Djokovic-Disqualifikation bei den US Open: Skandal oder Gerechtigkeit?

Überreaktion oder regelkonforme Entscheidung der Turnierleitung? Die Disqualifikation des Turnierfavoriten Novak Djokovic bei den US Open sorgt für sehr geteilte Meinungen in der internationalen Presse.

Die einen wittern eine Verschwörung. Die anderen sehen in den Charakterzügen Novak Djokovics begründet, weshalb der Serbe sich solch einen Fehltritt leistete. Die Reaktionen auf die Disqualifikation von Novak Djokovic bei den US Open sorgt für sehr unterschiedliche Auffassungen in der internationalen  Presse.

Der serbischen Weltranglistenerste hatte offenbar sehr verärgert eine Linienrichterin mit einem achtlos weggeschlagenenen Tennisball an der Kehle getroffen. Die Frau sackte danach zu Boden und musste behandelt werden. “Djokovic verliert die Nerven. Sein Rauswurf macht die ohnehin bizarren US Open noch merkwürdiger”, kommentierte etwa die New York Times. In der serbischen Heimat dagegen wittern die Medien allerdings eher einen Skandal statt einer gerechten Strafe.    

Die Pressestimmen in der Übersicht:     

USA

New York Times: “Djokovic verliert die Nerven. Sein Rauswurf macht die ohnehin bizarren US Open noch merkwürdiger.”

New York Post: “Das Fiasko. Djokovics übertriebene Bestrafung ist furchtbar für die US Open. Der Oberschiedsrichter hat Glück, dass keine Zuschauer in der Arena da waren.”

Washington Post: “Eine unvorstellbare Wende eines ungewöhnlichen Turniers.   

ENGLAND

The Times: “Selbst die größten Djokovic-Fans müssen eingestehen, dass sein Temperament seit Jahren eine tickende Zeitbombe war.”

The Sun: “Shockovic! Ein sensationeller Tritt in den Hintern für Djokovic, unfassbare Szenen auf dem Court.”

Mirror: “Es war definitiv keine Absicht, der Ball nicht mal hart geschlagen. Aber die Entscheidung ist richtig. Ein unfassbares Ende für Djokovics Hoffnung auf einen 18. Grand-Slam-Titel, der so wahrscheinlich ausgesehen hatte. Bis zu diesem Ball.”

FRANKREICH

L’Equipe: “Die Flucht der Nummer eins vom Parkplatz. Eine unfassbare Disqualifikation.”

Le Monde: “Wer hätte Djokovic auf dem Weg zum Titel schon stoppen können? Nur er selbst. Da es kein anderer kann, wirft der Champion sich selbst raus.”    

AUSTRALIEN

The Australian: “Skandal um einen Ball an die Kehle für das ‘Unschuldslamm’. Djokovics Angewohnheit, wie rasend Bälle in den Zaun zu schießen, holt ihn dramatisch ein.”

Sydney Morning Herald: “Djokovics Selbstsucht und sein Narzissmus waren schon lange ein zweischneidiges Schwert. Dadurch, dass er ständig seinen eigenen Wert überhöht, ist er unfähig geworden, sich als etwas anderes zu sehen als den Fixstern im Tennis-Universum, dem alle anderen Bewunderung und Dankbarkeit schulden. Sein Rauswurf ist die perfekte Metapher für sein Jahr, in dem er so viel falsch gemacht hat. Wäre er ein Boxer, hätte ihn der Ringrichter in der ersten Runde rausgenommen.”

NIEDERLANDE     

Telegraaf: “Ein Achtelfinale endet im totalen Drama. Djokovic ignoriert die Warnungen. Er lachte über die Möglichkeit der Disqualifikation.”  

ITALIEN

Gazzetta dello Sport: “Unglaublich. Skandalös. Unerhört. Ein undenkbarer Epilog.”

SPANIEN

Marca: “Außergewöhnlich!!! Eine surrealistische Disqualifikation. Die US Open treffen eine historische Entscheidung.”

SERBIEN

Sportski zurnal: “Skandal in New York. Rote Karte für Djokovic. Eine schockierende Entscheidung der Schiedsrichter. Djokovic wurde wegen eines Zufallstreffers bestraft.”

Blic: “Skandal! Djokovic ist Opfer einer noch nie dagewesenen Ungerechtigkeit. Er hatte nicht die Absicht zu treffen, und der Schlag war nicht hart.”

Kurir: “Roger Federer wäre nicht disqualifiziert worden. Dies ist der Beweis, dass Djokovic nicht gleich behandelt wird. Der Schweizer hat 2009 in Melbourne ein Kind getroffen, und alle haben gelacht.”

Informer: “Djokovic brutal beraubt! Eine schreckliche Ungerechtigkeit.”

jst/ck (sid/dpa)


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    Ein Küsschen zum Trost

    Peinlich, peinlich! Ausgerechnet beim Heimturnier in Wimbledon fällt “Gentleman” Tim Henman 1995 aus der Rolle. Ein wütend weggeschlagener Ball trifft ein Ballmädchen am Kopf. Henman wird disqualifiziert. Er ist der erste Spieler, dem das in Wimbledon passiert. Danach kriecht er öffentlich zu Kreuze, entschuldigt sich mit Blumenstrauß bei dem Mädchen – und ein Versöhnungsküsschen gibt es auch.


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    Ebenfalls 1995 sorgt Jeff Tarango für einen Eklat in Wimbledon. Er legt sich mit Referee und Publikum an, packt dann seine Sachen und geht. Ehefrau Benedicte lauert dem Schiri in den Katakomben auf und verpasst ihm zwei Ohrfeigen. Die Strafe für ihren Mann: 63.000 US-Dollar und ein zweijähriger Bann von allen Grand-Slams, später reduziert auf 20.000 Dollar und ein Jahr Sperre in Wimbledon.


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    Es ist keine Absicht, die Folgen sind dennoch blutig: Aus Frust tritt Daniel Nalbandian beim Turnier in Queens 2012 gegen die Holzumrandung des Linienrichter-Stuhls. Ein Splitter verletzt den Referee am Unterschenkel. Nalbandian wird disqualifiziert und zahlt 70.000 US-Dollar. Im gleichen Jahr besprenkelt er den Schiedsrichter bei den Australien Open mit Wasser, zahlt dafür aber nur 8.000 Dollar.


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    Das geht ins Auge! Wütend drischt der 17-jährige Kanadier Denis Shapovalov im Februar 2017 einen Ball durch die Gegend und trifft den Schiedsrichter mitten im Gesicht. Das Auge schwillt sofort an, später muss der Referee sogar operiert werden. Die Augenhöhle ist gebrochen. Shapovalov wird disqualifiziert, Kanada scheidet aus dem Davis Cup aus. Außerdem gibt es eine Geldstrafe von 7.000 US-Dollar.


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    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons, Jens Krepela



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