Trumps Steuerreform verzerrt Bankenbilanzen

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Die Steuerreform von Präsident Trump hat einigen US-Banken die Quartalsbücher mächtig durcheinandergewirbelt. Dennoch machen die meisten Gewinne. Mit der Aussicht auf mehr – auch dank Trumps Neuerungen.

Unter dem Strich lief das vierte Quartal 2017 gut für die größte US-Bank JPMorgan Chase und die kleinere Wells Fargo. Im Schlussquartal kamen bei JPMorgan um 4,2 Milliarden Dollar als Gewinn heraus, wie die Bank in New York mitteilte. Ein stark laufendes Privatkundengeschäft glich dabei ein schwach laufendes Kapitalmarktgeschäft aus.

Die von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuerreform schlug mit einer einmaligen Belastung von 2,4 Milliarden Dollar ins Kontor. Dadurch rutschte das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent ab. Ohne diese Belastung, so rechnete JPMorgan vor, wäre der Gewinn praktisch stabil geblieben.

Historische Steuerreform

Die größte US-Steuerreform seit mehr als 30 Jahren soll Firmen hohe Entlastungen bringen, die Körperschaftssteuer sinkt auf 21 von bisher 35 Prozent. Doch für viele Finanzinstitute führt die Änderung zunächst zu Belastungen: Sie haben während der Finanzkrise milliardenschwere Verluste erlitten, die sie über Jahre geltend machen können und die die Steuerlast drücken. Doch mit dem künftig niedrigeren Steuersatz sinkt der Wert dieser Verlustvorträge, die sie nun abschreiben müssen.

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Nach dem Senat hat auch das Repräsentantenhaus der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump endgültig zugestimmt. Ein erstes Votum war wegen eines Verfahrensfehlers ungültig. (20.12.2017)

In den USA untersucht ein Sonderermittler, ob und wie weit der Präsidentschaftswahlkampf von Moskau beeinflusst worden ist. Dabei spielt auch das Verhältnis der Deutschen Bank zu Donald Trump eine Rolle. (05.12.2017)

Die Steuerreform des Donald Trump war noch nicht verabschiedet, da läuteten in Europa schon die Alarmglocken. Dabei täte ein wenig Aktionismus á la Trump Europäern wie Deutschen durchaus gut, meint Henrik Böhme. (21.12.2017)

Die Steuerreform in den USA treibt die Deutsche Bank in die roten Zahlen. Bevor das Geldhaus von den Steuersenkungen profitieren kann, muss es zunächst einmal mehr an das US-Finanzamt überweisen. (05.01.2018)

Außerdem wurden mit der Steuerreform Anreize geschaffen, im Ausland geparkte Milliarden zurück in die USA zu holen. Dafür müssen die Finanzinstitute jedoch einmalig zwischen acht und 15,5 Prozent Steuern zahlen.

JPMorgen-Chef Jamie Dimon lobte die Steuerreform ausdrücklich – sie würde die US-Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen und damit allen Amerikanern zugute kommen. Die Bank hatte die Anleger bereits auf die anfängliche Belastung vorbereitet. Entsprechend entspannt fiel die Reaktion am Aktienmarkt aus: Das Papier verlor vorbörslich knapp ein halbes Prozent.

Wells Fargo profitiert

Bei Wells Fargo hatte die Steuerreform direkt einen positiven Effekt. So stieg der Gewinn bei Wells Fargo im vierten Quartal um 18 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Dazu trug der Sondereffekt aus der Steuerreform 3,35 Milliarden Dollar bei. Dass der Gewinn nicht noch stärker stieg, hängt mit den zahlreichen Skandalen zusammen, die die Bank erschüttert haben. Für die Bewältigung von Rechtsstreitigkeiten verbuchte das Institut im Schlussquartal eine Belastung von 3,25 Milliarden Dollar vor Steuern.

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US-Steuerreform: Unternehmen können weniger abschreiben

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Auch beim weltweit größten Vermögensverwalter Blackrock läuft es rund. So schnellte der Gewinn im vierten Quartal auf 2,3 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) in die Höhe – ein Plus von 171 Prozent. Dafür sorgte unter anderem ein 1,2 Milliarden Dollar schwerer Sondereffekt durch die kurz vor Weihnachten in Kraft getretenen Steuererleichterungen. Auch die anhaltend starke Nachfrage nach Indexfonds und der Boom der Aktienmärkte verhalfen Blackrock zu mehr Gewinn. Alleine im vierten Quartal flossen 54,8 Milliarden Dollar in börsengehandelte Fonds des US-Finanzkonzerns. Zum Jahresende verwaltete Blackrock Kundengelder von 6,3 Billionen Dollar.

Deutsche Bank warnt vorab

Deutschland größtes Geldhaus hingegen hatte die Investoren schon vor einer Woche auf ein schwaches viertes Quartal vorbereiten müssen. Demnach rechnet das Geldhaus wegen der US-Steuerreform mit Belastungen in Milliardenhöhe. Auf Jahressicht erwartet die Bank einen leichten Verlust.

Die europäische Banken-Branche sehe man aber im Umbruch, so Deutsche-Bank-Chef Marcus Schenck. “Europa braucht mehr Zusammenschlüsse von Banken”, sagte Schenck. Er geht von Fusionen in der Branche in Europa aus. Sein Institut sieht er dafür gut gerüstet. “Die Deutsche Bank hat sich darauf eingestellt.” Das Geldhaus habe “aufgeräumt” und Kapital sowie Liquidität nachhaltig gestärkt. “Wir haben nahezu alle unsere Altlasten beseitigt”. Mehr Informationen gibt es dann spätestens am 02. Februar. Dann wird die Deutsche Bank die offiziellen Zahlen für das vierte Quartal und die Gesamtzahlen für 2017 vorstellen.

nm/hb  (rtr,dpa)