Wahlbeteiligung im Iran geringer als erhofft

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Wahlbeteiligung im Iran geringer als erhofft

Im Iran hat nach der Wahl des Parlaments und des Expertenrats die Auszählung der Stimmen begonnen. Doch obwohl die Wahllokale sechs Stunden länger geöffnet hatten, gingen offenbar weniger Menschen zur Wahl als gedacht.

An den Wahlen im Iran haben sich gut 58 Prozent der 55 Millionen Wahlberechtigten beteiligt. Dies teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. Damit blieb die Beteiligung unter der vor vier Jahren. Bei den Parlamentswahlen 2012 hatte sie bei 64,2 Prozent gelegen. Am Wahltag selbst hatten die Behörden noch von einem sehr großen Andrang gesprochen und die Wahllokale deswegen sechs Stunden länger geöffnet gelassen als ursprünglich vorgesehen.

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Noch keine belastbaren Ergebnisse

Einige Medien berichten von einer Führung der Reformer vor den Hardlinern. Die iranischen Nachrichtenagenturen Fars und Tasnim wiederum meldeten, bei einigen Konservativen stehe ein Sieg bereits fest. Der Sprecher des iranischen Innenministeriums, Hussein-Ali Amiri, wies diese Berichte jedoch zurück und warnte vor Spekulationen. Zwar gebe es bereits erste Ergebnisse aus kleineren Wahlbezirken, diese seien jedoch nicht aussagekräftig. Zahlen aus den Großstädten, besonders der Hauptstadt Teheran, seien noch nicht bekannt. In einigen Städten werde es aber zu einer Stichwahl kommen, weil die Kandidaten nicht die erforderliche Anzahl der Stimmen erhalten hätten, fügte der Sprecher hinzu.

Stimmungstest für Präsident Hassan Rohani

Um die 290 Sitze im Parlament hatten sich am Freitag 4844 Kandidaten beworben, darunter rund 500 Frauen. Zugleich fand die Wahl des Expertenrats statt, ein Gremium aus 88 Geistlichen, das nach dem Tod des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei einen Nachfolger wählt. Die Wahlen waren ein wichtiger Stimmungstest für Präsident Hassan Rohani, der auf eine Mehrheit für die moderaten Kräfte hofft. Die meisten Kandidaten der Reformer duften allerdings nicht antreten.

Das Parlament, das seit 2004 von den Konservativen dominiert ist, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Reformen blockiert. Beobachter glauben, dass die Reformer um Präsident Hassan Rohani von der fast 60-prozentigen Wahlbeteiligung profitieren werden.

cw/sti (dpa, afp, rtr)