Deutsches Überschwemmungsgebiet: Können Menschen noch in der Nähe eines Flusses wohnen?

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Häuser sind am überfluteten Flussufer in Erdorf, Deutschland, überflutet, als das Dorf am Donnerstag überflutet wurde. (AP)

Über dem Ahrtal liegt eine riesige Staubwolke. Das sieht man von den Weinbergen an den Hängen, wenn man auf die Orte Ahrweiler, Dernau, Altenahr hinabschaut. Schwere Lastwagen fahren Schutt weg und fahren über provisorisch mit Kies geflickte Straßen; Bagger und Traktoren entfernen Schutt und wirbeln Staub und Kieselsteine ​​auf, die durch die Luft fliegen.

Knapp acht Wochen nach der Flutkatastrophe sind die Aufräumarbeiten so weit fortgeschritten, dass das volle Ausmaß der Schäden sichtbar wird. Auf einer Länge von 40 Kilometern wurde das Ahrtal zerstört. Fast die gesamte Infrastruktur ist betroffen. Straßen wurden aufgerissen und unterspült, Bahngleise, Wasser- und Stromleitungen zerstört und die Telekommunikation zusammengebrochen. Nur 35 der 112 Brücken in der Hochwasserzone hielten dem Hochwasser stand.

Im Ahrtal verloren 134 Menschen ihr Leben. Rund 40.000 Menschen – ein Drittel der Einwohner – waren direkt von den Überschwemmungen betroffen. Mehr als 500 Gebäude wurden vom Wasser weggeschwemmt, weitere 3000 zum Teil schwer beschädigt. Viele von ihnen müssen abgerissen werden. Privathäuser, Geschäfte, Geschäfte, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser wurden zerstört. Den finanziellen Schaden allein in diesem Bundesland beziffert die rheinland-pfälzische Wiederaufbaubeauftragte Nicole Steingass auf rund 18 Milliarden Euro.

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Auf der ersten von mehreren geplanten “Zukunftskonferenzen” zum Wiederaufbau des Ahrtals nannte Steingass weitere Zahlen, die das Ausmaß der Katastrophe deutlich machen: Die Flut hinterließ 240.000 Tonnen (265.000 US-Tonnen) zerstörten Hausrat. Das ist das 30-fache der Menge an Müll, die normalerweise im Ahrtal in einem Jahr anfällt. Hinzu kommen die Trümmer und Trümmer der Gebäude.

Nicht eins zu eins wieder aufbauen

“Wir bauen das Ahrtal wieder auf,” verspricht Horst Gies, stellvertretender Landrat des Kreises Ahrweiler, der der Mitte-Rechts-Christdemokraten (CDU) angehört. Dies werde jedoch fünf bis zehn Jahre dauern, sagt er. “Jetzt gilt es, gemeinsam kluge Ideen und klare Zukunftsvisionen zu entwickeln,” sagt Gies. Gemeinsam gelte es herauszufinden, was im Ahrtal mit Blick auf Klimawandel und Hochwasserschutz überhaupt wieder möglich sei.

“Viele Dinge lassen sich nicht eins zu eins nachbauen,” warnte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die als Vertreterin der Bundesregierung an der Konferenz teilnahm. Sie betonte, dass es ausreichend finanzielle Unterstützung geben werde. Der Bundestag hat für die betroffenen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie Bayern im Süden und Sachsen im Südosten des Landes einen Hochwasserhilfefonds in Höhe von 30 Milliarden Euro aufgelegt.

Vom Ausland lernen

Ein wiederkehrendes Thema in den über 200 Vorschlägen von Bürgern und Experten war, dass dem Wasser mehr Raum in der Zukunftsplanung gegeben werden muss . Doch wie lässt sich das in dem engen Tal, durch das die Ahr fließt, umsetzen? Könnten vielleicht Abflüsse in die Berge und Hügel geschnitten oder Kanäle und Kanäle zwischen den Häusern gebaut werden?

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Die Region braucht visionäre Ideen, denn das Ahrtal soll eine Modellregion werden, um zu zeigen, wie die Menschen in Zukunft mit den Folgen des Klimawandels leben können. Für die kommenden Wochen und Monate wurden sechs Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit den Themen Hochwasserschutz und Bauen, Infrastruktur, Wirtschaft, Tourismus und Weinbau, aber auch Gesundheit, Arbeit und Soziales befassen. Dabei blicken sie auch über Deutschland hinaus und berücksichtigen, wie beispielsweise die Niederlande und Teile Österreichs mit der Hochwassergefahr umgehen.

Neueste Technik für das Ahrtal< /strong>

Zerstörung als Chance begreifen: Planer denken über den Tellerrand hinaus. Geplant ist beispielsweise, Versorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Strom, Internet und Telekommunikation zu bündeln, die in einem hochwassersicheren Kanal zusammengefasst werden könnten. Darauf könnte dann ein breiter Radweg gebaut werden, um die bei Touristen beliebte Region für Besucher noch attraktiver zu machen.

Einige Bürger schlagen vor, Stadtzentren autofrei wieder aufzubauen, also nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich zu machen. Die völlig zerstörte Bahnstrecke neben dem Fluss könnte durch eine Pendelbahn ersetzt werden und Heizsysteme könnten auf erneuerbare Energien wie Holzpellets beschränkt werden und die Öltanks an der Ahr ersetzen, betont Gies. Er verweist auf die immensen Umweltschäden, die verursacht wurden, weil das Hochwasser Ölheizungen weggespült hat, die den Boden in der Region verseucht haben.

Das Umdenken im Ahrtal umfasst auch den Wiederaufbau von Kindergärten, Seniorenheimen und Büroräumen. “Wir können nicht so weiterbauen wie bisher; wir müssen dem Wasser Raum geben,” war die Aussage in der Bauarbeitsgruppe.

Aber was bedeutet das für die vielen Menschen, deren Häuser am Fluss standen? Für diejenigen, die alles verloren haben, deren Häuser weggespült wurden oder so stark beschädigt wurden, dass sie abgerissen werden müssen. Viele wollen gleich dort bleiben und ihre Häuser wieder aufbauen. Aber genau das muss in vielen Fällen verhindert werden.

Experten sind dabei, Auen im Ahrtal neu zu definieren und auszuweisen. In Gebieten, in denen die Gefahr eines erneuten Hochwassers zu groß ist, will das Land Rheinland-Pfalz Kommunen dabei unterstützen, Ersatzgebiete zu finden, in die Betroffene umgesiedelt werden könnten. Aber genau davor haben viele im Ahrtal Angst.

Winterquartier dringend gesucht

Die Bürgermeisterin von Altenahr, Cornelia Weigand, setzt sich dafür ein, dass möglichst viele Menschen in ihren Häusern bleiben können. “Es gibt zwar Bauverbotszonen, aber es braucht auch neue Bauformen, damit man im Dachgeschoss Häuser hat, in denen man auch bei Überflutung des Erdgeschosses sicher wohnen kann,“ 8221; sagte sie kürzlich nach einem Besuch der deutschen Bundeskanzlerin in der fast vollständig zerstörten Stadt Altenburg.

Die erste “Zukunftskonferenz” zum Wiederaufbau soll noch in diesem Monat ein zweiter folgen. Angesichts des beginnenden Herbstes und des bevorstehenden Winters wird es auch kurzfristig darum gehen, die Energieversorgung möglichst schnell wieder in Gang zu bringen. In vielen beschädigten, aber bewohnbaren Häusern wird es nicht möglich sein, die Heizungsanlagen rechtzeitig zu reparieren. Jetzt gilt es für viele Menschen so schnell wie möglich Winterquartiere zu finden.

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