COVID-19 in Afrika: Pandemie weniger schlimm als erwartet

Das SARS-CoV-2-Virus hat Afrika nicht so schlimm getroffen, wie Experten befürchteten. Warum, lässt sich aufgrund der schlechten Datenlage nur schwer sagen. Unklar ist auch, ob Afrika nur die Ruhe vor dem Sturm erlebt.

Hunderttausende Tote, vielleicht sogar Millionen, schwere Infektionen, die die ohnehin wackeligen Gesundheitssysteme kollabieren lassen, so malten sich Experten die COVID-19-Situation in den meisten Ländern Afrikas aus. Mehr als vier Monate später kann man sagen: Das Horrorszenario ist nicht eingetreten.

Während Infektions- und Sterbezahlen auf anderen Kontinenten zwischendurch explodierten, blieb Afrika von einer hohen COVID-19-Mortalitätsrate verschont. Und das, obwohl sich die Menschen in Städten wie Dakar und Lagos gegenseitig auf den Füßen stehen. Viele leben in Armut und unter höchst bedenklichen Hygienebedingungen. 

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Schwierige Aufklärung in Kamerun

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Kaum Bewusstsein für Corona in Kamerun

Wissenschaftler haben sich deshalb in einer Analyse mit den möglichen Gründen für den glimpflichen Verlauf der Corona-Pandemie befasst. “Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, Ausgangssperren und die Schließung von Schulen wurden in Afrika, im Vergleich zu anderen Kontinenten, früh umgesetzt. Oft noch bevor ein afrikanisches Land einen einzigen Coronafall hatte”, heißt es in der Veröffentlichung.

“Wir wissen, dass die Maßnahmen wirken”

Die Autoren führen diese frühe Handlungsbereitschaft auf die Erfahrungen vieler Länder mit anderen Infektionskrankheiten wie Ebola und dem Lassa-Fieber zurück. Die schnelle Reaktion habe sehr wahrscheinlich zu einer langsameren Ausbreitung der Infektion geführt.

“Wir wissen, dass die Maßnahmen wirken”, sagt auch der Mediziner Edward Chu, Emergency Medicine Advisor bei Ärzte ohne Grenzen. “Allerdings sind strenge Maßnahmen nur schwer über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten. Wir können also davon ausgehen, dass mit weiteren Lockerungen auch die Infektionszahlen ansteigen werden.”

Trotzdem muss es weitere Gründe dafür geben, dass der schlimmste Fall nicht eingetreten ist, denn “die meisten Menschen arbeiten im informellen Sektor, beispielsweise auf traditionellen Märkten, wo strenge Lockdown-Maßnahmen nicht durchsetzbar sind”, schreiben die Forscher.

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Mit Graffiti gegen die Pandemie

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Mit Graffiti gegen die Pandemie in Togo

Jugendlicher Kontinent

Das Alter zum Beispiel, könnte ein Grund sein. Im Schnitt ist die Bevölkerung des afrikanischen Kontinents 19,7 Jahre alt – nur halb so alt wie die Menschen in den USA. Das neuartige Coronavirus infiziert zwar auch die Jungen, doch es sind vor allem die Alten, die mit schweren Verläufen in die Krankenhäuser kommen und an der Infektion sterben.

Die niedrigen Infektionszahlen könnten ebenfalls mit dem geringen Durchschnittsalter auf dem Kontinent zusammenhängen: Junge Menschen sind häufiger asymptomatisch. Weil sie nicht spürbar krank werden, lassen sie sich seltener testen und untersuchen, sagt Chu – vor allem dann nicht, wenn das Gesundheitssystem des Landes ohnehin wackelig ist und die Testkapazitäten gering seien. 

“Die mangelnden Testkapazitäten machen es extrem schwierig zu sagen, wie stark die Pandemie sich tatsächlich auf die Bevölkerungen der afrikanischen Staaten auswirkt”, sagt Chu.

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Komplexe Lage im Kongo

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Im Kongo kommen Masern und COVID-19 zusammen

Viele Parasiten – gutes Immunsystem?

Die Wissenschaftler der in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Analyse führen als weiteren Grund für den vergleichsweise milden Pandemieverlauf das Immunsystem ins Feld. “Es wird zunehmend erkannt, dass das Immunsystem nicht nur durch die Genetik, sondern auch durch Umweltfaktoren, wie die Exposition gegenüber Mikroorganismen und Parasiten, geprägt wird. So wird das Immunsystem  trainiert, sich gegen eindringende Krankheitserreger zu schützen”, schreiben die Forscher.

Das könnte den Verlauf einer Infektionskrankheit entscheidend abmildern und ein weiterer Grund sein, weshalb die erwarteten hohen Opferzahlen in Afrika bisher ausgeblieben sind. Der Immunologe und Parasitologe Achim Hoerauf erforscht diese Hypothese am Universitätsklinikum in Bonn. Er interessiert sich vor allem für Würmer, die in vielen afrikanischen Ländern mehr oder weniger harmonisch als Parasiten im Körper der Menschen leben. 

Diese Harmonie ist nur deshalb möglich, weil die Würmer in vielen Fällen keine starke Immunantwort verursachen, sondern dem Immunsystem mit bestimmten Sekreten signalisieren, dass kein Grund zur Aufregung besteht. “Es könnte sein, dass die COVID-19-Infektion so besser toleriert wird”, sagt Hoerauf. Eine übermäßige heftige Immunantwort  ist eine Ursache für schwere COVID-Verläufe.

Während Parasiten möglicherweise einen milden Infektionsverlauf begünstigen, sind es die nicht infektiösen Krankheiten, die die großen Probleme verursachen: Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht und Diabetes Typ 2 steigern nicht nur das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs, sie sind vor allem typische Krankheiten westlicher Industrieländer.  Jedenfalls noch. In den urbanen Regionen afrikanischer Staaten haben auch diese Zivilisationskrankheiten bereits Einzug erhalten.  

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Tansania im Corona-Sog

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Tansania im Corona-Sog

“Kollateralschäden sind oft viel akuter”

Auch wenn der erwartete große Knall bisher ausgeblieben ist, verschont hat SARS-CoV-2 Afrika ganz und gar nicht. “Das Virus hat indirekt enorme Auswirkungen auf viele Menschen in den afrikanischen Staaten. Die Kollateralschäden, die durch die Pandemie-Maßnahmen entstanden sind, könnten in vielen Ländern viel akuter sein, als die direkten Schäden durch das Virus”, sagt Mediziner Chu. Hier triffst es die jüngsten am härtesten, betont Chu. Gerade für Kinder hätten Nahrungsmittel- und Medikamentenengpässe oft fatale Folgen. 

So berichtete die Organisation UNAIDS bereits im Mai von Engpässen antiretroviraler Medikamente, die für die Therapie von HIV unerlässlich sind. Durch die Abriegelung der Landesgrenzen und den zeitweise eingestellten Flugverkehr tat sich eine Versorgungslücke auf, die dadurch verschärft wurde, dass die HIV-Medikamente auch zur Behandlung von COVID-Patienten eingesetzt wurden.

UNAIDS und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben analysiert, dass diese Maßnahmen zu zusätzlichen 500.000 Aids-Toten führen könnte. Die Hilfsorganisation Oxfam warnte im Juli davor, dass die Pandemiemaßnahmen bis zum Ende des Jahres zu 12.000 Hungertoten täglich rund um den Globus führen könnte.

Sechs der von Oxfam benannten zehn “extremen Hunger-Hotspots” befinden sich in Afrika. 


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Träger der Pest

    In Flöhen sind die Gesundheitsbehörden von zwei Countys in Arizona fündig geworden: Yersinia pestis – der Erreger der Beulenpest. Der Floh kann das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Dort müssen die Menschen nun besondere Vorsicht walten lassen: sich von Wildtieren fernhalten und ihre Haustiere mit Medikamenten vor den Parasiten schützen.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Nicht ganz ungewöhnlich

    In den USA sind Pestfälle zwar selten, jedes Jahr kommen aber durchschnittlich sieben Infektionen beim Menschen vor. Erst im Juni hatten sich in New Mexico drei Menschen angesteckt. Medizinisch hat die Pest in entwickelten Ländern ihren Schrecken verloren. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln. Bleibt sie indes unbehandelt, verläuft sie oft tödlich.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Vorsicht, auch wenn sie niedlich aussehen!

    Im Yosemite-Nationalpark waren 2015 zwei Besucher an der Pest erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von solchen süßen Streifenhörnchen oder von Eichhörnchen. Mitte August sperrte die Parkbehörde einen Campingplatz, nachdem in zwei toten Eichhörnchen Pesterreger gefunden wurden. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 300 Pestfälle – die meisten in Madagaskar, der DR-Kongo und Peru.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Nicht nur die Pest ist gefährlich

    Es gibt viele andere Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können – sogenannte Zoonosen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet. Deshalb sollten Haustiere regelmäßig mit den nötigen Medikamenten behandelt werden.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Fieber dank Miezekatze

    Katzen und Hunde – die besten Freunde des Menschen – können zum Beispiel das Bakterium “Campylobacter jejuni” übertragen, das Durchfall verursacht. Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und Entzündungen hervorrufen können. Und eine Toxoplasmose, ausgelöst durch den Parasiten Toxoplasma gondii, kann bei einer Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen führen.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Infektionsweg über mehrere Tiere

    Eine Virusinfektion, die fast nur auf dem Lande vorkommt, sind die Kuhpocken. Mäuse, die auf Kuhweiden leben, nehmen die Viren aus dem Kot der Rinder auf. Dann fressen Katzen die Mäuse und spielen abends mit den Menschen. Setzt es beim Raufen mal einen Kratzer infiziert sich der Mensch.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Krank durch Kriechtiere

    Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Papageienkrankheit

    Die Papageienkrankheit ist eine Zoonose, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich werden kann. Auslöser ist eine Chlamydien-Art. Sie trifft vor allem Papageie, Wellensittiche und Tauben. Der Mensch infiziert sich damit meist über den eingetrockneten Kot der Tiere. Der wird mit dem Staub in der Luft aufgewirbelt.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Krankheiten vorbeugen

    Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Stechende Gefahr

    Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Reineke Fuchs

    Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Entwarnung

    Im Allgemeinen – das betonen die Forscher – überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen – und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.

    Autorin/Autor: Gudrun Heise, Fabian Schmidt



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