Ronaldos Corona-Infektion: Das Virus hat die Serie A im Griff

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35 Profis befinden sich in Quarantäne, unter ihnen Superstar Cristiano Ronaldo. Zwei Spiele vielen bereits aus. Und der Streit um die Einhaltung der Hygienregeln ist eine ganz neue Disziplin in Italiens Serie A geworden.

Am Samstag-Abend trifft Italiens Serienmeister Juventus Turin auf Aufsteiger Crotone. Bei dieser Dienstreise wird einer nicht dabei sein: Cristiano Ronaldo. Der Superstar der Turiner wird sich vermutlich im Schwimmbecken seines laut Medienangaben 805 Quadratmeter großen Anwesens in Turin aufhalten. Von dort aus sendete er jedenfalls Bilder auf Instagram und versicherte: “Es geht mir gut. Ich stecke in der Quarantäne und respektiere die Regeln.” Die Bilder sollen die Einhaltung der Quarantäne belegen. Sie senden allerdings auch die Botschaft aus, dass der Fußballmillionär sich diese Quarantäne ganz anders gestalten kann, als der andere infizierte “Normalbürger”.

Quarantäne-Brecher CR7

Das Virus fing sich der Portugiese als Quarantäne-Brecher ein. Er verließ am 5. Oktober das Mannschaftsquartier von Juventus, um zur portugiesischen Nationalmannschaft zu reisen. Gemäß den Hygiene-Protokollen der Serie A hätte er dies allerdings nicht gedurft. Denn im Betreuerstab von Juventus hatte es zuvor zwei positive Fälle gegeben. Die Betroffenen mussten isoliert werden, was auch geschah. Der Rest des Teams musste in die so genannte Gruppenisolation. Und aus der brach Ronaldo aus. Wie übrigens auch seine Kollegen Rodrigo Bentancur, Juan Cuadrado, Danilo, Merih Demiral und Paulo Dybala.

Alles bestens? Ronaldo im Teamhotel von Portugal nach Bekanntwerden seiner Infektion

Für Portugal spielte Ronaldo dann am 7. Oktober gegen Spanien und am 11. Oktober gegen Frankreich. Am 12. Oktober wurde er positiv auf das Coronavirus getestet. Wo er sich infizierte – bei Juventus, wo es wiederholt positive Fälle gegeben hatte, oder im Kreis der Nationalmannschaft – wurde bisher nicht bekannt. Als Infizierter ging Ronaldo allerdings nicht umgehend in häusliche Quarantäne, sondern setzte sich in einen Flieger und reiste von Potugal nach Turin. Immerhin nutzte er dazu einen eigens organisierten Ambulanzflieger. Jetzt steckt der Portugiese also in seiner “Luxusquarantäne”. 

Ärger mit dem Minister

Dass er sich zuvor nicht an die Regeln gehalten hatte, handelte ihm Ärger mit Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora ein. Der sah im Verhalten des Stars einen eindeutigen Regelbruch. Diesen sieht Ronaldo selber nicht: “Ich habe keinerlei Regeln verletzt, mich immer an alle Gesetze und Regeln in Italien gehalten”, versicherte er und bekam dabei Rückendeckung von Juve-Chef Andrea Agnelli. Auf die Frage eines Journalisten zu der Affäre sagte Agnelli nur spitz: “Da müssen Sie Minister Spadafora fragen. Ich habe nicht die Protokolle der Regierung. Sie müssen den Gesundheitsminister anrufen, den Innenminister, all die, die die Gesetze des Staates anwenden, und sich von ihnen erklären lassen, welche Regelungen genau verletzt wurden. Ich weiß das ehrlich gesagt nicht. Ich wende für Juventus die Hygienergeeln des Verbands an. Punkt.”

Vincenzo Spadafora, Minister für Jugend und Sport

Doch auch dort finden nicht alle das Verhalten von Juventus regelkonform. Die Disziplinarkommission des Verbands hat ein Verfahren gegen die Juve-Profis eingeleitet, die unerlaubt zu den Spielen ihrer Nationalmannschaften gereist waren. Die Sportzeitung Gazzetta dello Sport rechnet mit einer Geldstrafe für die Spieler, der Klub könnte nach Einschätzung des Blattes straffrei davon kommen.

Streit um Juventus – Neapel

Pikant ist die Angelegenheit, weil sich Juventus in einem anderen juristischen Fall als Hygieneregelmusterschüler aufspielt. Agnelli forderte und bekam auch am grünen Tisch einen 3:0-Sieg gegen den SSC Neapel zugesprochen. Der Erzrivale der letzten Jahre war wegen eigener positiver Fälle nicht zum Spitzenspiel am 4. Oktober nach Turin gereist, weil Spieler sich beim vorigen Gegner CFC Genoa angesteckt hatten. Die Partie war der bislang größte Infektionsherd der Serie A, mit zwischenzeitlich 22 infizierten Personen.

Juventus-Präsident Andrea Agnelli sieht sich mit juristischen Problemen konfrontiert

Den Verbandsregeln gemäß hätte Neapel aber zum Folgespiel nach Turin fahren müssen, weil noch mehr als 13 einsatzbereite Spieler zur Verfügung standen. Zwei lokale Gesundheitsämter verboten aber dem gesamten Team das Verlassen seiner kollektiven Quarantäne. Neapel hielt sich dran, wurde vom Sportgericht aber bestraft, während im Falle der Juventus-Spieler die Urteile noch ausstehen. Gegen die Wertung des Sportgerichts legte Neapels Präsident Aurelio de Laurentiis Berufung ein. Das juristische Tauziehen dürfte noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Im Hintergrund machen auch schon die Fernsehsender mobil. Sie hätten gern, dass das ausgefallene Spitzenmatch nachgeholt wird. Hohe Einschaltquoten sind da garantiert.

Über 80 infizierte Spieler seit März

Währenddessen steigen die Corona-Zahlen in der Serie A immer weiter. Mehr als 80 Spieler wurden seit Ausbruch der Pandemie positiv getestet. 35 befinden sich nach Angaben ihrer Klubs gegenwärtig in der individuellen Quarantäne, 49 gelten als genesen. Überhaupt nur zwei Vereine – Bologna und Udinese – kamen bislang ohne positiven Fall durch die Pandemie. Einer der letzten Fälle ist Denis Dragus vom FC Crotone. Er holte sich das Virus im Kreise der U21-.Nationalmannschaft Rumäniens. Crotone kommt nun aus der Gruppenquarantäne, um gegen Juventus, selbst in Person seines Top-Stars Ronaldo betroffen, zu spielen. Es sind alarmierende Verhältnisse. Und auch die Länderspielpause mit der “Blasenmischung” von Klubs und Nationaltams scheint rückblickend wenig klug gewesen zu sein und verschärft die Problemlage zusätzlich. Ein Abbruch der Serie A ist derzeit allerdings nicht zu erwarten, nur die Verwirrung nimmt von Tag zu Tag zu.