gut gelaunt einen kritisch nachfragenden Journalisten wissen, denn: “Wir sind doch hier in England!”

Schnelles Remis

In der Partie hatte Carlsens zurückhaltende Spielweise schnell zum Abtausch der Damen geführt. In der Folge übernahm der Weltmeister zwar ein wenig die Initiative, doch die versammelten Schach-Experten im altehrwürdigen “College” im Londoner Stadtteil Holborn, in dem die WM stattfindet, waren sich schnell einig: Selbst einem Magnus Carlsen würde es kaum gelingen, diese Stellung noch in einen Sieg umzuwandeln. Zumal sein Gegner, der US-Italiener Caruana, sich auch diesmal nicht aus der Ruhe bringen und die Manöver des Titelverteidigers ins Leere laufen ließ.

Herausforderer Fabiano Caruana wird für den Weltmeister allmählich zu einer echten Herausforderung

Nicht einmal drei Stunden benötigten die beiden Großmeister, bevor sie sich die Hände zum Unentschieden reichten. “Das war sicher nicht die wichtigste Partie des Wettkampfs”, lautete dann auch Caruanas Fazit des kurzen Arbeitstages. Beim Stand von 2:2 geht es am Donnerstag weiter mit der fünften Partie des mit einer Million Euro dotierten Titelkampfs.

Aufregung um Caruanas Video

Vor der Partie hatte es in London einige Aufregung um ein kurzes Internet-Video gegeben, das Herausforderer Caruana und seine Sekundanten bei der Vorbereitung zeigte. Darin war auch ein Computer-Bildschirm mit Analysen der Anfangszüge zu sehen. Mit anderen Worten: Caruanas Team hatte aus Versehen der Öffentlichkeit einen kleinen Einblick in das geheime Eröffnungslabor des US-Großmeisters gewährt. Kaum war die Panne bekannt geworden, verschwand das Video wieder aus dem Netz. “Kein Kommentar” gab es als einzige Aussage Caruanas dazu bei der Pressekonferenz. Weltmeister Carlsen konnte sich ein Grinsen allerdings nicht verkneifen: “Ich werde mir das jetzt mal anschauen”, sagte er.