Organspende: Ein neues Herz trotz Corona

0
300

COVID-19 hat die Organspenden in Deutschland zwar ausgebremst, in anderen Ländern brachen die Spenderzahlen allerdings massiv ein. Unklar bleibt, ob durch das Coronavirus der Bedarf an Transplantationen steigen wird.

Mehr als 9000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spendeten im vergangenen Jahr 932 Personen nach dem Tod ihre Organe. Der Bedarf an Niere, Herz und Lunge ist definitiv größer, als das Angebot. Das war auch schon in Vor-Corona-Zeiten so. 

Zwar ist die Bereitschaft zur Spende seit einem Tiefstand 2017 bundesweit wieder gestiegen – wohl auch deshalb, weil das Thema im vergangenen Jahr besondere mediale Aufmerksamkeit erfuhr, als der Versuch, das Organspendegesetz zu reformieren, scheiterte. Es mag also sein, dass seitdem ein paar Menschen mehr einen Organspendeausweis besitzen. Auf eine Million Einwohner kommen, Stand 2019, trotzdem nur 11,5 Organtransplantationen. 

Die gute Nachricht: COVID-19 hat diese Zahlen nicht verringert. Zumindest nicht in Deutschland. “Im März und April ist es im Vergleich zum Vorjahr nicht zu einem deutlichen Rückgang der Organspende in Deutschland gekommen”, heißt es in einem Papier der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).

Stabiles Gesundheitssystem, stabile Spenderzahl

“Mit Beginn der Corona-Pandemie hat die DSO entsprechende Regeln implementiert, sodass potentielle Spender sofort getestet wurden”, lobt Florian Grahammer, Direktor des Universitären Transplantations Centrums der Universität Hamburg-Eppendorf (UKE), die Vorgehensweise der DSO. Die Stiftung fungiert als bundesweite Koordinierungsstelle für die postmortalen Organspenden in Deutschland.

Mehr dazu: Organspende: Was man wissen muss

Im Transplantations Centrum des UKE werden die Patienten nicht nur auf die Transplantationen von Nieren, Leber und Pankreas vorbereitet, auch die Nachsorge findet hier statt. Die Corona-Krise hat zwar nicht zu einem Spenderengpass geführt, so Grahammer, trotzdem hat das Virus im Klinikalltag deutliche Spuren hinterlassen.

“Viele Patienten waren zu Beginn der Pandemie verängstigt, sind nicht in die Ambulanz gekommen und haben Termine abgesagt”, erzählt der Internist Grahammer. Lebendspenden, wie bei einer Nierentransplantation, seien verschoben worden. “Wir haben versucht, vor allem die postmortalen Spenden weiter durchzuführen”, sagt er. Die meisten Organtransplantationen finden nach dem Tod des Spenders statt und müssen schnell gehen. 

Video ansehen 26:06 Teilen

Mein Organ hat eine Seele – Letzte Chance Transplantation

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/3QOXd

Mein Organ hat eine Seele – Letzte Chance Transplantation

Nicht nur die zügig durchgeführten Tests potentieller Spender haben den Betrieb aufrechterhalten, sondern auch die insgesamt stabile Verfassung des deutschen Gesundheitssystems. In Ländern, deren Krankenhäuser unter der Masse an COVID-19-Intensivpatienten kollabierten, brachen auch die Spenderzahlen ein: Italien verzeichnete einen Rückgang der Organspenden um 30 Prozent, Spanien um mehr als 50 Prozent.

Doch auch wer ein dringend benötigtes Organ erhalten hat, ist durch das neuartige Coronavirus weiterhin in Gefahr und gehört zur Hochrisikogruppe. “Insbesondere in Ländern, bei denen das Gesundheitssystem transient [vorübergehend] und regionär [die Region eines Körperteils betreffend] überfordert wurde, lag die Mortalität der transplantierten Patienten nochmals höher”, informiert die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) auf ihrer Homepage.

Mehr dazu: Organspende: Die Rolle der Psyche bei Transplantationen

Mehr Transplantationen durch Corona nötig?

Spätestens seit der ersten in Europa durchgeführten Lungentransplantation an einer COVID-19 erkrankten Patientin an der Medizinischen Universität Wien stellt sich die Frage: Was kommt da noch auf uns zu? 

Obduktionen und Analysen haben ergeben, dass SARS-CoV-2 nicht nur zu einer Lungeninfektion führt, sondern auch weitere Organe wie Nieren, Herz und Gehirn befallen kann. Über 7000 Menschen in Deutschland haben bereits vor Corona auf eine neue Niere gehofft. Wie lang wird diese Warteliste in den nächsten Monaten und Jahren?

Video ansehen 04:39 Teilen

Organspende-Tourismus in Spanien

Versenden Facebook Twitter google+ Tumblr VZ Xing Newsvine Digg

Permalink https://p.dw.com/p/362Ru

Organspende-Tourismus in Spanien

Florian Grahammer kann darüber, genau wie alle anderen Experten, nur spekulieren. “Auch wenn viele Menschen das Gefühl haben, dass wir uns schon sehr lange mit Corona beschäftigen, stehen wir, was Beobachtungen und belastbare Studien angeht, noch ganz am Anfang.” Genaues weiß man also nicht. 

Vorstellbar sei ein Anstieg des Spenderorganbedarfs allerdings auch deshalb, weil schwere Organschädigungen durch eine Infektion wie COVID-19 häufig weitere Funktionsverluste im Laufe der Jahre nach sich ziehen. Im ungünstigsten Fall bleibt dann nur eine Transplantation. 

Die Vorbereitung auf dieses worst case-Szenario ist indes nicht so einfach. Wichtig sei es, dass der Transport der Organe und der Schutz der Patienten auch während einer Pandemie gewährleistet seien. SARS-CoV-2 wird kaum das letzte Virus sein, das uns heimsucht.

Außerdem hofft Grahammer, dass die Organspende noch mehr positive Aufmerksamkeit bekommt. Und damit mehr potentielle Spender. 


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Wunderwerk der Natur

    Das Herz ist ein Wunderwerk der Natur: Der faustförmige Hohlmuskel zieht sich etwa siebzigmal in der Minute zusammen und pumpt so am Tag bis zu 10.000 Liter durch den Körper. Und das ein Leben lang. Wenn nötig – beim Joggen etwa – transportiert das Herz sogar fünfmal so viel Blut durch den Körper.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Doppelte Arbeit

    Eigentlich besteht unser Herz aus zwei Pumpen. Denn es gibt nicht nur einen Blutkreislauf, sondern gleich zwei. Die rechte Herzkammer pumpt Blut in die Lunge, wo es sich mit Sauerstoff auftankt. Gleichzeitig befördert die linke Herzkammer die gleiche Menge Blut in den Körperkreislauf. Gar nicht so einfach. Denn im Körperkreislauf herrscht viel höherer Druck als im Lungenkreislauf.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Bumm, Bumm

    Jede Herzhälfte besteht aus einem Vorhof und einer Herzkammer. Das Blut kann nur in eine Richtung fließen, da sich zwischen den Vorhöfen und den Kammern sowie zwischen den Kammern und den sich anschließenden Gefäßen Herzklappen (grün) befinden, die wie Rückschlagventile arbeiten.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Echte Muskelarbeit

    Das Herz ist nur ein Muskel – aber ein ganz besonderer. Er ähnelt denen an Arm und Bein, denn er kann sich genauso schnell und kraftvoll zusammenziehen. Aber er ist besonders ausdauernd und ermüdet nicht. Außerdem sind alle Herzmuskelzellen miteinander gekoppelt, damit immer der gesamte Herzmuskel gleichzeitig kontrahiert.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Natürlicher Schrittmacher

    Versuchen Sie mal, Ihr Herz durch Willenskraft am Schlagen zu hindern! Das klappt nicht, da das Herz nicht von Nerven gesteuert wird, sondern seinen eigenen Taktgeber hat: Spezielle Muskelzellen im Sinusknoten erzeugen regelmäßig einen kleinen Stromstroß, der sich blitzschnell über das ganze Herz ausbreitet und es kontrahieren lässt. Ist der Sinusknoten defekt, übernimmt der AV-Knoten.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Aus dem Takt

    Kommt das Herz aus dem Rhythmus, beispielsweise beim Kammerflimmern, entspannt es nicht mehr, sondern bleibt ständig verkrampft. Dann kann das Organ kein Blut mehr pumpen. Ein Schockgeber, der Defibrillator, unterbricht die lebensbedrohliche ständige Erregung im Herzen, damit der natürliche Taktgeber wieder übernehmen kann. Auch ein Laie kann das Gerät bedienen.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Lebensretter

    Schlägt das Herz eines Patienten zu langsam, hilft ein künstlicher Herzschrittmacher nach. Das Gerät erzeugt elektrische Impulse und leitet sie an den Herzmuskel weiter. Erstmals implantierten Ärzte einen Schrittmacher im Jahr 1958. Ein moderner Herzschrittmacher hat eine Funktionsdauer zwischen fünf und zwölf Jahren, durchschnittlich sind es acht Jahre.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Am offenen Herzen

    Um am Herzen operieren zu können, müssen die Ärzte es kurzzeitig stoppen und den Kreislauf stilllegen – eigentlich ein Todesurteil. Aber in den 50er Jahren lösten Wissenschaftler das Dilemma: Sie entwickelten die Herz-Lungen-Maschine. Das Gerät übernimmt für kurze Zeit die Funktion von Herz und Lunge, reichert das Blut mit Sauerstoff an und pumpt es durch den Körper.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Durch die Leiste ins Herz

    Die moderne Medizin ermöglicht es, das Herz zu untersuchen oder es zu operieren, ohne den Brustkorb des Patienten aufzuschneiden. Dazu führt der Arzt einen Herzkatheter – quasi einen dünnen Kunststoffschlauch – durch Leiste, Ellenbeuge oder Handgelenk ein und schiebt den Schlauch über Venen oder Arterien bis zum Herzen. Der Patient wird vorher nur örtlich betäubt.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Faltbare Herzklappe

    Ist eine der Herzklappen kaputt oder ausgeleiert, muss eine neue her. Ärzte greifen entweder zu biologischem Ersatz vom Schwein oder zu mechanischen Herzklappen aus Metall. Inzwischen gibt es auch künstliche Herzklappen, die zusammenfaltbar sind (siehe Foto) und sich daher minimal-invasiv über einen Katheter einsetzen lassen. Eine Operation am offenen Herzen ist dann nicht mehr nötig.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Verstopfte Gefäße

    Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Blut, sprich Nährstoffen und Sauerstoff. Verstopft eines dieser Gefäße, stirbt das nicht mehr durchblutete Gewebe ab – Herzinfarkt! Mit einem Bypass überbrückt der Herzchirurg die verengte Stelle (im Bild grün). Dafür nimmt er eine Vene des Patienten, die nicht mehr gebraucht wird, oder eine Gefäßprothese aus Kunststoff.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Lebensretter aus Metall

    Ist ein Herzkranzgefäß verengt, kann der Arzt einen Katheter in das Blutgefäß einführen und die Engstelle mit einem Ballon aufdehnen. Damit sich das Gefäß hinterher nicht wieder zusammenzieht, hält man es mit einem Stent offen: Das sind feine Hülsen aus Metall, welche die Blutgefäßwand von innen stützen. Die Röhrchen können zusätzlich auch mit Medikamenten beschichtet sein.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Wenn das eigene Herz nicht mehr will

    Die erste Herztransplantation führten Herzchirurgen im Jahr 1967 durch. Damals eine Sensation. Inzwischen ist die OP keine Seltenheit mehr: Pro Jahr transplantieren Ärzte weltweit einige Tausend Spenderherzen von verstorbenen Menschen. Die Empfänger müssen allerdings ein Leben lang Medikamente nehmen, die verhindern, dass der eigene Körper das fremde Organ abstößt.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Leben auf Pump

    Spenderherzen sind rar. Wenn das eigene Herz nicht mehr richtig funktioniert, etwa bei einer Insuffizienz, lässt es sich mit einem Kunstherz unterstützen. Das eigene, kranke Herz bleibt im Körper, unterstützt wird es von einer implantierten Pumpe. Antrieb und Energieversorgung der Pumpe liegen außerhalb des Körpers.


  • Das Herz – ein schlagendes Wunderwerk

    Ein künstliches Herz

    Traum der Forscher ist ein Kunstherz, welches das kranke Herz des Patienten vollständig ersetzt. Es soll ohne Verbindungsschläuche zur Außenwelt in den Körper eingesetzt werden können und wartungsfrei viele Jahre schlagen. Prototypen gibt es bereits.

    Autorin/Autor: Brigitte Osterath