20 Jahre sind Lionel Messi offenbar genug: Der argentinische Superstar will beim FC Barcelona kündigen und den Katalenen den Rücken kehren. Fraglich ist nur, welcher Klub den teuren Ausnahmeprofi überhaupt bezahlen kann.
Nach 20 Jahren im Verein will Fußball-Superstar Lionel Messi den FC Barcelona noch in diesem Sommer verlassen. Das bestätigte der spanische Spitzenklub am Dienstagabend gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Bereits zuvor hatten die argentinischen Sportsender “Fox Sports Argentina” und “TyC Sports” gemeldet, dass der 33-jährige Argentinier seinem langjährigen Arbeitgeber mitgeteilt habe, er wolle sich einen neuen Verein suchen. Laut Berichten muss Messi dazu eine Klausel in seinem Vertrag ziehen, durch die er am Ende jeder Saison einseitig kündigen kann. Eigentlich ist sein Vertrag in Barcelona noch bis Sommer 2021 gültig.
Wie “TyC Sports” berichtet, habe sich der sechsmalige Weltfußballer nach einem Gespräch mit dem neuen Barça-Coach Ronald Koeman zu diesem nicht nur für ihn einschneidenden Schritt entschieden. Schon am vergangenen Donnerstag hatte der katalanische Privatsender “RAC1” berichtet, dass sich Messi mit Abwanderungsgedanken trage.
“Mutter aller Debakel”
Auch davor hatte es Gerüchte gegeben: Dass Messis Vater sich in Mailand eine Luxuswohnung gekauft habe, wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass sich Messi Inter Mailand anschließen könnte. Der Spieler selbst hatte sich nach dem desaströsen 2:8 im Viertelfinale der Champions League gegen den späteren Titelträger FC Bayern nicht öffentlich zu seiner Zukunft geäußert.
Niedergeschlagen und frustriert: Lionel Messi nach dem 2:8 in der Champions League gegen die Bayern
Die Kritik nach der mehr als deutlichen Niederlage fiel harsch aus: “Historische Erniedrigung”, “Desaster”, “Schande”, eine “historische Lachnummer”, “schwärzeste Stunde der Geschichte” des Klubs, “die Mutter aller Debakel” – die Medien zerrissen Trainer, Spieler und Präsidium in der Luft, “selbst Messi war völlig überfordert”, schrieben sie nach dem Spiel gegen das Team von Triple-Trainer Hansi Flick.
Der anspruchsvolle Floh aus Rosario
Messi, der in der argentinischen Stadt Rosario aufwuchs, kam als Jugendlicher in die katalanische Metropole und wurde in Barças legendärer Fußballschule La Masia ausgebildet. Ein Grund für den Umzug nach Spanien war unter anderem, dass der Klub die Behandlung einer Hormonstörung des Jungen übernahm, die dafür sorgte, dass Messi sehr klein war und nicht im gleichen Maße wuchs, wie seine Altersgenossen. Deswegen und weil er wegen seiner Schnelligkeit nicht zu packen war, bekam Messi den Spitznamen “La Pulga” (“Der Floh”). Am 16. Oktober 2004 wurde Messi erstmals in einem Ligaspiel beim Profiteam der Katalanen eingewechselt. Erster Gegner Messis war Lokalrivale Espanyol Barcelona.
Kein Trainer nach Messis Anspruch: Quique Setien
Zuletzt allerdings hatte das enge Verhältnis zwischen dem Superstar und “seinem” Klub Risse bekommen. Der Top-Star war unzufrieden mit der Transferpolitik des Vereins und beschwerte sich darüber, dass Barcelona keinen Kader habe, mit dem man die Champions League gewinnen könne. Besonders die Verpflichtung von Weltmeister Antoine Griezmann im Sommer 2019 kritisierte Messi immer wieder. Er ätzte zudem öffentlich und teamintern gegen Koemans Vorgänger Quique Setien, den er nicht für einen ausreichend guten Trainer hielt. In der spanischen Meisterschaft kam Barça nach der Corona-bedingten Saisonpause nicht recht in die Gänge. Man startete als Tabellenführer, wurde aber schnell vom Erzrivalen Real Madrid überholt, der sich letztendlich auch die Meisterschaft sicherte.
Wer kann ihn sich leisten?
Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra nahm auf Twitter bereits Abschied von Messi und deutete damit an, dass Barça den Superstar gegen dessen Willen nicht werde halten können: “Katalonien wird immer Dein Haus bleiben. Vielen Dank für die Zeit voller Freude und mit einem hervorragenden Fußball. Wir hatten das Glück, einige Jahre unseres Lebens mit dem besten Spieler der Welt zu teilen.”
Nun stellt sich allerdings die Frage, wohin Messi wechseln könnte. Tatsächlich zu Inter Mailand? Zu Manchester City, wo er erneut unter Pep Guardiola trainieren könnte, mit dem er in Barcelona viele Erfolge feierte. Oder geht es weg aus Europa, in die US-amerikanische Major League Soccer?
Die Klubs werden es sich gut überlegen, ob sie Messi verpflichten sollen. Zwar bekommt man einen absoluten Ausnahmekönner, allerdings ist Messi mit 33 Jahren nicht mehr der Jüngste. Zudem müsste man das Spielsystem komplett auf ihn umstellen und noch dazu das Gehaltsgefüge sprengen. Beim FC Barcelona soll Messi ein garantiertes Gehalt von 35 Millionen Euro im Jahr kassiert haben – hinzu kamen etliche Millionen an Prämien und erfolgsabhängigen Sonderzahlungen.
asz (AP, dpa, SID)