Maximilian Schachmann feiert Giro-Etappensieg

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Es ist der größte Erfolg in seiner jungen Karriere: Maximilian Schachmann gewinnt die 18. Etappe des Giro d’Italia. Derweil verliert der Gesamtführende Simon Yates Zeit – ein spannendes Giro-Finale wartet.

Ein letzter trockener Antritt und es war geschafft: Maximilian Schachmann setzte einen knappen Kilometer vor dem Ziel in Prato Nevoso seine finale Attacke und die saß. Der Berliner Jung-Profi hängte die letzten Konkurrenten aus der zwölfköpfigen Spitzengruppe ab. Mit einem unwiderstehlichem Tempo jagte er dem Zielstrich entgegen, richtete sich auf und breitete die Arme aus. Schachmann distanzierte mit dem Spanier Ruben Plaza auch seinen letzten Verfolger um rund zehn Sekunden und gewann die 18. Etappe dieses Giro d’Italia – sein bisher größter Erfolg.

Das Talent aus dem belgischen Team Quick Step-Floors setzte sich nach 196 Kilometern im Alleingang durch, nachdem er sich als der stärkste Fahrer der Ausreißergruppe erwiesen hatte. Der 24-Jährige, der bisher eher als Zeitfahrspezialist (Vize-Weltmeister der U23 2016) und Mann fürs Flache aufgefallen war, zeigte bei der Bergankunft in Prato Nevoso seine Kletterbegabung. Doch schon bei der anspruchsvollen Katalonien-Rundfahrt hatte Schachmann Ende März angedeutet, dass noch mehr in ihm steckt: Auch dort gewann er eine Etappe auf welligem Terrain. 

Der Zimmerkollege lieh sein Hinterrad

Trug bereits das weiße Trikot des besten Jungprofis: Maximilian Schachmann

Bei der 101. Italien-Rundfahrt beeindruckte er von Beginn an mit starker Form. Beim Auftaktzeitfahren in Jerusalem wurde er Achter, auf der 5. Etappe sogar Vierter. Der Lohn: Für einige Tage trug er das Weiße Trikot für den besten Jungprofi. Der Etappensieg ist nun sein Meisterstück. “Ich fühle mich toll. Es ist einfach super, hier ein Etappe zu gewinnen. Der Giro ist sehr hart, hier ganz oben zu stehen, ist großartig”, freute sich Schachmann, der Glück im Unglück hatte. Während der Etappe hatte er einen Reifenschaden. Sein dänischer Teamkollege und Zimmernachbar im Hotel Michael Mørkøv lieh ihm sein Hinterrad und Schachmann konnte die Fahrt fortsetzen. “Wir haben einen guten Teamgeist und ich hatte heute viel Unterstützung von Michael Mørkøv”, sagte Schachmann bei Eurosport. Nach vier Etappensiegen des Italieners Elia Viviani ist es bereits der fünfte Etappensieg für die belgische Mannschaft Quickstep-Floors

An der Spitze der Gesamtwertung gab es auf der 18. Etappe zwar keine Veränderung der Positionen, aber dennoch eine interessante Entwicklung: Spitzenreiter Simon Yates geriet bei der Bergankunft erstmals in Schwierigkeiten und verlor Zeit. Gut elf Minuten nach den Ausreißern erreichten die Favoriten das Ziel und Yates fehlte. Der Brite musste seinen ärgsten Verfolger Tom Dumoulin aus den Niederlanden im Schlussanstieg ziehen lassen. Yates verlor eine knappe halbe Minute auf den Vorjahressieger und liegt nun nur noch 28 Sekunden vor Dumoulin.

Wackelt Yates nun?

In Rosa – aber wie lange noch? Simon Yates führt nur noch mit 28 Sekunden Vorsprung

“Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Den ersten Angriff konnte Yates noch beantworten. Bei der Attacke von Chris Froome konnte er nicht mehr folgen. Das war ein guter Tag für mich. Aber es folgen noch zwei Tage”, sagte Tom Dumoulin im Ziel. Der Vorjahressieger aus dem deutschen Sunweb-Team hat nun doch noch die Chance, den bislang unantastbar wirkenden Yates abzufangen. Die schwere letzte Giro-Woche zeigt offenbar Wirkung. “Ich hatte nicht die tollsten Beine”, war der kurze Kommentar von Simon Yates. 

War es nur eine schlechte Tagesform oder lässt die Kraft beim Briten nach? Am Freitag und Samstag wird es eine Antwort geben und der Giro-Gesamtsieg ausgefochten. Zunächst folgt am Freitag die vermeintliche Königsetappe über den Colle delle Finestre mit einem längeren Abschnitt auf einer Schotterpiste und der Bergankunft in Bardonecchia nach 184 km. Einen Tag später stehen nochmals drei Bergwertungen der ersten Kategorie im Weg. Am Sonntag endet die Rundfahrt mit einer eher flachen Etappe in Rom. Auf Yates warten noch schwere Prüfungen. Für Schachmann ist der Giro schon jetzt ein großer Erfolg.