ILA 2018: Blick in die Zukunft der Luffahrtbranche

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Die Luftfahrtbranche boomt – auch dank der guten Weltkonjunktur. Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse (ILA) in Berlin zeigen Hersteller und Zulieferer Neuigkeiten.

Die ILA ist die drittgrößte Luftfahrtschau in Europa, nach der Messe im französischen Le Bourget und dem britischen Farnborough. Weil sie an deren Bedeutung nicht heranreicht, präsentiert sie sich eher als “Leitmesse für Innovationen”. Unbemannt und autonom – das ist nicht nur Trend beim Fahren, sondern auch in der Luft. So präsentieren Ingenieure etwa Flugtaxis wie den “City Airbus” (s. Artikelbild), der senkrecht starten und landen kann und später auch einmal autonom fliegen soll.

Die Branche schaut also in die Zukunft, hat aber in der Gegenwart mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das liegt vor allem am starken Wachstum. Immer mehr Menschen wollen fliegen, und das möglichst günstig. Das zwingt die Fluggesellschaften dazu, ihre Kosten zu drücken. Diesen Druck geben sie weiter an die Hersteller. Und diese fordern entsprechend günstige Bedingungen von ihren Zulieferern ein.

Schnelle Auslieferung gefragt

Gleichzeitig sollen die Flugzeuge wegen der hohen Nachfrage möglichst schnell geliefert werden.  Das hat in der jüngeren Vergangenheit zu einigen Problemen mit den Triebwerken geführt. So hatten neuartige Dichtungen in Flugzeugen des Typs Airbus A320neo, die seit Dezember ausgeliefert worden waren, zu Triebwerksausfällen beim Start oder im Flug geführt hatten. Zum Teil wurden deshalb Flüge verboten.

Beim A320neo haben Fluggesellschaften die Wahl zwischen dem Getriebefan-Antrieb von Pratt & Whitney und dem Leap-Triebwerk von CFM. CFM ist ein Gemeinschaftsunternehmen von General Electric aus den USA und dem französischen Safran-Konzern. “Diese Hersteller haben ihre Probleme allmählich im Griff”, sagt Stefan Schöppner, Luftfahrtexperte der Commerzbank. Die neuen Triebwerke sollen helfen, effizient und sparsam zu fliegen.

Airbus A320neo: Triebwerksprobleme mittlerweile im Griff?

Volle Auftragsbücher

Die Auftragsbücher von Airbus und Boeing sind so voll, dass sie mit der Auslieferung kaum nachkommen. Noch brauchen sie auch nicht die Konkurrenz aus China zu fürchten, meint Eric Heymann, Branchenexperte der Deutschen Bank. Die Commercial Aircraft Corporation of China Ltd. (COMAC) dürfte zwar regional in Asien einige Kunden gewinnen, doch westliche Fluggäste vertrauten eher auf die etablierten Hersteller – eben Airbus und Boeing.

Die würden in Zukunft einen Teil ihrer Aufträge in Asien an die Chinesen abgeben. Doch reiche der verbleibende Teil, damit auch sie weiter wachsen könnten. Dabei werden die großen Modelle zunehmend unwichtig, weil sie sich als Passagiermaschinen schlecht verkaufen: Boeing hat bereits 2016 entschieden, den Jumbo 747 mittelfristig auslaufen zu lassen. Bei Airbus wird der A380 wegen der neuen Aufträge der Fluggesellschaft Emirates weiter gebaut, läuft jedoch eher auf Sparflamme.

Bundeswehr ist größter Aussteller

Auf der ILA ist die Bundeswehr der größte Aussteller – ein Hinweis auch auf die Bedeutung der militärischen Luftfahrt. Die ist zwar im Vergleich zur zivilen Luftfahrt geringer, dennoch stehen einige wichtige Fragen an: Bei der Bundeswehr etwa muss dringend über die Beschaffung neuer Hubschrauber entschieden werden. Immer noch sei dort der CH53 des US-Herstellers Sikorsky im Einsatz, der sei aber “steinalt”, sagt Heinrich Großbongardt von Expairtise, einem Kommunikationsunternehmen für die Luftfahrtindustrie.

Auch die Frage der Nachfolge des Eurofighters werde man wahrscheinlich in den politischen Gesprächen am Rande der Messe klären. Frankreich ist Partnerland in diesem Jahr, doch wer in Europa könnte sich da noch beteiligen? “Da werden die Karten vielleicht neu gemischt”, erwartet Großbongardt. Die ILA gilt als sehr politische Messe, Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet die Schau persönlich.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Der Riese

    Die A380 sieht schon imposant aus und stellt fast jeden Konkurrenten auf dem Flugfeld in den Schatten. Bei einer Länge von 72,7 Metern hat die Maschine eine Spannweite von 79,8 m, ihre Höhe beträgt 24,1 m. Auf ihren beiden Decks befördet beispielsweise die Airline Emirates in der “Drei-Klassen-Version ‘Extra-weiträumig'” 489 und in der “Zwei-Klassen-Version ‘weiträumig'” bis zu 615 Passagiere.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das erste Exemplar

    Singapore Airlines war die erste Fluggesellschaft, die eine A380 in Dienst stellte. Hier sind die stolzen Besitzer auf dem Flugfeld in Toulouse versammelt, um den großen Tag dokumentieren zu lassen. Am 15. Oktober 2007 galt noch: Die Zukunft der Passagierfliegerei liegt in der Masse. Je mehr Fluggäste auf einmal transportiert werden, desto höher der Gewinn der Airline.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Am Anfang einer Ära?

    Auch bei den Passagieren kam der Riesenflieger gut an. Die nahmen gern in Kauf, dass das Boarding so vieler Fluggäste manchmal eben etwas länger dauert. Die Infrastruktur der meisten Flughäfen ist mit der A380 allerdings überfordert. Daher fliegt die Maschine am häufigsten zwischen den großen Airports: London, Frankfurt, New York, Singapur.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die erste Landung

    Landung nach 3:54 Stunden Flugzeit: Am 27. April 2005 fand der erste offizielle Flug des Giganten statt. Das Konzept mit vier Triebwerken schien damals alternativlos. Inzwischen ist klar: Auch mit nur zwei Turbinen unter den Flügeln kann man solche Riesen sicher fliegen – und es ist deutlich billiger. Wollte Airbus das noch umsetzen, dürfte allein die Entwicklung Milliarden verschlingen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Explosion von Turbine Nummer Vier

    Am 30.September dieses Jahres kam es über Grönland zu einem spektakulären Zwischenfall bei einer A380 der Air France: Auf dem Flug nach Los Angeles brach eine Welle in der äußeren Steuerbord-Turbine, der erste Fan löste sich und stürzte zu Boden. Die Piloten konnten die Maschine aber sicher notlanden. Insgesamt hat die A380 aber einen guten Ruf – sie gilt als sicheres Flugzeug.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Von der kleinen Schwester abgehängt

    Das Hauptargument, mit dem Airbus sein Flaggschiff bewirbt, die große Passagier-Kapazität nämlich, zieht scheinbar nicht mehr. Im Gegenteil: Der Kurzstreckenflieger A320 ist der wirkliche Verkaufsschlager des pan-europäischen Flugzeugbauers. Von dem Typ, dessen zweite Auflage “A320neo” aktuell gebaut wird, fliegen bereits 4257 Maschinen, außerdem liegen noch 3618 Bestellungen vor.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Ein besorgniserregender Trend

    Natürlich verkaufen sich kleinere Maschinen wegen der größeren Nachfrage besser als Großraumflieger wie die A380 – hier der Rohbau des ersten Exemplars. Trotzdem geben die sinkenden Absatzzahlen Grund zur Besorgnis: Im vergangenen Jahr wurden 28 Maschinen ausgeliefert, in diesem Jahr werden es gerade mal 15 sein, im nächsten Jahr noch 12. Für 2019 rechnet Airbus mit nur noch acht Auslieferungen.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Das Ende einer Ära

    Wie auch immer die Zukunft der A380 aussieht, fest steht, dass Airbus gerade eine erfolgreiche Ära beendet. Zum Ende des Jahres geht der Verkaufschef des Konzerns, John Leahy, in den Ruhestand. Innerhalb von 23 Jahren hatte er 15.500 Flugzeuge für 1,7 Billionen Dollar verkauft. Sein Nachfolger wird daran gemessen werden – hilfreich wäre auf jeden Fall, wenn er wieder mehr A380 verkaufen würde.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine Herkules-Aufgabe

    Nicht nur der Wettbewerb mit dem anderen großen Flugzeugbauer unserer Tage, dem US-Unternehmen Boeing, fordert Airbus. Auch die eigene Konzernstruktur stellt jeden Tag hohe Anforderungen. So werden die Einzelteile der Flugzeuge in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien, China und den USA montiert. Deshalb ist auch ein Fluggigant wie die A380 schon mal auf einer Landstraße unterwegs.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Die Hoffnung liegt im Osten

    Auf einen Turn-Around bei den Verkaufszahlen hofft Airbus wegen des Wachstums in China. Der China-Chef des Flugzeugbauers, Eric Chen, rechnete im September 2017 vor, dass chinesische Airlines in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1,1 Billionen Dollar für neue Flugzeuge ausgeben würden. Er erwarte daher in den nächsten fünf einen Bedarf von 60 bis 100 Maschinen der Größe einer A380.


  • A380: Geburtstagskind mit Sorgenfalten

    Eine ungewisse Zukunft

    Nicht nur Airbus machen die großen Maschinen Sorgen: Boeing etwa baut jährlich noch sechs Exemplare seines Jumbo-Jets – als Frachtmaschinen. Der scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy aber ist sicher: “Der Passagierverkehr”, sagte er im Juli, “wird sich verdoppeln.” Das Problem sah er eher am Boden: “Wir können nicht so viele Flughäfen bauen!” Vielleicht hat die A380 ja doch noch eine Zukunft.

    Autorin/Autor: Dirk Kaufmann