Johnny Hallyday: Der Rocker der Nation ist tot

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In Frankreich war er schon zu Lebzeiten eine Legende. Selbst Präsidenten der Grande Nation gehörten zu seinen Fans. Jenseits der Grenzen war Johnny Hallyday allerdings nicht allzu bekannt. Jetzt starb er mit 74 Jahren.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Der Aufsteiger

    Volle Lippen, Weltschmerz im Blick: So wurde der junge Johnny zum Jugendidol. Von klein auf stand er mit der Tanztruppe seiner Tante auf der Bühne, als junger Kerl schlug er sich mit Auftritten in den Pariser Tanzclub rund um die Place Pigalle durch. 1960 schaffte er mit Fernsehauftritten in Jugendsendungen den Durchbruch – mit US-amerikanischen Hits, die er auf Französisch sang.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Das Teenie-Idol

    Die Kleidung, der noch nie zuvor gesehene Tanzstil, der Rock’n’Roll: Hallyday verkörperte zur Zeit des Wirtschaftswunders ein neues Lebensgefühl, und die Teenies, in der Arbeiterklasse zumal, nahmen die neue Freiheit begeistert auf. So manches Inventar ging zu Bruch, wenn er auftrat. Hier empfangen ihn seine Fans 1962 bei seiner Rückkehr von einer US-Tournee am Flughafen Orly in Paris.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Der Chansonnier

    Zu Beginn seiner Karriere wurde Hallyday vom Establishment und der Kritik ignoriert und abgelehnt. Doch das sollte sich ändern. Bald galt er als Frankreichs Antwort auf den englischsprachigen Rock und Pop. Hallyday kopierte deren Stars nicht, sondern schuf mit dem klar französisch geprägten Einschlag seinen ganz eigenen Stil. Ab Ende der 1970er-Jahre trat er auch verstärkt als Chansonnier auf.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Die Frauen

    Johnny und die Frauen, das war eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Der Sänger war fünfmal verheiratet, wobei seine dritte Gattin, Adeline Blondiau, nach zweijähriger Auszeit auch seine vierte war. 1996 dann ehelichte er die damals 21-jährige Laetitia Boudou. Diese Ehe sollte bis zu seinem Lebensende halten.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Der Schauspieler

    Seit den 50er-Jahren war Hallyday auch als Schauspieler aktiv. Es ging los mit Werbefilmen, dann folgten zunächst Streifen, die dem Teenie-Star vor allem Publicity bringen sollten. Später wurden die Filme anspruchsvoller, so spielte Hallyday beispielsweise 1985 in Claude Chabrols “Detective”. Hier ist er in “Man on the Train” (2002) mit Jean Rochefort zu sehen – zwei französische Stars unter sich.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Der Tröster

    Einen emotionalen Auftritt hatte Hallyday noch im Januar 2016 beim Jahresgedächtnis für die Terroranschläge auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt. Er sang “Un dimanche de janvier” (“Ein Sonntag im Januar”). Das Lied der Singer-Songwriterin Jeanne Cherhal erinnert daran, wie Millionen Franzosen nach der Terrorserie auf die Straßen gegangen waren.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Der Bühnenarbeiter

    Hallyday war auf der Bühne zu Hause – im wörtlichen Sinne. Mehr als 180 Tourneen hat er insgesamt gemacht. Seine offizielle Abschiedstournee im Jahr 2009 musste er wegen einer Bandscheiben-OP und anschließenden Komplikationen abbrechen. So konnte ein Rock’n’Roller nicht abtreten, also ging er drei Jahre später wieder auf Konzertreise.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Die Legende

    Außerhalb seiner Heimat hatte Johnny Hallyday mäßigen Erfolg, in Frankreich dagegen war er ein Stück Kulturgut wie Brigitte Bardot oder Alain Delon. Er verkaufte mehr als 100 Millionen Alben, war Ritter der Ehrenlegion. Seine Landsleute verziehen ihm Drogenskandale und sogar Vergewaltigungsvorwürfe. Jetzt ist der Sänger mit 74 Jahren an einem Krebsleiden gestorben.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


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    Der Aufsteiger

    Volle Lippen, Weltschmerz im Blick: So wurde der junge Johnny zum Jugendidol. Von klein auf stand er mit der Tanztruppe seiner Tante auf der Bühne, als junger Kerl schlug er sich mit Auftritten in den Pariser Tanzclub rund um die Place Pigalle durch. 1960 schaffte er mit Fernsehauftritten in Jugendsendungen den Durchbruch – mit US-amerikanischen Hits, die er auf Französisch sang.

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    Das Teenie-Idol

    Die Kleidung, der noch nie zuvor gesehene Tanzstil, der Rock’n’Roll: Hallyday verkörperte zur Zeit des Wirtschaftswunders ein neues Lebensgefühl, und die Teenies, in der Arbeiterklasse zumal, nahmen die neue Freiheit begeistert auf. So manches Inventar ging zu Bruch, wenn er auftrat. Hier empfangen ihn seine Fans 1962 bei seiner Rückkehr von einer US-Tournee am Flughafen Orly in Paris.

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    Der Chansonnier

    Zu Beginn seiner Karriere wurde Hallyday vom Establishment und der Kritik ignoriert und abgelehnt. Doch das sollte sich ändern. Bald galt er als Frankreichs Antwort auf den englischsprachigen Rock und Pop. Hallyday kopierte deren Stars nicht, sondern schuf mit dem klar französisch geprägten Einschlag seinen ganz eigenen Stil. Ab Ende der 1970er-Jahre trat er auch verstärkt als Chansonnier auf.

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    Die Frauen

    Johnny und die Frauen, das war eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Der Sänger war fünfmal verheiratet, wobei seine dritte Gattin, Adeline Blondiau, nach zweijähriger Auszeit auch seine vierte war. 1996 dann ehelichte er die damals 21-jährige Laetitia Boudou. Diese Ehe sollte bis zu seinem Lebensende halten.

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    Der Schauspieler

    Seit den 50er-Jahren war Hallyday auch als Schauspieler aktiv. Es ging los mit Werbefilmen, dann folgten zunächst Streifen, die dem Teenie-Star vor allem Publicity bringen sollten. Später wurden die Filme anspruchsvoller, so spielte Hallyday beispielsweise 1985 in Claude Chabrols “Detective”. Hier ist er in “Man on the Train” (2002) mit Jean Rochefort zu sehen – zwei französische Stars unter sich.

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    Der Tröster

    Einen emotionalen Auftritt hatte Hallyday noch im Januar 2016 beim Jahresgedächtnis für die Terroranschläge auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt. Er sang “Un dimanche de janvier” (“Ein Sonntag im Januar”). Das Lied der Singer-Songwriterin Jeanne Cherhal erinnert daran, wie Millionen Franzosen nach der Terrorserie auf die Straßen gegangen waren.

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    Der Bühnenarbeiter

    Hallyday war auf der Bühne zu Hause – im wörtlichen Sinne. Mehr als 180 Tourneen hat er insgesamt gemacht. Seine offizielle Abschiedstournee im Jahr 2009 musste er wegen einer Bandscheiben-OP und anschließenden Komplikationen abbrechen. So konnte ein Rock’n’Roller nicht abtreten, also ging er drei Jahre später wieder auf Konzertreise.

  • Johnny Hallyday: Sein Leben in Bildern

    Die Legende

    Außerhalb seiner Heimat hatte Johnny Hallyday mäßigen Erfolg, in Frankreich dagegen war er ein Stück Kulturgut wie Brigitte Bardot oder Alain Delon. Er verkaufte mehr als 100 Millionen Alben, war Ritter der Ehrenlegion. Seine Landsleute verziehen ihm Drogenskandale und sogar Vergewaltigungsvorwürfe. Jetzt ist der Sänger mit 74 Jahren an einem Krebsleiden gestorben.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


Die USA hatten Elvis Presley, Frankreich Johnny Hallyday. Kein Rockmusiker war dort je so erfolgreich wie der Allround-Künstler, der nicht nur als Sänger, sondern auch als Komponist und Schauspieler für Furore sorgte. Er galt als Schwerarbeiter unter den Popmusikern, absolvierte in seiner fast sechs Jahrzehnte langen Karriere rund 180 Tourneen. “In Frankreich ist Hallyday unerreichbar”, sagte Mick Jagger einst über den Musiker, als dieser 1998 im Pariser Stade de France, dem größten Stadion des Landes, fünf Konzerte hintereinander gab. Alle waren sie ausverkauft, insgesamt 450.000 Besucher jubelten ihrem Idol zu. Zwei Jahre später trat Hallyday auf dem Champs de Mars unter dem Eiffelturm auf – vor 600.000 Zuschauern. 

Abschied von Johnny Hallyday

Jetzt ist der Rocker der Nation tot, er starb am 6. Dezember. “Johnny Hallyday ist gegangen. Ich schreibe diese Worte ohne sie zu glauben”, heißt es in einer Mitteilung seiner Frau Laeticia, aus der die Nachrichtenagentur AFP zitiert. Hallyday war an Lungenkrebs erkrankt. “Er hat uns diese Nacht verlassen, wie er sein ganzes Leben lang gelebt hat: mit Mut und Würde”, so seine Ehefrau.

Erster Auftritt mit 13 

Jean-Philippe Smet, so sein bürgerlicher Name, kommt am am 15 Juni 1943 als Sohn einer Französin und eines Belgiers zur Welt. Seine Eltern trennen sich einen Monat nach seiner Geburt und seine Mutter, ein Mannequin und ständig auf Achse, gibt ihn in die Obhut ihrer Schwester. Hélène Mar zieht den kleinen Jean-Philippe wie einen eigenen Sohn auf, tatkräftig unterstützt von ihren Töchtern Menen und Desta. Desta ist Tänzerin und steht gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem US-Amerikaner und Akrobaten Lee Lemoine Ketcham, den alle nur “Lee Hallyday” nennen, regelmäßigauf der Bühne. Als Jean-Philippe 13 ist, steht er erstmals selbst dort oben. Er singt, damals von seinem Adoptivvater schon “Johnny” getauft, um das Publikum bei Laune zu halten – der Anfang einer großen Karriere.

Rock à la française statt Klassik 

Als Jugendlicher nimmt Johnny klassischen Gitarrenunterricht an einem Konservatorium, aber sein Musikgeschmack geht in eine ganz andere Richtung. Als er im Kino zum ersten Mal Elvis Presley auf der Leinwand sieht, stehtJean-Philippe Smets Entschluss fest: Er will Rocksänger werden, aber eben ein französischer. Und als Künstlernamen wählt er den Nachnamen seines Vaters.

Doch zunächst ist Klinkenputzen in diversen Nachtclubs angesagt. Meist schlägt man ihm die Tür vor der Nase zu, nur die GIs aus den US-amerikanischen Kasernen scheinen seine Musik zu schätzen und spielen sie auch schon mal im Radio. Jil und Jan, zwei Komponisten und Textdichter, werden auf den Sound des jungen Mannes aufmerksam und schreiben für ihn drei Lieder, die alle zum Erfolg werden: “Ma guitare”, “Toi qui regrettes”  und “Je cherche une fille”.

Am 18. April 1960, er ist gerade mal 17 Jahre alt, darf Johnny Hallyday in der Fernsehsendung “Die Schule der Stars”auftreten. Dort entscheiden die Zuschauer über Erfolg oder Misserfolg des Künstlernachwuchses. Johnny schlägt eine wie eine Bombe – es ist sein endgültiger Durchbruch.

Konzerte und Schlägereien 

Der Musiker versteht es, den angesagten Sound und das Lebensgefühl aus den USA nonchalant ins Französische zu adaptieren, er verschafft dem Rock’n Roll in seiner Heimat den Durchbruch. Er ist der Vorzeigejunge am Strand der Côte d’Azur und der Macho aus der Vorstadt. Die Mädchen liegen ihm hysterisch kreischend zu Füßen, die Jungen sehen in ihm den Rebellen gegen die etablierte Bourgeoisie. 

Viele Fans nutzen seine Konzerte daher für Randale und Schlägereien, um ihren Frust  über die als ungerecht empfundene Gesellschaft abzulassen. Im Dezember 1961 wird der Pariser Theatersaal Wagram komplett zertrümmert, zwei Jahre später randalieren auf der Place de la Nation 150.000 junge Franzosen nach Hallydays Open-Air-Konzert. Sie schlagen Scheiben ein, demolieren U-Bahnhöfe und parkende  Autos und liefern sich mit der Polizei Straßenkämpfe. Auch in in der Provinz kommt es zu Ausschreitungen.

Rockrebell der Grande Nation: Johnny Hallyday

Frauen, Drogen und Musik 

Hallyday selbst allerdings äußert sich immer nur indirekt zur Politik. Stattdessen macht er mit Frauengeschichten Schlagzeilen. 1965 heiratet er Sylvie Vartan, mit der er eine turbulente Ehe führt. Immer wieder landen die beiden auf der Titelseite der Boulevardpresse, bis sie sich 1980 scheiden lassen.  Die nächste Ehe mit Elisabeth Etienne hält gerade mal ein Jahr, mit Frau Nummer 3, die Schauspielerin Nathalie Baye, bleibt er bis 1986 zusammen. 1990 dann tritt er mit der gerade mal 19-jährigen Adeline Blondieau vor den Traualtar, auch diese Beziehung hält nicht lange. Seit 1996 ist er mit Laeticia Boudou verheiratet. 

Sein turbulentes Privatleben stört die Fans nicht. Auch nicht die Alkohol- und Drogenexzesse des Künstlers. Musikalisch ist Johnny Halliday in Frankreich nicht zu toppen. In seiner über 50- jährigen Karriere sahnt er einen Preis nach dem anderen ab. Neun seiner Alben erreichten Diamant-Status, 18 weitere Platin-Status und zehn Tonträger Gold-Status. Seine Songs wie “Marie”, “Oh, ma jolie Sarah”,  “Je t’aime” oder”Laisser les filles” sind längst Gassenhauer. 

In Deutschland, wo er im badischen Offenburg seinen Militärdienst ableistet, erreicht er bei weitem nicht die Popularität wie in seiner Heimat. Im Nachbarland steht man eher auf weichgespülte Chansons als auf Rock à la francaise.  Auch anderswo wird er nie zum Superstar, aber immerhin: Man kennt ihn in der Welt lange als einzigen französischsprachigen Rocker.

Parallel zu seiner Karriere als Musiker bastelt Hallyday an seiner Schauspielerlaufbahn. Er dreht unter anderem mit Jean-Luc Godard, Costa-Gavras, Patrice Leconte und Claude Lelouch. Im deutschen Fernsehen ist der Franzose auch in dem Krimi “David Lansky” zu sehen. 

“In jedem von uns steckt etwas von Hallyday” 

Im Herzen der Franzosen bleibt Hallyday aber vor allem der Rocker der Nation. Und der feiert 2000 mit 600.000 Zuschauern auf dem Marsfeld sein 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Gratiskonzert. Es ist das größte Konzert seiner Karriere. Neun Jahre später läutet er dann seine Abschiedstournee ein, die allerdings nach einer Bandscheibenoperation ein jähes Ende findet. Ein Jahr später veröffentlicht er dann doch noch ein neues Album “Jamais Seul” (Nie allein) und geht dann doch noch mal auf Tour. Im Januar 2016 beim Jahresgedächtnis für die Terroranschläge  auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt tritt er mit dem Lied “Un dimanche de janvier” (“Ein Sonntag im Januar”) ein letztes Mal ins Rampenlicht. 

Im November 2016 wird bei dem Sänger ein Lungentumor entdeckt. Er stirbt schließlich am 6. November 2017 in seinem Haus in Marnes-la-Coquette, westlich der Hauptstadt Paris. Staatspräsident Emmanuel Macron reagiert noch in der Nacht: “Von Johnny Hallyday werden wir weder den Namen, noch die Schnauze oder die Stimme vergessen”, schreibt er, und dass “in jedem von uns etwas von Hallyday” stecke.