AMD 4700S Desktop Kit: Die APU der PlayStation 5 ohne GPU im Mini-ITX-Format

AMDs „4700S 8-Core Processor Desktop Kit“ ist als kompaktes Mainboard mit verlöteter PlayStation-5-APU samt GDDR6-Arbeitsspeicher eine Kuriosität, denn die im SoC verbaute GPU ist deaktiviert. Stattdessen gibt es einen PCIe-x16-Slot für Grafikkarten, der jedoch langsam angebunden ist.

Mini-ITX-Platine trägt Zen-2-SoC und GDDR6-RAM

AMD bietet das aus der PlayStation 5 bekannte SoC auf einer Mini-ITX-Platine verlötet und mit Kühler versehen ab sofort separat als AMD 4700S Desktop Kit an – Einschränkungen inklusive, auch den Namen Ryzen trägt es vermutlich deshalb nicht. Denn die typischerweise in der APU verbaute Grafikeinheit kann nicht wie in der PlayStation 5 (Test) oder der Xbox Series X/S (Test) genutzt werden, höchstwahrscheinlich weil sie defekt ist. Der Verzicht auf den Ryzen-Brand, der sonst überall bei CPUs und APUs genutzt wird, deutet auf eine Resteverwertung hin.

Der 4700S-Chip bietet wiederum weiterhin acht Zen-2-Kerne und 8 MByte L3-Cache und taktet mit bis zu 4 GHz höher als in beiden Konsolen. Auch die 8 GB oder 16 GB verlöteter Arbeitsspeicher des Typs GDDR6 sind der Mini-ITX-Platine geblieben.

Dass es sich bei der 4700S-APU, die AMD intern unter dem Codenamen Ariel führt, tatsächlich um die aus der PlayStation 5 handelt, bestätigt eine Validierung via CPU-Z.

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AMD 4700S Desktop Kit

AMD 4700S Desktop Kit

AMD 4700S Desktop Kit

AMD 4700S Desktop Kit

AMD 4700S Desktop Kit

Das Fehlen der iGPU führt dazu, das Bastler und Tüftler, für die solch ein Produkt in erster Linie in Frage kommt, nur dann einen brauchbaren Selbstbau-PCs erhalten, sofern eine dedizierte Grafikeinheit die Ausgabe der Bildsignale übernimmt. Dafür bietet das 4700S Desktop Kit einen mechanischen PCIe-x16-Slot, in dem gewöhnliche Desktop-Modell Platz nehmen dürfen. Aber auch hier ergeben sich Einschränkungen. Der Slot ist nach Standard PCIe Gen3 x4 spezifiziert, das heißt elektrisch stehen lediglich vier Leitungen zur Verfügung, was für reduzierte Übertragungsgeschwindigkeiten sorgt. Die Leistung fällt mitunter merklich ab.

Nur alte Desktop-Grafikkarten unterstützt

Daraus resultierend ergibt sich das nächste Manko, dass AMD offiziell einzig vergleichsweise langsame Grafikkarten in der offiziellen Kompatibilitätsliste führt. Maximal werden die Nvidia GeForce GTX 1060 und AMD Radeon RX 590 unterstützt – das dürfte an der Limitierung auf nur vier Lanes liegen. Die integrierte Grafikeinheit des Ariel-SoC, die im 4700S Desktop Kit nicht zur Verfügung steht, bietet 36 CUs auf Basis von RDNA 2 – die Radeon RX 6700 XT nutzt 40 CUs.

Kein M.2-Slot vorhanden

Die Platine besitzt als weitere Ausstattungsmerkmale dreimal USB 3.2 Gen2 (10 Gbit/s), einmal USB 3.2 Gen1 (5 Gbit/s) und viermal USB 2.0, jeweils über Typ-A-Stecker. Darüber hinaus werden zwei SATA-Ports, Gigabit-Ethernet und drei Klinkenbuchsen für die Audioausgabe geboten, die von einem Realtek-Chip (ALC897) gespeist werden. Ein mittlerweile zum Standard zählender M.2-Slot fehlt wiederum.

AMD bietet für das 4700S Desktop Kit bereits Treiber für Windows 10 an. Einen Preis und wann das „Konsolen-System“ offiziell in den Handel starten soll, hat AMD bislang nicht verraten. Es dürfte letztlich ein sehr spezielles Produkt für einen kleinen Kundenkreis bleiben, eher noch etwas für kleinere OEM-Systeme, wie sie in China bereits vorgestellt wurden. Reguläre Anwender, die eine moderne APU mit aktiver Grafik und schneller Speicherunterstützung wollen, können bereits jetzt auf Cezanne mit Zen-3-Technik setzen.

Die Redaktion dankt dem Community-Mitglied „Konkretor“ für den Hinweis zu dieser Meldung.


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