Deutsche Wirtschaft beschleunigt weiter

0
270

Die Konsumlust der Verbraucher und Investitionen der Unternehmen halten die deutsche Wirtschaft am Laufen. Das Wachstum im Frühjahr fällt überraschend stark aus.

Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal ihre Drehzahl trotz internationaler Turbulenzen stärker erhöht als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte gegenüber den ersten drei Monaten 2018 um 0,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anhand erster Daten mitteilte.

Die Redaktion empfiehlt

Ein Minus von vier Prozent in einem Monat – die deutsche Industrie hat im Juni deutlich weniger Aufträge verbucht als im Vormonat. Der Auftragseingang sank damit so stark wie seit eineinhalb Jahren nicht. (06.08.2018)

Trotz des andauernden Handelsstreites mit den USA ist die Bundesbank zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft ihre starke Form bestätigt: Sie warnt aber vor der wachsenden Konkurrenz aus China. (23.07.2018)

Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass sich Deutschlands Wirtschaft weiter gut entwickelt. Anlass zur Sorge geben allerdings der Protektionismus in den USA und die Immobilienpreise in deutschen Städten. (05.07.2018)

Noch brummt die deutsche Wirtschaft. Aber der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China lässt die Experten vorsichtiger nach vorne schauen. Denn es lauern noch andere Risiken, zum Beispiel der Brexit. (19.06.2018)

Zum Jahresanfang war die Wirtschaft laut jüngsten Zahlen um 0,4 Prozent gewachsen und damit etwas stärker als zunächst berechnet. Ökonomen hatten eine leichte Belebung im Frühjahr erwartet, weil dämpfende Sonderfaktoren wie beispielsweise die starke Grippewelle Anfang des Jahres keine Rolle mehr spielten.

Konsum trägt Wachstum

Getragen wurde das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft von April bis Juni unter anderem von der anhaltenden Konsumfreude der Verbraucher. Die Bundesbürger sind nach Angaben der GfK-Konsumforscher weiter in Kauflaune. Die historisch gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und Lohnzuwächse sorgen für gute Stimmung. Die Bürger rechnen der GfK zufolge weiter mit höheren Einkommen und sind dementsprechend bereit, Geld für größere Anschaffungen auszugeben.

“Dank der guten Arbeits- und Lohnentwicklung ist der private Konsum für die Konjunktur die zentrale Stütze”, sagte der Ökonom Andreas Scheuerle von der Dekabank. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen, in denen Handelskonflikte, Sanktionen und Populisten eine Gefahr für die außenwirtschaftliche Entwicklung darstellten, sei dies beruhigend. 

Die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, stiegen ebenfalls. Und Unternehmen investierten etwas mehr in Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen als im ersten Quartal.

Vom Außenhandel kamen dagegen keine Impulse, weil die Importe stärker stiegen als die Exporte.

Wachstumskurs hält im Gesamtjahr an

Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung von Ökonomen im Gesamtjahr auf Wachstumskurs. Zuletzt rechneten die Experten jedoch mit einem geringeren Plus als zunächst erwartet – vor allem wegen der von den USA angeheizten Handelskonflikte. Strafzölle und Handelsbarrieren könnten die exportorientierte deutsche Wirtschaft treffen.

“Stand heute ist, dass die Belastungen für die Weltwirtschaft durch den Handelskonflikt noch überschaubar sind. Auch die Risiken, die von der Krise in der Türkei ausgehen, sind für die deutsche Wirtschaft gering”, sagte Andreas Rees von der italienischen Großbank Unicredit.

Bankökonomen und Wirtschaftsforschungsinstitute hatten zuletzt ihre Konjunkturprognosen für das Gesamtjahr gesenkt – teilweise auf knapp unter zwei Prozent. “Die deutsche Wirtschaft setzt ihre Expansion in verlangsamter Gangart fort”, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest jüngst. Im vergangenen Jahr hatte sie um 2,2 Prozent zugelegt, es war das stärkste Plus seit sechs Jahren. Ökonomen gehen davon aus, dass der private Konsum auch in diesem Jahr die Konjunktur maßgeblich antreiben wird.

ul/hb (dpa, rtr, afp)