Western Digital: CEO spricht über zehn Platter und die HAMR-Wette

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Bei seinen ersten massentauglichen 20-TB-Festplatten setzt Seagate auf 10 Platter. Western Digital erreicht die Speicherkapazität auch mit neun Scheiben, erwägt aber als nächsten Schritt ebenfalls zehn, um dann bereits 22 TB zu bieten. Klar äußert sich der WD-CEO zu HAMR: Die Technik sei wichtig, aber noch lange nicht so weit.

Das Terabyte-Rennen geht weiter

Wer bietet die höchste Speicherkapazität bei Festplatten? Nach dieser Frage richtet sich ein regelrechtes Wettrennen unter den drei verbliebenen HDD-Herstellern Seagate, Toshiba und Western Digital. Im Wechsel erhöhen die Konkurrenten in prozentual gesehen immer kleiner werdenden Schritten das Speichervolumen ihrer Produkte.

Bei 20 TB angekommen

Gerade erst hatte Western Digital die ersten 20-TB-Festplatten mit herkömmlicher Magnetaufzeichnung (CMR) herausgebracht, konterte kürzlich Seagate mit seinen Pendants namens Exos X20 und IronWolf Pro 20 TB. Zuvor waren 20-TB-HDDs nur mit eingeschränkter oder noch nicht ganz marktreifer Technik verfügbar.

Beide Hersteller nutzen unterschiedliche Methoden zur Kapazitätssteigerung. So vertraut Western Digital neuerdings auf einen Embedded-Flash-Speicher um mit Hilfe erweiterter Metadaten die Datendichte pro Scheibe zu erhöhen und nennt dies OptiNAND.

Seagate geht einen anderen, simpel erscheinenden Weg: Statt 9 Scheiben à 2 TB für 18 TB werden jetzt 10 Scheiben für 20 TB verbaut. Die Idee einer 3,5-Zoll-HDD mit zehn Magnetscheiben ist dabei nicht neu, auch Toshiba hat dies auf der Roadmap stehen, wurde von Seagate aber nun erstmals kommerziell umgesetzt.

Zehn Platter kann auch WD

Auch wenn die Aussage des Western-Digital-CEO bereits einen Tag vor der öffentlichen Vorstellung der 20-TB-Festplatten vom Konkurrenten Seagate erfolgte, könnte diese als direkter Gegenschlag gewertet werden. Denn David Goeckeler sagte am Mittwoch vor Investoren: „Wir sind in der Lage, unsere 20 Terabyte auf neun Plattern anzubieten, wir können die 10. hinzufügen und hätten weitere 2,2 Terabyte Speicherplatz“.

Einer 22-TB-Festplatte stünde somit nichts mehr im Weg.

Die HAMR-Wette

Noch viel deutlichere Worte, die sich indirekt ebenfalls an die Konkurrenz richten, fand Goeckeler zum Thema Heat-Assisted Magnetic Recording alias HAMR, das Seagate schon in Kleinserie als Testballon einsetzt.

Er versicherte zwar zunächst die hohe Bedeutung dieser neuartigen Aufnahmetechnik für die ganze HDD-Branche: „HAMR ist eine sehr wichtige Technologie. Daran besteht kein Zweifel. Wir haben stark in HAMR investiert. Ich glaube, Sie wissen, dass wir über 400 Patente für HAMR haben“, erklärte der WD-CEO im Gespräch mit Analyst Aaron Rakers. Er glaube fest daran, dass HAMR in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, um Festplatten weiter als günstigen Massenspeicher zu erhalten.

„Sie können Ihr Rechenzentrum darauf wetten“

Allerdings sieht Goeckeler die Zeit für HAMR noch immer nicht gekommen und glaubt augenscheinlich auch nicht daran, dass Seagate die Technik bald im Markt platzieren kann: „Es dauert noch einige Jahre, bis es [HAMR] kommerzialisiert wird, und Sie können Ihr Rechenzentrum darauf wetten“, so die deftige Aussage des Firmenchefs.

Seagate würde wohl dagegen wetten und setzt alles daran, die HAMR-Festplatten möglichst bald auch im Massenmarkt anzubieten. Zuletzt hatte Seagate aber einräumen müssen, dass die erste HAMR-Generation mit 20 TB lediglich in kleinem Maßstab Abnehmer findet und mehr für Erkenntnisse als Umsatz sorgt. Erst mit der zweiten HAMR-Generation mit voraussichtlich 30 TB soll die neue Technik zum Massenprodukt im Cloud-Segment werden. Wann dies soweit ist, steht aber noch in den Sternen.

Schritt für Schritt bis 30 TB (und HAMR?)

Im weiteren Gespräch wurde deutlich, dass Western Digital noch einige Zwischenschritte bis zur Einführung von HAMR vorzieht. Dazu zählen das Energy-Assisted Perpendicular Magnetic Recording (ePMR) und die besagte OptiNAND-Technik. Zusätzlich soll das bisher vor allem aufgrund seiner Nachteile beim Wiederbeschreiben verpönte Shingled Magnetic Recording (SMR) eine größere Rolle spielen. Mit allen diesen im Vergleich zum radikalen Umbruch HAMR eher kleinen Stufen will Western Digital die Roadmap bis 30 TB bestreiten, erst dann spiele HAMR eine wichtige und zudem dauerhafte Rolle in der Branche.

So we really have that staircase to take you to 30 terabytes and then you get on the HAMR curve and you go for quite a bit longer.

Letztlich fassen also beide die 30-TB-Marke für die eigentliche Marktreife von HAMR ins Auge. Es ist nur fraglich, welche Schritte Seagate bis dahin gehen wird. Toshiba als dritter im Bunde nutzt seit Kurzem das von Western Digital zwischenzeitlich verworfene Microwave Assisted Magnetic Recording (MAMR), erreicht damit aber bisher nur 18 TB. Für 20 TB und mehr sahen frühere Planungen von Toshiba unter anderem auch 10-Platter-Designs und SMR-Technik vor.

Die Cloud hält HDDs am Leben

Dass Festplatten in naher Zukunft aufgrund von schnelleren SSDs gar keine Rolle mehr spielen, daran glaubt der WD-CEO nicht. Viel zu wichtig sei der pro Terabyte erheblich günstigere HDD-Speicher für die rasant wachsenden Cloud-Rechenzentren. „Die überwiegende Mehrheit dieser Daten wird auf Festplatten gespeichert und wird dies weiterhin für eine sehr, sehr, sehr lange Zeit.“