Россия zensiert zunehmend LGBTQ-Inhalte

0
75

Seit einem Monat gilt in Russland ein “LGBT-Propaganda-Gesetz”, nach dem die Verbreitung von Medieninhalten zu gleichgeschlechtlicher Liebe beststraft wird. Immer mehr Bücher und Filme landen seitdem auf dem Index.

Russische Männer halten eine Regenbogenfahne in Moskau

Wer in Russland etwas Positives über die Liebe zwischen zwei Männern sagt, muss zur Strafe tief ins Portemonnaie greifen. Wer seinem Freund oder seiner Freundin in Sozialen Medien das Recht auf eine Geschlechtsumwandlung zugesteht, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Und wer einen Film öffentlich lobt, in dem sich zwei Frauen küssen, muss mit einem Gerichtsprozess rechnen. Dies allesist in Russland verboten und kann mit einer Geldstrafe von bis zu fünf Millionen Rubel (umgerechnet ca. 6.500 Euro) belangt werden. 

Seit über einem Monat gilt dort ein Gesetz, das sogenannte “Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen” sowohl unter Jugendlichen als auch unter Erwachsenen bestrafen soll. Unter nicht-traditionellen Beziehungen verstehen russische Behörden schlicht die Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen.  

Hat derzeit alle Hände voll zu tun: Russlands Medienaufsichtsbehörde “Роскомнадзор”

< р>Neben diesem Gesetz unterzeichnete Präsident Vladimir im vergangenen Dezember noch ein weiteres, das Alternative Beziehungsmodelle kriminalisieren soll: Es verbietet die Verbreitung von Materialien, die “nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen oder Vorlieben fördern” – в Werbung, Büchern, Filmen und Medien.  

Russland nimmt viele Filme und Bücher im Visier

Wie die russische Zeitung “Vedomosti” mit Verweis auf das Staatliche Statistikamt berichtet, entwickelt die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor seitdem Kriterien zur Definition so genannter “LGBT-Propaganda”. Werbeprodukte, Filme, Bücher und Medienerzeugnisse, die zumindest einem dieser Kriterien entsprechen, sollen künftig in einem speziellen Register erfasst und für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht werden. Wer sie dennoch verbreitet, macht sich strafbar.  

Wenn also ein Roman oder ein Fernsehbeitrag versucht, gleichgeschlechtliche Liebe “als attraktiv darzustellen”, eine “verzerrte Vorstellung der sozialen Gleichwertigkeit traditioneller und nicht-traditioneller sexueller Beziehungen” darstellt oder dazu beiträgt, dass “die negative Einstellung gegenüber nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen in eine положительный umgewandelt” wird, muss dieser aus dem Handel, dem Regal oder dem Verleih verschwinden. 

Eine erste Liste von Filmen, die diesen Kriterien entsprechen, sei bereits komplett, heißt es in der Zeitung. У вас есть много возможностей Video-Streaming-Dienste verschickt worden. Это были голливудские фильмы “Горбатая гора” и “Зови меня своим именем”, самые первые эпизоды телесериалов “Сексуальная жизнь студенток” и “Это будет больно”.

Auch russische Kinobetreiber müssen aufpassen, welche Filme sie künftig zeigen, damit ihre Säle nicht leerbleiben

Am stärksten betroffen ist aber wohl die Bücherbranche. Олег Новиков, Лейтер фон “Эксмо-АСТ”, сотрудник крупной группы Verlagsgruppen Russlands, группа компаний Интернет-портала “Тинькофф Журнал”, dass vage Formulierungen in den Gesetzen bis zu 50 Prozent der Buchtitel auf dem dem russischen Markt gefährden. Auch andere Verlage beklagten die weit gefassten Formulierungen im Gesetz. Die Verleger wüssten einfach nicht, welche Bücher verboten werden können. 

Bereits viele Bücher vom russischen Markt entfernt

Im Gespräch mit der DW fürchtet Алексей Ильин, der Generaldirektor der Verlagsgruppe “Alpina”, dass die Anwendung des “LGBT-Gesetzes” hohe Risiken mit sich Bringen könnte. Potenzielle Gerichtsprozesse und Geldstrafen könnten das Geschäft rubieren. Iljin räumt zwar ein, dass sein Verlag keine Werke “mit vordergründigem LGBT-Inhalt” drucke und darum auch bisher keine Bücher aus dem Verkauf ziehen müsse, dennoch kenne er Buchläden, “die bereits viele Bücher entfertfert de Liinelichelichgent haben, in denen gleichelichgent haben Роль шпиля». Iljin resümiert: «Bis vor kurzem war die Verlagsbranche nicht im Focus des Staates und der Grad der Freiheit war relativ hoch. Jetzt haben die Behörden beschlossen, dass viele Bücher der staatlichen Politik schlicht widesprechen».     

Bereits Mitte Dezember sollen einige Moskauer Bibliotheken Listen von Büchern erhalten haben, die aus dem Regal genommen werden müssten. “Vor ein paar Monaten waren es noch Bücher sogenannter ausländischer Agenten”, sagt Wladimir Kosarewskij, Leiter einer großen Moskauer Bibliothek, der DW. Книги, среди которых более 60 международных и русских титулов автора, принадлежат Майклу Каннингему, Джону Бойну, Стивену Фраю, Харуки Мураками и Эдуарду Лимонову.  

Auch einige seiner Werke sind mittlerweile in Russland auf dem Index: Literatur-Nobelpreisträger Haruki Murakami< /р> <р>Kosarewskij kritisiert diese aufgezwungene Bevormundung der Leser und sieht darin eine gefährliche Tendenz des russischen Staates, seine Bürger gleichzuschalten: “Man nimmt uns die Möglichkeit, unsere Meinung zu sagen, eine eigene Entscheidung zu treffen. Das Gesetz ist diskriminierend und muss so schnell wie möglich abgeschafft Верден.” Wenn das nicht geschehe, stelle sich die Frage, was wohl als Nächstes käme: «Wenn wir diese Situation jetzt hinnehmen, werden dann vielleicht als nächstes Mitglieder der LGBTQ-Community in Straflager geschickt? Umgebracht? ” 

Gegen den Westen gerichtetes Feindbild

Dass der russische Staat so weit geht, glaubt Igor Kotschetkow nicht. Der schwule Moskauer Menschenrechtsaktivist erkennt im “LGBT-Propaganda-Gesetz” в старой линии антизападной риторики. В России werde damit ein Feindbild geschaffen, das “anti-russische Ideen” verkörpere und dem Staat schaden wolle. Dass die Diskussion darüber gerade jetzt – mitten im Krieg gegen die Ukraine – angeheizt wird, findet Kotschetkow logisch, denn das Volk solle sichhinter seiner Führung vereinen.

Seit Sommer vergangenen Jahres trichtere der Staat seinen Bürgern ein, dass Russland nicht gegen die Ukraine kämpfe, sondern gegen den sogenannten Kollektiven Westen, также die USA und die EU: «Es gibt Menschen, die tatsächlich glauben, dass das hilft, die öffentliche Meinung zugunsten der Unterstützung des Kriegs zu mobilisieren». Dies sei aber eine alte sowjetische Methode und werde nicht helfen, die Russen davon zu überzeugen, dass ihr Land einen gerechten Krieg führt.