USA: Freiheit nach mehr als 40 Jahren Einzelhaft

Vereinigte Staaten

USA: Freiheit nach mehr als 40 Jahren Einzelhaft

Eine Zelle mit nur fünf Quadratmetern, darauf beschränkte sich jahrzehntelang der Bewegungsradius von Albert Woodfox in einem US-Gefängnis. Jetzt wurde der verurteilte Mörder freigelassen.

Woodfox nach seiner Haftentlassung

Es war die längste Einzelhaft und das auf einer Fläche von nur 2,70 mal 1,80 Meter, die ein Gefangener jemals in einem Gefängnis in den USA absitzen musste. Woodfox ist am Freitagnachmittag aus dem Gefängnis in der Nähe der Stadt Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana entlassen worden. Der Tag der Freilassung war auch der 69. Geburtstag des Häftlings.

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In der Geschichte der Vereinigten Staaten war kein anderer Mensch so lange in Isolationshaft wie Woodfox. Er gehörte zu den sogenannten “Angola Three”. Das war ein Gruppe von drei Häftlingen, die im Staatsgefängnis von Louisiana, dem sogenannten “Angola Prison”, und anderen Haftanstalten jahrzehntelang in Isolationshaft saßen. Die Gefängnisbehörden begründeten das damit, dass die Aktivisten der Black-Panther-Bewegung ansonsten andere Häftlinge aufgehetzt hätten. Die Black-Panther-Partei kämpfte seit Mitte der 1960-Jahre für Gleichberechtigung und gegen Rassendiskriminierung in den USA.

Woodfox saß bereits wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung im Gefängnis, als er 1972 angeblich einen Wärter ermordete. Er selbst beteuerte bis zuletzt seine Unschuld, wurde aber zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch der Fall wurde unter anderem wegen Rassismus-Vorwürfen gegen die Geschworenen neu aufgerollt. Der wichtigste Belastungszeuge, ein zum Tode verurteilter Serienvergewaltiger, starb kurz vor dem zweiten Verfahren.

Woodfox stand mehrfach vor einer Freilassung. Im vergangenen Juni ordnete ein Bezirksgericht diese an und untersagte ein drittes Verfahren, weil – so die Begründung – mehr als 40 Jahre nach der Tat kein fairer Prozess mehr möglich sei. Ein Berufungsgericht kippte diese Entscheidung wieder und ordnete einen neuen Prozess an.

Der letzte der “Angola Three”

Die beiden anderen der “Angola Three” waren Robert King, der 2001 freigelassen wurde, nachdem seine Verurteilung wegen des Mordes an einem Mitgefangenen gekippt worden war, und Herman Wallace. Er war auch wegen der Ermordung des Wärters verurteilt worden und starb im Oktober 2013 nur wenige Tage nach seiner Freilassung.

Die Haftbedingungen in den winzigen Einzelzellen bezeichneten Menschenrechtsorganisationen immer wieder als unmenschlich. Das Gefängnis in der Nähe von Baton Rouge ist in den USA berüchtigt und trägt im Volksmund Namen wie “Blutigstes Gefängnis Amerikas” und “Alcatraz des Südens”. Immer wieder gab es dort brutale Zwischenfälle zwischen Häftlingen, vielfach mit Todesfolge.

qu /rb (dpa, APE, rtre, afpe)


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