Kunstprojekt “DAU” abgesagt: Vorerst keine neue Mauer in Berlin

0
284

Es sollte die Diktatur “erlebbar” machen. Nun ist das umstrittene Kunstprojekt “DAU” des russischen Filmemachers Ilya Khrzhanovsky abgesagt werden. Aus Sicherheitsgründen.

Das Kürzel “DAU” verweist auf den sowjetischen Physiker und Nobelpreisträger Lew Dawidowitsch Landau (1908-1968). Ein Film über Landau sollte den Kern des Berliner Kunstprojektes bilden. Streit über Khrzhanovskys DAU-Idee entbrannte jedoch über etwas anderes: Vom 12. Oktober an sollte ein ganzes Straßenkarree in Berlin-Mitte mit einer Betonmauer abgeriegelt werden. Besucher sollten sich durch den Kauf eines Visums Zutritt verschaffen, um hinter der Mauer eine fiktive Welt der Abgeschottetheit zu erleben. Geplant waren Filmvorführungen sowie Veranstaltungen etwa der Performerin Marina Abramovic und des Dirigenten Teodor Currentzis.

Prominente DAU-Befürworterin: Kulturstaatsministerin Monika Grütters

Dazu wird es vorerst nicht kommen. Berlins Behörden lehnen eine Genehmigung des Projektes ab. Danach haben “technische Probleme und Sicherheitsfragen” den Ausschlag gegeben. In der Kürze der Zeit sei es nicht möglich gewesen, die notwendigen Überprüfungen in Bezug auf Brandschutz und Verkehrssicherheit vorzunehmen. Eigentlich sollte die Entscheidung, in die auch Denkmal- und Grünflächenschutz eingebunden sind, am 28. September verkündet werden.

An DAU scheiden sich die Geister

Über den symbolischen Bau einer neuen Mauer in der über Jahrzehnte geteilten Stadt ist zuletzt immer heftiger gestritten worden. Zu den Befürwortern zählen unter anderen Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der Filmemacher Tom Tykwer, der Schauspieler Lars Eidinger und die Regisseurin Sasha Waltz. Dagegen publizierten prominente Gegner wie Lea Rosh, Marianne Birthler und Christian Thielemann Offene Briefe. Vor allem kritisierten sie den Plan, das “Dau”-Gelände vom Boulevard Unter den Linden bis zum Werderschen Markt mit einer originalgetreuen Replik der Berliner Mauer einzugrenzen.

sd/so (dpa, Berliner Tagesspiegel)