O’zapft is – Aber sicher!

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Das 185. Oktoberfest ist offiziell eröffnet. Neben extra eingerichteten Reinigungsservices und astronomischen Bierpreisen gehört dazu auch ein striktes Sicherheitskonzept. Denn der Besucheransturm wird wieder groß sein.

Der Countdown läuft, um Punkt 12 Uhr am Samstagmittag hat das Warten aller Oktoberfestfans wieder ein Ende: Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wird das größte Volksfest der Welt durch das traditionelle Anzapfen des ersten Fasses in der Schottenhammel-Festhalle eröffnen. 

Zu einer gigantischen Veranstaltung wie dem Oktoberfest gehört auch ein umfangreiches Sicherheitskonzept. Die Eckpunkte sind schnell erklärt: Neben einem neuen Zaun um das Festgelände, Eingangskontrollen und Polizisten mit Bodycams setzt die Polizei auch in diesem Jahr auf verstärkte Videoüberwachung. Zudem gilt auch in diesem Jahr ein Verbot für größere Taschen und Rucksäcke und ein Flugverbot über dem Gelände, Drohnen eingeschlossen. Zu den rund 600 Polizeibeamten, die während des Oktoberfests zum Einsatz kommen, zählen in diesem Jahr erstmals auch sogenannte “Super-Recogniser”. Das sind Polizisten, die besonders gut Gesichter wiedererkennen – besser als jede Software sollen sie Übeltäter in einer großen Menschenmenge ausfindig machen.

Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) beim traditionellen Anstich im Schottenhammel-Festzelt

Besucheransturm erwartet

Zu beobachtende Gesichter wird es auf dem Oktoberfest auch dieses Jahr wieder zur Genüge geben: Um die sechs Millionen Besucher werden erwartet. Insgesamt 16 große Bierzelte betreiben die sechs Münchner Großbrauereien, mit zusammen fast 120.000 Sitzplätzen. Laut Angaben des Fremdenverkehrsamtes lag der Umsatz in den vergangenen Jahren regelmäßig bei knapp einer Milliarde Euro. Das Milliardengeschäft Oktoberfest hat für München inzwischen eine so große Bedeutung angenommen, dass sich die Stadt erst kürzlich den Begriff “Wiesn” als Wortmarke europaweit hat schützen lassen. Dadurch solle “Schindluder” mit der Marke verhindert werden.

Besonders an den Wochenenden, aber auch bei schönem Wetter an vielen Abenden unter der Woche sind viele Festzelte oft so voll, dass niemand mehr hineingelassen wird.

Um die Ströme der Gäste besser lenken zu können, setzt die Stadt nun bei der Anreise an U- und S-Bahnstationen Informationsbildschirme ein. Auf diesen werden die Besucherzahlen auf dem Oktoberfestgelände und in den einzelnen Zelten angezeigt.

Auch die Bundespolizei hilft tatkräftig mit, die Besuchermassen zu kanalisieren. Sie setzt bei ihrem Einsatz auch auf Social Media. Unter dem Hashtag #SicherZurWiesn geben die Beamten schon seit 2015 Tipps für die Sicherheit bei der An- und Abreise der Gäste und informieren über ihren Einsatz.

Bierpreis explodiert

An dem erwarteten Massenandrang wird wohl auch der astronomische Bierpreis nichts ändern. Erstmals wird eine Maß, also ein Liter Bier, mehr als elf Euro kosten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr bedeutet das einen Anstieg um 3,6 Prozent, das liegt deutlich über dem Inflationsausgleich.

Zwar hat Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) diesen Anstieg im Vorfeld moniert. Er befürchtet, dass das Oktoberfest für viele Menschen zu teuer werde: Es gebe “immer mehr Menschen, die wegen der Preise nicht kommen”. Mit seiner Kritik steht Schmid allerdings ziemlich alleine da. Er scheiterte im Münchner Stadtrat mit seiner Forderung nach einer Bierpreisbremse.

Mit einem anderen Anliegen konnte sich Schmid allerdings durchsetzen. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine extra eingerichtete “Reinigungshotline” für die Anwohner der Wiesn geben. Über den gesamten Zeitraum des Festes steht von 8 bis 16 Uhr ein mobiles Reinigungsteam mit Fahrzeug und Hochdruckreiniger bereit, das von Betroffenen per Telefon bestellt werden kann. Schmid will damit Bitten aus der Nachbarschaft der Theresienwiese entgegenkommen, die sich immer wieder über Verunreinigungen durch Besucher auf Privatgrundstücken oder in Tor- und Hauseingängen beschwert hatten: “Den Nachbarn der Wiesn wird während des Festes einige Geduld abverlangt, leider auch durch das Verhalten von Gästen außerhalb des Festgeländes. Der Ärger über Verschmutzungen auf Privatgrundstücken ist verständlich.”

Verschmutzte Gehsteige werden mit Reinigungsservices, Sicherheitsbedenken mit massiver Polizeipräsenz und überhöhte Bierpreise mit Gleichgültigkeit bekämpft: Dem traditionellen Anstich durch den Münchener Oberbürgermeister steht nichts mehr im Wege. Und so wird es am Samstag Mittag auch in diesem Jahr wieder heißen: “O’zapft is – auf eine friedliche Wiesn”.


  • High Five: Tipps für das Oktoberfest

    Bayerisches Timing

    Die erste Wiesn im Jahr 1810 begann tatsächlich noch im Oktober. Heute heißt es zwar immer noch Oktoberfest, beginnt aber schon im September. Grund ist das bayerische Sauwetter. An manchen Oktobertagen hat es in München sogar schon geschneit. Das ist ganz und gar nicht im Interesse der Wirte und Fahrgeschäfte-Betreiber. Damit also die Besucher nicht fernbleiben, wurde die Wiesn ab 1904 vorverlegt.


  • High Five: Tipps für das Oktoberfest

    Bayerische Grundbegriffe

    Um sprachliche Barrieren zu vermeiden, lohnt es sich, einige Floskeln zu lernen. “Servus” zur Begrüßung ist vielen noch geläufig. Ein “Hock di her da!”, um jemandem einen Platz anzubieten, geht schon schwerer über die Lippen. Falls es mit der Verständigung nicht so recht klappt: “Host mi?” bedeutet “Verstehst Du?” Und zum Abschied sagt der Bayer “Pfiat di”, eine Abkürzung von “Behüte dich Gott”.


  • High Five: Tipps für das Oktoberfest

    Bierzelt-Regeln

    Auf den Bierbänken tanzen ist ausdrücklich erwünscht, nur die Tische sind tabu. Auch das Ausziehen ist auf dem Oktoberfest erlaubt – aber die nackte Person darf nicht fotografiert werden. Ein weiteres No-Go: Maßkrüge klauen! Diebe werden angezeigt. Dennoch sind die Krüge eine beliebte Trophäe. Jedes Jahr verschwinden zehntausende, besonders Halbliter-Gläser werden gerne aus dem Zelt geschmuggelt.


  • High Five: Tipps für das Oktoberfest

    Bayerischer Dresscode

    Man kann in Alltagskleidung kommen oder aber in Tracht, Hauptsache, der Stil wird von oben bis unten durchgezogen und nicht gemischt. Aufgepasst beim Dirndl: Schleife links bedeutet, die Trägerin ist ledig, Schleife rechts, die Trägerin ist vergeben – und an der Schleife in der Mitte erkennt man, dass die Dirndlträgerin noch Jungfrau ist. Die Schleife hinten tragen Witwen oder aber die Bedienung.


  • High Five: Tipps für das Oktoberfest

    Wiesn-Bier

    Es hat nicht nur mehr Prozente als herkömmliches Bier, es ist auch etwas milder, hat weniger Bitterstoffe und ist dadurch besonders süffig – eine gefährliche Mischung! Rund 7,5 Millionen Liter wurden im vergangenen Jahr von den Besuchern getrunken, und auch in diesem Jahr werden die Maßkrüge im Sekundentakt serviert. Und das trotz des Rekordpreises von über elf Euro für einen Liter Wiesn-Bier.

    Autorin/Autor: Antje Binder