Zwischen Pop und Islam: Yusuf alias Cat Stevens wird 70

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Als der erfolgreiche Pop-Folk-Poet Cat Stevens plötzlich zum Islam konvertierte, kratzten sich seine Fans fragend am Kopf. Dann geriet er musikalisch in Vergessenheit – bis er sich selbst wieder “ausgegraben” hat.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Morning has broken…

    Anfang der 1970er startet Cat Stevens große Karriere als Folkpop-Poet. Seine weiche Stimme und die sanften Lieder verzaubern die späten Blumenkinder bis in die 1980er Jahre hinein. Songs wie “Peace Train” passen zur Friedensbewegung, “My Lady D’Arbanville” und “Father And Son” sind Lagerfeuerklassiker. Auch seine Lieder vom Soundtrack zum Kultfilm “Harold and Maude” sind unvergessen.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Ein neues Leben

    Ende der 70er ist Schluss mit Cat Stevens und Musik. Er nennt sich jetzt Yusuf Islam und predigt seinen neuen Glauben. Das stößt nicht überall auf Verständnis. Aufsehen erregt er, als er offenbar die Fatwa gegen Salman Rushdie unterstützt. So sagt er etwa in einem Interview, wenn Rushdie bei ihm auftauchte, wolle er “versuchen, Ajatollah Chomeini anzurufen und ihm sagen, wo der Mann sich aufhält”.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Friedensprediger

    Er dementiert, mit diesem Satz die Fatwa zu unterstützen, schafft es aber nicht, die Vorwürfe aus dem Weg zu räumen. Also setzt er sich vehement dafür ein, dass der Islam als friedliche Religion angesehen wird. Er engagiert sich in Hilfsprojekten im Kosovo oder im Irak, aber auch in seiner Heimatstadt London. So gründet er neben weiteren muslimischen Schulen 1983 in London die Grundschule Islamia.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Zurück bei alten Freunden

    2003 findet in Kapstadt das erste große Musikfestival zugunsten von Nelson Mandelas Anti-Aids-Kampagne 46664 statt. Mit dabei: Mandela höchstpersönlich, Annie Lennox (Eurythmics), Brian May (Queen) und Yusuf, der längst wieder Gitarre spielt und auf der Bühne auf seinen muslimischen Nachnamen verzichtet.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Stammgast bei Festivals

    2006 erscheint mit “An Other Cup” das erste Folk-Pop-Album seit fast 30 Jahren. Es enthält neue Songs und ein paar neu eingespielte Hits aus der “alten” Cat Stevens-Zeit. Die Coverversion von “Don’t Let Me Be Misunderstood” (auf Deutsch etwa: “Versteht mich nicht falsch”) spricht Bände. Die westliche Welt hat ihn also wieder, und so reist er von Festival zu Festival und gibt zahlreiche Konzerte.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Der Kreis schließt sich

    Sechs Platten folgen, die letzte kommt 2017 auf den Markt. Auf “The Laughing Apple” ist Yusuf wieder Cat Stevens, Cat Stevens immer noch Yusuf. Die Kritiker sind ihm wohlgesonnen; einer schreibt: “Näher wird er seinem alten Ich wohl nicht mehr kommen.” Am 20. Juli feiert der Musiker seinen 70. Geburtstag. Happy birthday, Yusuf/Cat Stevens!

    Autorin/Autor: Silke Wünsch


  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Morning has broken…

    Anfang der 1970er startet Cat Stevens große Karriere als Folkpop-Poet. Seine weiche Stimme und die sanften Lieder verzaubern die späten Blumenkinder bis in die 1980er Jahre hinein. Songs wie “Peace Train” passen zur Friedensbewegung, “My Lady D’Arbanville” und “Father And Son” sind Lagerfeuerklassiker. Auch seine Lieder vom Soundtrack zum Kultfilm “Harold and Maude” sind unvergessen.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Ein neues Leben

    Ende der 70er ist Schluss mit Cat Stevens und Musik. Er nennt sich jetzt Yusuf Islam und predigt seinen neuen Glauben. Das stößt nicht überall auf Verständnis. Aufsehen erregt er, als er offenbar die Fatwa gegen Salman Rushdie unterstützt. So sagt er etwa in einem Interview, wenn Rushdie bei ihm auftauchte, wolle er “versuchen, Ajatollah Chomeini anzurufen und ihm sagen, wo der Mann sich aufhält”.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Friedensprediger

    Er dementiert, mit diesem Satz die Fatwa zu unterstützen, schafft es aber nicht, die Vorwürfe aus dem Weg zu räumen. Also setzt er sich vehement dafür ein, dass der Islam als friedliche Religion angesehen wird. Er engagiert sich in Hilfsprojekten im Kosovo oder im Irak, aber auch in seiner Heimatstadt London. So gründet er neben weiteren muslimischen Schulen 1983 in London die Grundschule Islamia.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Zurück bei alten Freunden

    2003 findet in Kapstadt das erste große Musikfestival zugunsten von Nelson Mandelas Anti-Aids-Kampagne 46664 statt. Mit dabei: Mandela höchstpersönlich, Annie Lennox (Eurythmics), Brian May (Queen) und Yusuf, der längst wieder Gitarre spielt und auf der Bühne auf seinen muslimischen Nachnamen verzichtet.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Stammgast bei Festivals

    2006 erscheint mit “An Other Cup” das erste Folk-Pop-Album seit fast 30 Jahren. Es enthält neue Songs und ein paar neu eingespielte Hits aus der “alten” Cat Stevens-Zeit. Die Coverversion von “Don’t Let Me Be Misunderstood” (auf Deutsch etwa: “Versteht mich nicht falsch”) spricht Bände. Die westliche Welt hat ihn also wieder, und so reist er von Festival zu Festival und gibt zahlreiche Konzerte.

  • Yusuf/Cat Stevens wird 70

    Der Kreis schließt sich

    Sechs Platten folgen, die letzte kommt 2017 auf den Markt. Auf “The Laughing Apple” ist Yusuf wieder Cat Stevens, Cat Stevens immer noch Yusuf. Die Kritiker sind ihm wohlgesonnen; einer schreibt: “Näher wird er seinem alten Ich wohl nicht mehr kommen.” Am 20. Juli feiert der Musiker seinen 70. Geburtstag. Happy birthday, Yusuf/Cat Stevens!

    Autorin/Autor: Silke Wünsch


Cat Stevens ist bereits ein großer Popstar, als er 1974 im Pazifik vor der Küste Malibus zu ertrinken droht. Betend rettet er sich gerade noch an Land, konvertiert zum muslimischen Glauben, wirft seine Gitarre weg und heißt fortan Yusuf Islam.

Mit 19 schon ein Star

Vorher war Cat Stevens vor allem eine Ikone der späten Hippies und Blumenkinder, ein Singer-Songwriter, der den Weltfrieden beschwörte, zu dessen Musik man sich ein Räucherstäbchen anzündete oder auch einen Joint. Bei Songs wie “Morning Has Broken”, “Moon Shadow” oder “Peace Train” wollte man am liebsten die ganze Welt umarmen, “The First Cut Is The Deepest” war der Soundtrack zu Liebeskummerattacken, und “Father And Son” ist bis heute ein Lagerfeuerklassiker.

Als er 1967 sein erstes Album herausbrachte, war Cat Stevens 19 Jahre alt. “Matthew And Son” war direkt ein Hit-Album, voll mit abwechslungsreichen Popsongs, ebenso wie sein Nachfolger “New Masters”. Cat Stevens, der dunkelhaarige Sohn eines griechisch-zypriotischen Vaters und einer schwedischen Mutter, der Mann mit der weichen Stimme und der musikalischen Vielfalt, wurde war über Nacht zum Teenie-Idol.

Idol der Blumenkinder: Cat Stevens um 1970

Doch dann erkrankte an Tuberkulose und setzte aus. In dieser Zeit schrieb er etliche Songs, wandte sich vom Pop ab und dem Folk zu. Im April 1970 meldete er sich zurück: Sinnsuchend, verträumt und nun mit zauseligem Vollbart. Und schon ging die Erfolgswelle erneut los: Stevens Platten erschienen halbjährlich, darunter Berühmtheiten wie “Tea For The Tillerman”, “Mona Boe Jakon” “Teaser And The Firecat”, alle in so kurzen Abständen, dass man mit dem Kaufen kaum nachkam. Bis 1978 waren es insgesamt 13 Alben. Und dann kam der radikale Schnitt in Cat Stevens Leben.

“Sünde und Gier”

Nach dem hochspirituellen Erlebnis im Meer begegnete ihm der Koran – sein Bruder schenkte ihm das Buch, das ihm eine neue Lebensperspektive eröffnete. Mit 29 Jahren beendete er abrupt seine Musikkarriere: Mit der “Sünde und Gier” des Musikgeschäfts wollte er nichts mehr zu tun haben. Genau so wenig mit seinen früheren Songs, deren Texte mit seinem neuen Glauben nicht mehr zu vereinbaren waren. Die Tantiemen dieser Songs spendete er Wohlfahrtsverbänden. Sein neues Leben widmete Yusuf Islam seinem Glauben und dessen Lehren. Er heiratete, zeugte sechs Kinder, gründete drei islamische Schulen in London und kämpfte gegen den schlechten Ruf an, den der Islam durch den weltweiten Terror bekommen hat.

Während der Eröffnung der Arabisch-Islamischen Volkskonferenz 1993 zitierte Yusuf in Khartum/Sudan aus dem Koran.

Yusuf Islam geriet in jenen Jahren dennoch oft in die Kritik. Er war in den Verdacht geraten, den Mordaufruf gegen Salman Rushdie zu unterstützen, den er auch nie ganz beiseite räumen konnte. Israel erteilte ihm Einreiseverbot erteilt, weil er der palästinensischen Hamas Geld spendete.

Vollblutmusiker mit festem Glauben

Sein erstes Album als Yusuf Islam erschien 1995. “The Life Of The Last Prophet” ist eine Art gesprochene Autobiografie. Es kam weitere Musik von ihm – allerdings ohne die Gitarre, sein früheres Lieblingsinstrument: sie war ein “zu westliches Instrument”. Eines Tages aber sah er die Gitarre seines Sohnes herumliegen. Da konnte er nicht anders und griff wieder zu.

Langsam aber sicher tauchte Yusuf wieder aus seiner selbst gewählten musikalischen Versenkung auf. Er trat 1997 erstmals nach 17 Jahren wieder öffentlich auf, spielte hier und da bei Benefiz-Festivals mit, brachte neue Platten heraus. Auch mit Gitarre. Inzwischen nennt er sich schlicht “Yusuf”, sein offizieller Künstername ist Yusuf/Cat Stevens. Das jüngste Album erschien 2017, trägt den Titel “The Laughing Apple” und erinnert sowohl vom Cover als als auch von der Musik her stark an sein berühmtes Werk “Tea For The Tillerman” aus dem Jahr 1970. Hier schließt sich tatsächlich ein Kreis: Yusuf hat sich mit seiner Vergangenheit als Cat Stevens angefreundet und schaut nun, mit 70 Jahren, zufrieden auf beide seiner Leben zurück.